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FC Nantes |
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Football Professionnel Français Französischer Fußballverband F.F.F. |
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04.10.2003, Stade de la Beaujoire, Championnat de France |
Am heutigen Samstag findet in Nantes das bretonische Derby des heimischen FC Nantes Atlantique gegen die Regions-
Hauptstädter von Stade Rennais statt, das als eine Partie gilt, die Emotionen weckt und die nicht zuletzt aus diesem Grunde vom französischen Pay-TV-Sender Canal + als Live-Spiel ausgewählt wurde, was eine Austragung um 17:15 Uhr anstelle der in Frankreich sonst üblichen Ansetzung um 20:00 Uhr mit sich bringt. In den letzten Jahren war die Kräfteverteilung meist so, daß die Kanarienvögel aus Nantes das deutlich bessere Team waren, in den oberen Bereichen der Tabelle ihre Runden zogen und gelegentlich - zuletzt 2000/2001 - auch mal den Titel erringen konnten. Mit insgesamt acht Meistertiteln hat Nantes ebensoviele Meistertitel wie Olympique Marseille erringen können und nur der AS Saint-Etienne konnte öfter - zehnmal - nach dem Titel greifen. Stade Rennais wartet noch immer auf seinen ersten Titel und auch in diesem Jahr lautet das Saisonziel eher Erringen eines gesicherten Mittelfeldplatzes - man will in der Hauptstadt der Bretagne nicht wie im Vorjahr bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern.
Nachdem die Partie eher müde beginnt und nicht so recht in die Gänge kommen will, folgt in der 19. Minute ein
wahrer Paukenschlag, als die Hausherren durch einen Weitschuß ins obere rechte Eck in Führung gehen. Das gibt den Canaris Auftrieb und bis zur Pause bleiben die Gastgeber eindeutig das bestimmende Team - für Stade Rennais ist nach der ersten Hälfte nur eine Chance zu vermerken, als man zu einem Freistoß von der Strafraumgrenze kommt, der jedoch schwach geschossen wird. Im zweiten Abschnitt werden die Gäste dann deutlich aktiver, ohne jedoch wirklich zwingende Gelegenheiten erspielen zu können. So erreicht man zwar eine gewisse optische Überlegenheit, die jedoch auch in der Tatsache begründet ist, daß der FCNA einen Gang zurückschaltet, doch von einem Sturmlauf auf das gegnerische Tor kann nicht die Rede sein. Am Ende bringen die Hausherren den Vorsprung recht souverän über die Zeit, obwohl der Schiedsrichter aus völlig unerfindlichen Gründen gleich fünf Minuten nachspielen läßt. Fazit der Partie ist wohl, daß sich auch in diesem Jahr - erwartungsgemäß - an der Hierarchie im bretonischen Fußball nichts ändern wird - zumindest nicht in der Vorherrschaft, steht der EA Guingamp als dritter im Bunde doch zur Zeit gar auf einem Abstiegsplatz.
Bereits im Lauf der letzten Tage hat der FCNA gemeldet, daß die Partie mit noch gut 2500 zu vergebenden Karten
fast ausverkauft sei. Tatsächlich ist das Stade la Beaujoire mit 33000 Besuchern gut gefüllt, aber auch wenn neben dem Gästeblock einige Sitze freigehalten werden, ist man von einem ausverkauften Haus doch noch ein ganzes Stück entfernt. Die Anhänger der Hausherren präsentieren zum Intro in einem Hintertorbereich eine Choreographie mit einer großen Blockfahne, auf der ein Spruch in einer etwas eigentümlichen Sprache steht, die definitiv nicht französisch ist. Vermutlich handelt es sich um Bretonisch, so wie auch das auf vielen Transparenten mit dem Wort Naoned der bretonische Name von Nantes auftaucht. Die Anhänger von Rennes belassen es bei ein paar Pyros und einigen Schwenkfahnen. Die Partie selbst wird von den Fans der Hausherren immer mal wieder singend begleitet, wobei man sich zumindest bei Allez le jaunes! definitiv auch mal der französischen Sprache bedient. Außerdem werden auf beiden Seiten immer mal wieder die Schwenkfahnen ausgepackt. Die sind auf der Heimseite natürlich überwiegend in Grün-Gelb gehalten, oft aber auch mit etwas Schwarz dabei, bei den Gästen zumeist in Rot-Weiß-Schwarz. Auf beiden Seiten sind aber auch die schwarz-weiß-gestreiften, von der Aufteilung her ein wenig an US-Fahnen erinnernden bretonischen Fahnen dabei. Zwischendurch werden auf Nantes-Seite auch ein paarmal zahlreiche gelbe Plastikfähnchen ausgeteilt und außerdem Support durch eine Trommel, der allerdings recht monoton und eher etwas nervend ausfällt - irgendwie erinnert er an die Ork-Trommeln der Herr-der-Ringe-Verfilmung. Jedenfalls befinden sich beide Seiten während eines großen Teils der Partie in Bewegung - bei den Gästen kommt auch noch ein paarmal Pyrotechnik zum Einsatz - und besonders erwähnenswert ist der recht genial anzuschauende Tor-Pogo nach dem 1:0, bei dem man angesichts der im Block nach unten stürmenden Massen schon fast Angst um die in den vorderen Reihen stehenden Fans der Canaris - auch dieser Spitzname des Teams taucht übrigens in der Form Esprit canari auf einem Transparent auf - haben muß.
Das Stade de Beaujoire selbst präsentiert sich prinzipiell als eine ovale Schüssel, verfügt aber
näher betrachtet über eine äußerst eigenwillige Form. Die Hintertortribünen sind einstöckig, während auf den Längsseiten ein weiterer abgerundeter Rang aufgesetzt ist. Das Dach liegt dann auch auf den höheren Seiten direkt auf und fällt in den Kurven elegant ab, wo es von Trägern gehalten wird, um nicht ganz den Höhenunterschied zwischen den Tribünen ausgleichen zu müssen, so daß die Tribünen in den Hintertorbereichen nach hinten hin offen sind. Die Anlage ist mit Sitzschalen in allen möglichen Farben augestattet, die auf der Gegenseite die Aufschrift Nantes in Hellblau auf Grau ergeben (warum eigentlich nicht in Grün-Gelb?). Ins Dach sind auf den Längsseiten die Flutlichtstrahler für die Beleuchtung integriert, hinter den Toren finden sich hier Laufband-Anzeigen, wie sie in Frankreich und Belgien häufiger Verwendung finden. Der heute sehr gut gefüllte Gästeblock liegt in einer Diagonale zur Gegenseite hin. Auf dem Oberrang der Haupttribüne finden sich noch separate Presselogen. Die Abstände zwischen Platz und Zuschauerraum sind übrigens teilweise recht groß, obwohl es sich um ein reines Fußballstadion handelt, denn hinter den Toren folgen recht breite Rasenstreifen, bevor die Tribünen anfangen.
Info
Im Netz sind ausführliche, aber teils auch widersprüchliche Informationen über die Bretagne zu finden. Eindeutig scheint jedoch zu sein, daß Nantes (Naoned) ungeachtet der momentanen politischen Aufteilung Bestandteil der Bretagne ist, wobei das Datum der Abtrennung mal mit 1941 (dann wäre es unter dem faschistischen Vichy-Regime geschehen), mal mit 1964 angegeben wird.
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