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SV Roßbach/Wied |
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10.09.2006, Stadion an der Kirmeswiese (Prof. Hueppe Stadion), DFB-Pokal |
Der SV Roßbach würde am heutigen Tag als frischgebackener Oberligist zur ersten DFB-Pokalrunde auflaufen, hätte man nicht im letzten
Jahr versäumt, rechtzeitig eine Spielgemeinschaft aufzulösen. So wurde der ehemaligen SG Roßbach/Verscheid der Aufstieg verweigert und auch eine Beschwerde beim Schiedsgericht des Fußballverbands Rheinland brachte den Hausherren nichts: die als SG errungene Meisterschaft in der Verbandsliga Rheinland berechtigt nicht zum Aufstieg und das gilt auch für den erst nach Saisonschluß gegründeten Nachfolgeverein SV Roßbach. Der zweite Platz im Verbandspokal Rheinland berechtigt das Team wegen des Aufsteigs von Pokalsieger TuS Koblenz allerdings zur Teilnahme am DFB-Pokal und da hat man mit den Fohlen von Borussia Mönchengladbach einen attraktiven Gegner zugelost bekommen. Die sind natürlich klarer Favorit für das heutige Spiel aber in Roßbach, wo es sogar trotz der Nähe zu Köln einen Fanclub der Gladbacher gibt, träumt man doch von der nächsten Runde. Den eigenen Kasten sauber halten und kurz vor Schluß einmal selbst zuschlagen, so lautet der Plan der Hausherren, das Unmögliche möglich zu machen.
Kann man als Trainer oder Fan einer Verbandsligamannschaft sauer sein, wenn das Team gegen einen immerhin vier Klassen höher spielenden
Bundesligisten mit 4:1 unterliegt? Normalerweise muß diese Frage wohl eher verneint werden, im heutigen Fall aber ist die Antwort zumindest grenzwertig. Bei sommerlicher Hitze präsentieren sich die Gäste nämlich eher träge und ohne allzuviel Durchlagkraft, die Hausherren aber machen es den Profis dann doch allzu einfach, um von deren lascher Einstellung profitieren zu können. Was man wohl vom unterklassigen Verein verlangen kann, ist Einsatz, Kampf um den Ball, Stören des Favoriten bei der Ballannahme und das Zustellen der Räume in der Defensive. Von all dem ist heute überhaupt nichts zu sehen und so reicht dem VfL ein wenig sommerliches Gekicke, um zu einem halbwegs standesgemäßen Sieg zu kommen, der während der Partie niemals gefährdet ist - auch nicht nach dem Ehrentreffer der Roßbacher zum zwischenzeitlichen 1:3.
Mit 5000 Zuschauern ist das Stadion in Neuwied, in dem die Partie ausgetragen wird, ausverkauft und möglicherweise hätte man mit Aufstellung einer
Zusatztribüne auf der Gegenseite noch ein paar Leute mehr in die Anlage bekommen. Die anwesenden Menschen jedenfalls stehen fast geschlossen hinter der Borussia, denn in Neuwied hat man für den Lokalrivalen vom Dorf wenig übrig und mit 1600 Einwohnern, die Roßbach diversen Medienberichten im Vorfeld zufolge sogar zur kleinsten Gemeinde machen sollen, die je im DFB-Pokal vertreten war, hat man kaum das Potential, eine nennenswerte Zahl von Fans zum Spiel zu stellen, so daß nur vereinzelt die rot-weißen Schals der "Hausherren" zu sehen sind. Die Gladbach-Fans liefern ein Intro mit ein paar Schwenkfahnen und einem Transparent ab und sind dann immer wieder mal mit mehr oder weniger sinnvollen Sprechchören zu vernehmen, passen sich aber insgesamt dem Sommerfußball des heutigen Tages an, zumal es vor allem außerhalb der schattigen Bereiche auf der Hauptseite fast unerträglich heiß ist und das äußere Umfeld auch von daher nicht gerade zu Höchstleistungen anspornt.
Das Stadion an der Kirmeswiese hat eine fast komplett umlaufende Bebauung mit sechs Stufen zu bieten, die nur in einem Hintertorbereich
von einem Marathontor unterbrochen wird und in der Mitte der Hauptseite von einer etwas zurückgesetzten überdachten Tribüne im Miniformat unterstützt wird, mit der man auch für ein paar Sitzplätze sorgt - deren Zahl für die Verhältnisse des heutigen Kicks natürlich ein wenig knapp bemessen ist. Richtung Laufbahn und Spielfeld hat man heute mit Bauzäunen für eine Abgrenzung der Zuschauerbereiche gesorgt, die vermutlich bald wieder verschwinden wird, aber eine Anzeigetafel gibt es hier genauso wenig wie eine Flutlichtanlage. Früher hörte die Anlage nach dem ersten DFB-Präsidenten auf den Namen Professor-Hueppe-Stadion, aber als die Stadt Neuwied auch noch ein Denkmal für den im Ortsteil Heddesdorf geborenen Ferdinand August Theophil Hueppe errichten wollte, kam raus, was bereits zuvor prinzipiell einfach zu ergründen war, nämlich, daß der Professor nicht nur Präsident des Fußballverbandes und "Wissenschaftler im Fachgebiet Hygiene der Leibesübungen" gewesen war, sondern während seiner Zeit an der Universität Prag bis 1912 auch ausführlich zu Fragen der "Rassenlehre" publiziert hatte. Unter anderem ist da von der überlegenheit der "hellenisch arischen Rasse" über den niederen Typ der "jüdischen Krieger" die Rede und davon, daß die "minderwerthigen Rassen" im Zuge des Kolonialismus in die "Rolle der dienenden" zu verweisen seien. Derartig abenteuerliche Positionen brachten Hueppe so zunächst um sein Denkmal, während er Namensgeber des Stadions blieb, das wurde ihm dann aber später per Ratsbeschluß auch noch "weggenommen" und mit einem weniger verfänglichen Namen versehen. Mindestens eine Theses stellte Hueppe übrigens auf, die heutigen Rassisten auch nicht so recht ins Konzept passen könnte, nämlich die, daß die eigentlich überlegene "europäische Rasse" in den Tropen nicht überlebenfähig sei und deshalb durch "Durchmischung" mit der einheimischen Bevölkerung eine dort lebensfähige "Mischrasse" als Herrscherschicht schaffen müsse.
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