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Lazio Femminile |
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Divisione Calcio Femminile |
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17.01.2004, Flaminio, Serie A Donne |
Seit der Saison 1967/68 wird in Italien in der Serie A um den Titel der Frauenfußballmeisterschaft gespielt,
wobei die heutigen Gastgeberinnen vom SS Lazio bereits wiederholt den Meistertitel nach Rom holen konnten - zuletzt
allerdings vor 15 Jahren im Jahre 1988. Auch in der laufenden Spielzeit werden die Hellblauen am Ende wohl nicht auf
der Spitzenposition zu finden sein, obwohl sie den dritten Tabellenplatz belegen, verfügt doch Tabellenführer Foroni
Verona nach 12 Spielen bereits über einen Vorsprung von neun Punkten. Das klingt zwar nicht uneinholbar, wird aber umso
beeindruckender, wenn man die Bilanz des Spitzenreiters und Titelverteidigers betrachtet, der alle Spiele gewonnen hat und über eine Tordifferenz von 54:7 verfügt. Um irgendwie oben dran zu bleiben, sollten die Lazio-Frauen ihr heutiges Spiel also gewinnen, in dem es gegen den ACF Bergamo geht, der wohl als Shooting Star im italienischen Frauenfußball bezeichnet werden darf. In der Saison 1997/98 kickten die Norditalienerinnen noch in der Serie D, seither durften sie dreimal den Aufstieg feiern und belegten im Vorjahr als Aufsteiger den sechsten Platz in der Abschlußtabelle. Das will Bergamo in der laufenden Saison auf jeden Fall bestätigen und tatsächlich bewegt sich das Team nach Abschluß der Hinrunde in ähnlichen Gefilden und belegt zur Zeit sogar den fünften Platz.
Die Frauen von Lazio versuchen von Spielbeginn an, die Partie zu dominieren, haben aber durchaus ihre Probleme mit den eher defensiv
eingestellten Gästen, die bereits nach fünf Minuten zur ersten echten Chance des Spieles kommen, als eine zurückeilende Spielerin von Lazio in letzter Sekunde für ihre per Heber geschlagene Torfrau klären kann. Nach 19 Minuten schlägt es dann aber doch im Gehäuse der Hausherrinnen ein. Bei einem Freistoß scheint die Mauer nicht besonders gut positioniert zu sein, jedenfalls schlägt das Leder präzise geschossen ins Mauereck ein. Vermutlich käme Lazio ernsthaft in Probleme, würde sich nicht der ACF Bergamo kurz nach dem Führungstreffer eine kleine Auszeit gönnen, in der Lazio eine sehenswerte Kombination gelingt, die mit einem Drehschuß endet, der flach den Weg ins Tor findet und für den Ausgleich sorgt. In der zweiten Hälfte wird die Dominanz Lazios größer und der AFC Bergamo kommt nur noch sehr selten dazu, sich aus der Abwehr zu befreien. Da die Aktionen der Gastgeberinnen jetzt zwingender sind, kommt Lazio im weiteren Verlauf der Partie zu vier klaren Torchancen, aber mit Glück und Geschick gelingt es den Gästen, ihr Tor zu verteidigen und am Ende mit einem Punkt im Gepäck die Rückkehr nach Bergamo antreten zu können.
Obwohl die Zuschauerzahl gerade in einem Stadion wie diesem sicherlich nicht gerade beindruckend ist, kommt doch so etwas wie
Fußballatmosphäre zustande. Zunächst trägt dazu bei, daß sich das Publikum nicht in den Weiten des Grounds verliert, sondern dadurch zusammengehalten wird, daß man nur die Pressetribüne und einen angrenzenden Block für das Publikum freigibt. Zusätzlich haben sich auf beiden Seiten ein paar supportwillige Fans eingefunden. Auf Lazio-Seite hat ein Fan mit einer Irrudicibili-Pudelmütze ein Megaphon mitgebracht und stimmt zusammen mit einer Handvoll Kolleginnen und Kollegen immer wieder Sprechchöre an, während die Anhänger von Bergamo eine Trommel und ein paar Kuhglocken im Gepäck haben, mit denen man die Angriffe seines Teams akustisch begleitet. Weiterhin haben die Bergamo-Fans eine große Schwenkfahne mitgebracht, die zum Intro und beim Verlesen der Teamaufstellung der Gäste in Aktion gebracht und zu den anderen Zeiten im Block ausgebreitet wird. Etwas unglücklich ist vielleicht für die Frauen von Lazio, daß das Männerteam am gleichen Abend eine Spielansetzung in Modena hat, die man als Fan nicht mit dem Besuch des Frauen-Spiels verbinden kann - es ist schwer zu sagen, ob sonst ein paar mehr Fans den Weg ins Stadion gefunden hätten.
Im sehr sehenswerten Stadio Flaminio - benannt nach dem Stadtteil, in dem es liegt - haben auch schon die Männer von Lazio
Heimspiele veranstaltet, ebenso wie die vom Lokalrivalen Roma. Heute handelt es sich bei der Anlage um einen Allseater für 45000 Zuschauer. In den Kurven nehmen die Tribünen einen eher flachen Verlauf, während sie in den Geraden zur Mitte hin ansteigen. Überdacht ist alleine die Haupttribüne, die über eine zieharmonikaartig geknickte Dachkonstruktion mit runden transparenten "Bullaugen" verfügt, die in der fünften Sitzreihe von hinten mit schrägen Trägern abgestützt ist. Im mittleren Bereich gibt es eine Pressetribüne, die zum Teil mit Tischen ausgestattet ist und heute für fünf Euro Eintritt dem "normalen" Publikum zur Verfügung steht. Ansonsten ist die Anlage komplett mit blauen Schalen ausgestattet, die nur auf den Geraden mit Rückenlehnen versehen sind. Flutlichtstrahler gibt es sowohl in den Tribünendächern als auch an geraden roten Flutlichtmasten, an denen jeweils 30 davon Platz finden. Unterhalb der Haupttribüne gibt es noch zwei Reihen von Sitzen, die mit ihrer Bauart als hölzerne Klappsitze ein wenig an eine Schulklasse erinnern. Die Abgrenzungen sowohl innerhalb des Stadions als auch zum Spielfeld hin sind komplett in Plexiglas gehalten. Hauptnutzer des Stadions Flaminio scheinen übrigens momentan Rugby-Spieler zu sein, werden hier doch diverse Länder-Turniere in dieser Sportart ausgetragen.
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