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FC Hradec Králové |
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17.07.2010, Všesportovní stadion, Gambrinus Liga |
1905 wurde der SK Hradec Králové gegründet, der seine größte Zeit in den 1960er Jahren haben sollte. Zur Saison 1959/60 war der TJ
Sparta Hradek Králové, wie man mittlerweile hieß, in die Eliteliga der Tschechoslowakei aufgestiegen und wurde sensationell sofort
in der folgenden Saison Landesmeister, um in der darauffolgenden Spielzeit Panathinaikos Athen aus dem Europapokal der Landesmeister
zu werfen und schließlich am FC Barcelona zu scheitern. An diesen Erfolg konnten die heutigen Gastgeber, die bereits 1922 einmal im
Finale um die tschechische Meisterschaft gestanden hatten, nicht mehr anknüpfen. Vielmehr begann man zwischen erster und zweiter
- zum Teil sogar dritter - Liga hin und her zu pendeln, bevor man sich in den 1990er Jahren für etwas länger im Oberhaus der Tschechischen
Republik festsetzen konnte. 1995 konnte man sich als Pokalsieger einen weiteren Titel auf den Briefkopf schreiben, aber fünf Jahre später
stieg man wieder ab und mußte 2003 sogar mal wieder in der CFL, also auf Level drei, antreten. 2005 kehrte man in die Druhá Liga zurück, die
man in der vergangenen Spielzeit als Erster abschloß, so daß der FC Hradec Králové, wie man mittlerweile heißt, zur aktuellen Saison
wieder in der höchsten Spielklasse angekommen ist.
Am ersten Spieltag wird dem Zweitligameister die Rolle des Punktelieferanten aufgezwungen werden, wie sich alle Experten in ihrem Tips
einig sind. Immerhin geht es gegen das älteste und erfolgreichste Team des Landes, Rekordmeister AC Sparta Praha, der auch in der
aktuellen Spielzeit als Titelverteidiger ins Rennen geht und 1922 der Gegner war, gegen den Hradec Králové im Endspiel verloren hatte.
Der FC Hradec Králové akzeptiert diese Rolle freilich überhaupt nicht und geht gegen einen sehr verhalten wirkenden AC Sparta munter
zur Sache, so daß der Treffer zum 1:0, den Thomas Razek nach einer Viertelstunde nach einem Freistoß erzielt, durchaus verdient ist.
Bis zur Halbzeit ist von Sparta wenig zu sehen, danach aber legt der Meister an Tempo zu und setzt die Gastgeber unter Druck. Der Ivorer
Wilfried Bony ist es, der nach 55 Minuten zum Ausgleich trifft, und es folgen weitere Chancen für Sparta, aber erneut fügt sich Hradec
Králové nicht in sein Schicksal, sondern beißt zurück, und Vaclav Pilaer ist es, der sechs Minuten nach dem Ausgleich mit einem Schuß von
links für die erneute Führung des Außenseiters sorgt, ein Treffer, der den Meister ratlos hinterläßt, denn Sparta ist jetzt so geschockt -
oder lethargisch -, daß man bis zum Schlußpfiff keine nennenswerte Chance mehr zustande bringt.
Da die Anlage den UEFA-Sicherheitsbestimmungen nicht genügt, die auch für die erste Tschechische Liga gelten, ist die Kapazität des
Stadions für die aktuelle Spielzeit auf 6000 Zuschauer reduziert worden, und es heißt am Vortag, daß nur noch 575 Tickets zu haben sein
werden, wobei das Gästekontingent bereits ausverkauft und ohnehin nur in Prag bei Sparta erhältlich sei. Am Ende scheint man sich allerdings
in Hradec Králové entschieden zu haben, diese Auflage zu
ignorieren, denn es sind deutlich mehr Zuschauer beim Spiel als offiziell mit "6000 - ausverkauft" angegeben und auch der Gästeanhang ist
deutlich größer, wobei mindestens zweimal so viele Sparta-Fans wie im Gästeblock im angrenzenden Bereich auf der Tribüne zu finden sind.
Beide Seiten supporten recht durchgängig ihre Teams, wobei auf Sparta-Seite auch immer mal wieder pyrotechnisches Material zum Einsatz kommt
und einmal die Standfestigkeit des Zauns mit starkem Gerappel getestet wird - dabei verletzt sich ein Sparta-Fan, der kurz danach aus dem
Block geholt wird und von Sanitätern einen Kopfverband erhält.
Das Všesportovní Stadion - das heißt soviel wie Multisportstadion - ist eine große Schüssel, die komplett mit Sitzplätzen ausgestattet
ist und eigentlich 25000 Zuschauern Platz bietet. Ein Großteil der Plätze, nämlich in den Kurven und vor der Gegentribüne, ist in Form von
Bänken vorhanden, auf denen die einzelnen Plätze nicht wirklich separiert, sondern nur abgezeichnet sind - der Rest ist mit Schalensitzen ausgestattet - im Falle eines Hintertorbereichs in Form von
auf die Laufbahn gestellten unüberdachten Stahlrohrtribünen. Die Bänke selbst präsentieren sich - wenn auch teils sichtlich etwas verwittert -
stabil und weder baufällig noch in irgend einer Form einfach demontierbar. Was die teilweise Sperre der Anlage zusätzlich absurd scheinen läßt, ist,
daß kein Bereich des Stadions gesperrt ist und man sich prinzipiell niederlassen kann, wo immer man gerade Lust hat. Ob die UEFA-Bestimmungen für internationale
Spiele Sinn machen, ist ja alles anderes als unumstritten, sie auf die Gambrinus-Liga anwenden zu wollen, erscheint dagegen völlig abwegig.
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