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Dynamo Kiew vs. Borussia Dortmund 2:2 |
schwatzgelb.de Borsigplatz 88 |
Der erste Spieltag der UEFA Champions League führt die Borussia aus Dortmund
in die Ukraine, wo es bei Dynamo Kiew um das Erreichen einer guten Ausgangsposition für die weiteren Gruppenspiele geht. Insbesondere die Tatsache, daß viele den FC Liverpool für den klaren Gruppenfavoriten halten und davon ausgehen, daß Dynamo und Borussia die Plätze zwei und drei unter
sich ausmachen werden, lassen die Partie reizvoll erscheinen. Im Laufe des Tages erhält die Partie einen völlig neuen Stellenwert, als der kriegerische Anschlag auf die Vereinigten Staaten von Amerika auch in Kiew bekannt wird und den Großteil der Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit auf Themen leitet, die der Bedeutung von sportlichem Erfolg oder Mißerfolg eine nebensächliche Rolle zuweist.
Dynamo kommt deutlich besser in die Partie als das umständliche und harmlose Team aus Dortmund, das sich bis zur
Halbzeit bei Keeper Jens Lehmann bedanken kann, nicht bereits mit 0:4 hinten zu liegen. Einmal klärt Lehmann per Reflex mit der Faust, einmal mit dem Fuß und ist so maßgeblich daran beteiligt, dem BVB eine Ausgangsposition für den zweiten Abschnitt zu verschaffen, die noch nicht völlig verfahren ist. Tatsächlich können Koller und Amoroso die Niederlage für die Borussen verhindern, wobei der Torhüter Kiews beim zweiten Treffer eine sehr schlechte Figur macht, als er einen Schuß von der Strafraumgrenze schräg nach vorne abprallen läßt, anstatt das Leder seitlich aus der Gefahrenzone zu bringen. So kommt man am Ende zu einem Resultat, das voraussichtlich den Dortmundern mehr nutzen wird als ihren ukrainischen Gastgebern. Letztere müssen am Ende noch froh sein, daß nicht alle drei Punkte schließlich im östlichen Ruhrgebiet landen, ist das Dynamo-Team doch bereits Minuten vor Schluß deutlich erkennbar mit seinen Kräften am Ende.
Kartenpreise zwischen 5 und 50 Hrivna (1 DM = ca. 2,40 Hrivna) erscheinen für westeuropäische
Verhältnisse gering, sind jedoch gemessen am Rahmen des Gehaltsgefüges in der Ukraine nicht zu unterschätzen, so daß das Olympiastadion nur zu etwa drei Vierteln gefüllt ist, wobei die größten Lücken offensichtlich im Bereich der mittleren Preiskategorien zu finden sind. Die Fans von Dynamo feuern ihr Team durchgängig mit Plastiktröten an, die den Eindruck erwecken, man befinde sich zur Hauptverkehrszeit auf einer Kreuzung. Auch den einen oder anderen Sprechchor bringen die Ukrainer zustande, der höchste Geräuschpegel entsteht jedoch, wenn sich eine gute Chance für Dynamo zu ergeben scheint und die Menge laut und diffus aufbrüllt. Ansonsten hat man noch ein paar Zaunfahnen und ein recht klein geratenes Block-Trikot zu bieten. Aus Dortmund sind nur etwa 50 Anhänger angereist, die über das Stadion verteilt sind - der größte Teil findet sich im Mittelbock neben dem Spielereingang. Von hier aus fiebert man zwar mit, profiliert sich aber nicht mit Sprechchören oder sonstigen fantypischen Aktionen. Das Olympiastadion ist eine weite, durchgängig doppelstöckige Schüssel, die vom grundsätzlichen Aufbau an Stadien wie das Estadio da Luz in Lissabon und das Olympiastadion in Sarajewo erinnert, und auch hier gibt es auf einer Seite aufgesetzt eine Röhre als Presse- und VIP-Bereich. Die Sitze sind zum Großteil in Braun gehalten, während der zentrale Bereich der Haupttribüne mit ein paar blauen Sitzen ausgestattet ist. Prägend für die Anlage sind auch die mächtigen Flutlichter sowie die oberhalb der Gegengeraden zu sehende Schale, in der einst das olympische Feuer brannte. In einem Punkt allerdings erfüllt das Olympiastadion freilich den heute üblichen europäischen Standard nicht - verfügt es doch ebenso wie die beiden zum Vergleich genannten Arenen über keinen nennenswerten überdachten Bereich.
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