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Pescara Calcio |
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26.11.2005, Stadio Adriatico, Serie B |
Pescara Calcio gehört sicherlich nicht zu den bekanntesten Adressen im italienischen Fußball, aber immerhin können die Kicker von
der Adriaküste fünf Jahre in der Serie A vorweisen. Nach dem letzten Abstieg 1993 mußte man zwischenzeitlich bis in die Serie C zurück, spielt aber inzwischen wieder in der Serie B, wo man von Jahr zu Jahr um den Klassenerhalt kämpft. In der laufenden Saison hat man sich immerhin auf einem Mittelfeldplatz positioniert und liegt 10 Punkte vor der Relegation an elfter Stelle, womit Pescara vielleicht sogar realistische Chancen auf die Aufstiegsrunde hat, die ihrerseits gerade mal drei Zähler entfernt liegt. Die Gäste aus Bari liegen vier Punkte hinter den Hausherren und somit in einem Bereich, wo man durch eine Niederlage bedenklich nah an die Abstieszone rutschen kann. Der 1908 als Liberty FC Bari gegründete Verein hat zwar deutlich mehr Zeit als Pescara auf dem höchsten Level verbracht, konnte dabei aber auch niemals einen Titel erringen.
Das Spiel wird von beiden Seiten sehr vorsichtig geführt und so dauert es bis zur 21. Minute, bis man überhaupt von einer Torchance
sprechen kann, als ein Freistoß der Hausherren aus gut 20 Metern knapp am oberen rechten Eck vorbei zieht. Von Spielaufbau allerdings erscheinen die Gäste häufig leicht im Vorteil zu sein, aber sie verstehen es überhaupt nicht, dieses leichte Übergewicht im Mittelfeld in Torchancen umzusetzen. So kommt es in der 41. und 57. Minute zu weiteren Chancen für Pescara, das deutlich mehr aus seinen Möglichkeiten macht als Bari und nach einer weiteren ausgelassenen Torchance in Minute 72, als man per Kopfball knapp verzieht, bringt dann die 82. Minute doch noch das 1:0 für die Hausherren. Der schön freigespielte Davide Matteini behält die Nerven und erzielt mit einem Flachschuß ins Eck den Treffer, der das Spiel entscheiden soll, auch wenn der AS Bari nach dem Rückstand noch mal versucht, auf den Ausgleich zu drücken.
Vor dem Spiel wird die Laufbahn in beiden Kurven gewässert - offensichtlich geht man in Pescara davon aus, daß es trotz der 'Decreti'
zum Umgang mit den Fans zu Pyroeinsatz kommen wird. Beim Intro gibt es dann allerdings nur von den Fans der Hausherren orangefarbenen Rauch zu sehen, was sie in der Anfangsphase des Spiels einmal wiederholen - es muß wohl etwas Rauchpulver übrig geblieben sein. Überhaupt ist in der Gästekurve so gut wie niemand zu sehen - fünf Minuten nach Anpfiff sind gerade mal 40 Anhänger aus Bari im Stadion -, was etwas seltsam erscheint. Stattdessen scheint hinter der Gästekurve immer mal was los zu sein, wo man einmal Rauch aufsteigen sieht und später zweimal Explosionen wie von Knallkörpern vernimmt, nach denen das Spiel kurz unterbrochen wird. Später soll sich herausstellen, daß eine größere Menge Bari-Fans - offiziell ist von 150 die Rede - versucht haben, das Stadion ohne Eintrittskarten zu stürmen und es dabei zu einem Tränengaseinsatz der Polizei gekommen sei. Ob die Bari-Anhänger am Ende ohne Tickets reingelassen werden oder ob zur Halbzeit zahlreiche Nachrücker angekommen sind, bleibt unklar, aber auf jeden Fall ist die Gästekurve in der zweiten Hälfte plötzlich gut gefüllt, wobei es mindestens 300 bis 350 Leute sind, die während der Halbzeit dazugekommen sind. Damit steigt natürlich die Support-Intensität bei den Gästen, zumal man auch vier große Schwenkfahnen und ein Ultras-Banner dabei hat, das sofort bei Ankunft in der Kurve aufgehängt wird, aber auch auf Pescara-Seite gibt es während des ganzen Spiels einen guten Support, wobei die Heimfans in der ersten Hälfte zu einem großen Teil einmal zwischen Kurven und Gegenseite umziehen und später wieder zurück.
Das Stadio Adriatico ist ein Vertreter einer Generation von Sportanlagen, die im Aussterben begriffen ist, und hat mit seiner Konstruktion als
große ovale Schüssel mit großen Raum einnehmender Laufbahn sowie dem fast völligen Fehlen von Überdachung - nur auf der Haupseite hat man die Option, unter dem nur hier vorhandenen Oberrang etwas Schutz vor Regen zu suchen - objektive Nachteile für die Fans. Dennoch hat die Anlage gerade durch diesen auf Stelzen stehenden Oberrang ihren Charme, der weit über die Sterilität vieler neuerer Stadien und Arenen hinausgeht. Dazu kommt die aus Fansicht günstige Lage, denn das Stadion ist nur einen kurzen Fußweg von der Innenstadt Pescaras entfernt - übrigens auch nur einen ebenso kurzen Fußweg von Adriaküste und Yachthafen. Die Bestuhlung mit Plastikschalen ist übrigens von Tribüne zu Tribüne in unterschiedlichen Farben gehalten, dazwischen gibt es wie oft in Italien auch ein paar Pseudo-Sitzbereiche, in denen die Stufen einfach mit Farbstrichen in 'Sitze' unterteilt und numeriert sind. In einer Diagonale gibt es einen abgesperrten Bereich, der wohl eigentlich als Gästeblock gedacht ist, heute steht den Auswärtsfans aber die komplette diesem Bereich anliegende Kurve zur Verfügung.
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