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Olympique Marseille |
supporters-de-marseille.com Ultras Marseille OM Live |
Football Professionnel Français Französischer Fußballverband F.F.F. www.sports.fr/ |
Supras 91 Club des Amis du PSG |
24.01.2004, Stade Velodrome, Coupe de France |
In den meisten Fällen wird der Begriff Derby für Spiele von Lokalrivalen benutzt, in manchen Ländern wendet man ihn
auch auf Begegnungen von Teams an, die eine besondere Rivalität pflegen, ohne daß ihre Spielorte besonders nahe beisammen wären. Das bekannteste Beispiel für diese Art von Derby sind sicherlich die Duelle zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, aber auch die Spiele der heutigen Gegner fallen in diese Kategorie. Zuletzt hatten bei den Partien zwischen Olympique Marseille und Paris Saint Germain stets die Hauptstädter die Nase vorne, die vier derartige Pflichtpiele in Folge gewinnen konnten. Eins dieser Spiele fand im Rahmen des französischen Pokals statt, so wie man auch dieses Mal im Rahmen des Coupe de France aufeinander trifft und das in einer recht frühen Phase des Wettbewerbs, in der noch 32 Mannschaften im Wettbewerb sind. Man kann sich wohl drüber streiten, ob es sich um ein ob der Attraktivität der Partie gutes Los für die beiden Traditionsmannschaften handelt oder um ein angesichts der Schwere des Gegners schlechtes, aber auf jeden Fall ist so ein Spiel zustande gekommen, das Emotionen weckt. In der Liste der Sieger des Wettbewerbs kann man beide Kontrahenten, die ja über weite Strecken zur Elite des französischen Fußballs gehörten, natürlich auch finden. Auch hier war PSG zuletzt der deutlich erfolgreichere der beiden und konnte im Laufe der 90er Jahre dreimal den Pokal in die Hauptstadt holen, den OM seit der Saison 1988/89 nicht mehr hatte erringen können.
Droit au But heißt es im Logo von Olympique Marsseille, was soviel heißt wie Geradeaus zum Ziel und
in zu einem Fußballverein passender Doppeldeutigkeit auch mit Geradewegs zum Tor übersetzt werden kann. Dieses Motto wird von den Spielern der Hausherren am heutigen Tag gleichermaßen vernachlässigt und überbetont. Von einer Überbetonung kann man sprechen, weil die Himmelblauen immer wieder versuchen, den geraden Weg durch die Mitte zu nehmen und so gut wie überhaupt kein Gewicht auf das Spiel über die Flügel legen und sich so einer nicht unbedingt schwer auszurechnenden Spielweise befleißigen. Noch leichter machen sie es dem Gegner mit dem Eiffelturm in Logo und Heimatstadt, weil der Torschuß nicht zu den bevorzugten Varianten im Spiel von OM gehört. Man spielt sich immer wieder den Ball am Strafraum von Saint Germain quer zu und läßt so manche Chance aus, den Ball in Richtung Tor zu schießen. Am Ende steht dann zumeist ein Ballverlust statt einer Chance und in diesem Sinne hätten es die Hausherren tatsächlich öfter mit dem direkten Weg zum Tor probieren sollen. Den ersten Treffer von Paris - dabei macht OM-Torhüter Fabien Barthez keinen allzuguten Eindruck - können die Hausherren noch ausgleichen, doch entscheidende Vorteile können sie sich im weiteren Spielverlauf trotz leichter optischer Überlegenheit nicht erarbeiten. Stattdessen haben die Gäste immer wieder große Chancen und spätestens bis zum Ende der regulären Spielzeit ist der kleine Patzer Barthez' mehr als wettgemacht, hat der Goalie doch mehrmals in höchster Not retten können. Kurz vor der Halbzeit der Verlängerung kommt es dann aber doch zum 1:2, als Sorin dem Torhüter Marseilles keine Chance läßt und für die Entscheidung sorgt. Danach versuchen die Hausherren zwar noch mal, das Tempo zu erhöhen, aber Paris läßt sich davon nicht weiter beeindrucken und bringt das Spiel souverän nach Hause.
Im Gegensatz zu den Ligaspielen der beiden Rivalen, die so gut wie immer ausverkauft sind, gibt es am heutigen Pokalspieltag mehr als
genug Karten, was sich auch für die zahlreichen Schwarzmarkthändler als Überraschung erweist, die sich plötzlich in einer Situation sehen, in der sie ihre Billetts nicht einmal zum Normalpreis an die Kundschaft bringen können. Die Atmosphäre beim Spiel läßt dann aber trotz der freien Sitze wenig zu wünschen übrig. Zunächst liefern die Heimfans ein Intro mit Blockfahnen auf beiden Hintertorseiten und zahlreichen blau-weißen Ballons auf einer davon ab, zusätzlich gibt es sowohl bei den Olympique-Fans als auch bei den Anhängern der Gäste immer wieder Pyroartikel wie bengalische Feuer und Rauch zu sehen, die bei den recht intensiven Zugangskontrollen in der Hafenstadt offensichtlich nicht beanstandet werden. Auch während der Partie gibt es von beiden Seiten immer wieder mal Rauch und Feuer zu sehen, darunter natürlich zum Feiern der jeweils eigenen Treffer. Ansonsten gehen vor allem die Heimfans sehr emotionsgeladen mit der Partie mit, wobei es bei Reaktionen aufs Spielgeschehen besonders laut wird, man aber auch mit Sprechchören eine für ein akustisch doch eher ungünstig gestaltetes Stadion beachtliche Lautstärke erreicht. In der zweiten Hälfte und während der Verlängerung fällt die Stimmung gegenüber dem ersten Abschnitt etwas ab - vielleicht wegen des ungemütlichen naßkalten Wetters -, bleibt jedoch mehr als nur leicht überdurchschnittlich, wobei die gute Laune nach dem Siegtreffer natürlich vor allem auf der Seite der Gäste ist.
Das Stade Velodrome enthält zunächst mal eine Radrennbahn, was bis zum Umbau der Anlage zur Weltmeisterschaft 1998 physisch
galt, seither aber nur noch für die Übersetzung des Stadionnamens gilt. Seit dieser Neugestaltung stehen die vier Tribünen der Anlage dicht am Spielfeld und bilden eine in dieser Beziehung moderne Anlage, die dieses Prädikat insgesamt jedoch besonders angesichts der spärlichen Überdachung eher nicht verdient hat. Nur der Oberrang der Haupttribüne verfügt über ein solches Dach und hier gibt es zwischen den beiden Rängen noch zwei Etagen von vollverglasten Logen, die wohl für VIPs zur Verfügung stehen. Der Rest der Zuschauer steht und sitzt buchstäblich im Regen, was auch für die auf dem Unterrang der Hauptseite an Plätzen mit Tischen untergebrachten Journalisten gilt. Die Hintertortribünen sind nach oben abgerundet und ebenson wie die Tribüne auf der Gegenseite durch Geländer in zwei logische Ränge unterteilt, auch wenn es sich faktisch um einen durchgehenden Rang handelt. Bestuhlt sind alle vier Seiten mit Sitzen in den Vereinsfarben Weiß und Hellblau. Die Gäste sind in einem abgeriegelten Block in einer Diagonale zur Gegenseite untergebracht, wobei vom Hintertorbereich aus eine größere Zahl von Sitzen freigehalten ist und von der Gegenseite aus mit Fangnetzen für die Trennung gesorgt wird. Zur Beleuchtung dient eine unsymmetrische Flutlichtanlage, die auf der Hauptseite aus Strahlern besteht, die im Tribünendach untergebracht sind - zwei davon leuchten aus unerfindlichen Gründen übrigens Teile des Hintertorbereichs der Tribünen aus - und auf der Gegenseite an zwei Masten montiert sind. Anzeigetafeln sind auch im Stade Velodrome vorhanden, eine findet sich oberhalb der Gästefans, die andere in der quer über den Platz gegenüberliegenden Diagonale.
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