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SC Jülich 10/97 |
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Fußballverband Mittelrhein LL MR 2 im WDR-Videotext |
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16.03.2005, Karl-Knipprath-Stadion, Landesliga Mittelrhein 2 |
Der SC Jülich 1910 hatte seine 'Minutes of Fame' zwischen 1969 und 1971. In diesen drei Jahren dominierte man nicht nur die
Amateurliga Mittelrhein nach Belieben und wurde jeweils mit 49-7 Punkten Staffelmeister (zweimal sogar bei sieben Remis ohne
jede Niederlage), sondern sicherte sich auch jeweils die Deutsche Amateurmeisterschaft in Endspielen gegen Erkenschwick, Eintracht Braunschweig A und VfB Stuttgart A, aber auf die fällige Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur damals zweitklassigen Regionalliga
verzichteten die Schwarz-Weißen jedes Mal und so blieb man dem Amateurfußball erhalten. Ganz verstanden hat man das damals wohl nicht, so soll es nach der ersten Mittelrheinmeisterschaft in der Jülicher Presse geheißen haben: Will Jülich 10 nicht in die Regionalliga West? Aufstieg oder Amateurmeisterschaft? Jülich 10 muß sich bis zum 23.04.1969 endgültig entscheiden? Alle sprechen vom Aufstieg, nur Jülich 10 nicht! Die goldene Zeit der Hausherren ist inzwischen ebenso Geschichte wie die Amateurmeisterschaft, die 1998 zum letzten Mal ausgespielt wurde (und an Tennis Borussia Berlin ging). Jülich 1910 spiele noch einige Jahr im höherklassigen Amateursport, mußte aber 1997 aufgeben. Es folgte 'Rückzug durch Konkurs' und Vereinsauflösung, so heißt es da kurz und schmerzlos, aber auch ein Neuanfang, denn der SC Jülich 10/97 wurde gegründet und spielt mittlerweile in der Landesliga, also der sechsthöchsten Spielklasse. Da geht es heute gegen den SV Breinig, der keine vergleichbare Geschichte aufzuweisen hat, dafür aber eine zu Jülich vergleichbare aktuelle Situation, denn beide Clubs stehen knapp oberhalb der Abstiegszone und müssen sehen, sich ein Polster nach unten 'anzufuttern'.
Beide Teams benötigen etwas Zeit, um in die Partie zu kommen und es sind die Gäste vom SV Breinig, denen das als erste gelingt und
und die immer mal wieder vor dem Tor der Hausherren auftauchen. Nach etwa einer halben Stunde ist die Partie bereits wieder etwas
ausgeglichener, aber schließlich fällt der Treffer doch für das Auswärtsteam. Über die 1:0-Führung kann man sich bei Breinig dann allerdings nicht sehr lange freuen, denn der Ausgleichstreffer fällt quasi im Gegenzug und der Torschütze Yasar wird fast zum Matchwinner für den SC Jülich, als er kurz nach Wiederanpfiff zu einem weiteren Treffer kommt. Doch auch die Führung für die Hausherren hat keinen Bestand und in der 58. Spielminute kommt es noch zum letztendlich verdienten Ausgleich. Beim SC Jülich merkt man zwar zu der Partie an, daß 'mehr drin gewesen sei' und hat damit wohl auch in gewisser Weise recht, zumal die Hausherren kurz vor Schluß nur knapp an einem Tor vorbeischrammen, das wohl der Siegtreffer gewesen wäre. Über die gesamte Partie gesehen haben sich die Gäste die Punkteteilung aber sicherlich verdient und so gesehen hat es wohl mit höherer Gerechtigkeit zu tun, daß deren Abwehrspieler Dennis Lange den Ball auf der Torlinie aufhalten kann.
So wie die Erfolge
des SC Jülich ein wenig in die Jahre gekommen sind, kann man das wohl auch über den durchschnittlichen Zuschauer sagen,
der die Spiele im Karl-Knipprath-Stadion verfolgt. Die meisten der Gäste im Karl-Knipprath-Stadion haben das Teenager-Alter sicherlich schon seit Dekaden hinter sich und so kann es nicht überraschen, daß die Atmosphäre aus mit Kommentaren zum Spiel angereicherter Stille besteht. Dabei zeigt sich dann auch, daß der Gastverein auch mit ein paar Anhängern in Jülich vertreten ist, wobei die Gesamtzuschauerzahl, die nach der Partie vermeldet wird, doch eher wie eine recht optimistische Schätzung wirkt. Vielleicht ist es ein Nachteil für den SC Jülich und seinen Schatzmeister, daß im nahegelegenen Zelt des Circus Roncalli die Höhner aufspielen, eine Stimmungskapelle aus Köln mit starkem Karnevalseinschlag, die wohl eine vergleichbare Klientel anlockt wie der SC Jülich und von daher einige potentielle Beobachter der Partie vom Besuch abgebracht haben könnte.
Das Karl-Knipprath-Stadion trug bis 1990
die Bezeichnung Rurstadion und ist auch tatsächlich in unmittelbarer Nähe des gleichnamigen Flusses gelegen. Der heutige Namensgeber war - wie eine Tafel im Eingangsbereich verkündet - nicht nur langjähriger Bürgermeister von Jülich, sondern hat sich als Vorsitzender des Vereins auch um den SC Jülich 10 verdient gemacht. Die Längsseiten des Stadions sind mit Betonstufen ausgebaut, wobei auf der einen
Seite Holzbänke auf die Stufen montiert sind und auf voller Breite eine Überdachung hinzukommt, was eine ausgewachsene - wenn auch recht flache - Haupttribüne ergibt. Im mittleren Bereich sind die Bänke rot gefärbt und auf einem Schild steht zu lesen, daß es sich hier um die Sitzplätze für 'Ehrengäste, Presse, Vorstand - auch Vorstand Gästeverein' handelt. Die restlichen Bänke sind weiß, frei verfügbar und wohl auch für den genannten Kreis gut genug, denn es hat sich überhaupt niemand in den Ehrenbereich verirrt. Gegenüber sind sechs Stufen zu finden, während die Hintertorbereiche nicht weiter ausgebaut sind, wenn man davon absieht, daß auf der einen Seite die Vereinskneipe untergebracht ist und zwar im ersten Stock, so daß man das Geschehen von hier aus aus etwas erhöhter Perspektive verfolgen kann. Dazu kommt eine Flutlichtanlage, die Abendspiele wie das heutige möglich macht, auf weiteren Schnickschnack hat man aber verzichtet, so daß sich ein eher funktionell gehaltenes, aber allemal besuchenswertes Stadion ergibt.
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