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Sassuolo Calcio |
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26.11.2006, Stadio Giglio, Serie C1 |
Sassuolo Calcio ist erst zur laufenden Saison in die Serie C/1 aufgestiegen und benötigte dazu als Zweiter seiner
Staffel der Serie C/2 sogar noch die Aufstiegsqualifikation, in der sich die Kicker aus der Vorstadt von Modena gegen
den AC Ancona und den AC Sasovino durchsetzten. Durchgesetzt hat man sich bisher auch in der neuen Spielklasse, wo es
für Sassuolo bisher nicht nur nicht gegen den Abstieg geht, sondern der Aufsteiger scheint als bislang Zweiter der Tabelle
ein echter Anwärter auf einen Durchmarsch Richtung Serie B zu sein. Für die Gäste von Pro Patria Calcio läuft die Saison
deutlich schlechter als für die Hausherren: die Gäste aus der norditalienischen Kleinstadt Busto Arsizio stehen nur knapp
vor einem Abstiegsplatz und brauchen unbedingt Punkte, um nicht ganz in den Tabellenkeller hineinzurutschen. Die Gaste sind übrigens 1919 unter dem eigentümlichen Namen Pro Patria et Libertate (Für das Vaterland und die Freiheit) gegründet worden, irgendwann danach scheint die Freiheit zumindest im Vereinsnamen unter die Räder gekommen zu sein.
Trotz der Tabellenverhältnisse, die eigentlich das Gegenenteil annehmen lassen sollten, sind es die Gäste von Pro Patria, die in den
ersten Minuten die größeren Spielanteile haben, ohne dabei zu allzugroßen Torchancen zu kommen. Es dauert bis zur 12. Minute, bis auch Sassuolo mal den Weg nach vorne findet und das führt dann auch direkt zur Führung für die Hausherren per Elfmeter, nachdem der Schiedsrichter einen äußerst umstrittenen Strafstoß verhängt hat - ein Spieler von Sassuolo soll umgestoßen worden sein, was die Gäste freilich ganz anders gesehen haben als der Referee. Zwanzig Minuten später fällt nach einer Ecke der zweite Treffer für die Gastgeber und dieses Tor ist sogar noch umstrittener, denn bei Pro Patria hat man einen Relgelverstoß gesehen - es ist nicht ganz klar, ob der Treffer per Hand erzielt worden sein soll oder ob man sich beschwert, daß der Schütze seinen Gegenspieler gefoult habe, aber auf jeden Fall werden Schieds- und Linienrichter minutenlang bestürmt, bis der Gästetrainer und seine Spieler akzeptieren, daß diese Entscheidung nicht zurückgenommen werden wird. Noch vor der Halbzeit gibt es dann eine gelb-rote Karte gegen Pro Patria, die die Meinung der Gäste über die Schiedsrichterleistung natürlich auch nicht verbessert. Nach dem Seitenwechsel ist Sassuolo mit der Führung im Rücken die klar bessere Mannschaft und trifft innerhalb der ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte gleich zweimal den Pfosten. Das 3:0 fällt trotzdem erst in der 82. Minute und kurz vor Schluß kommt es auch noch zu einem Treffer für die Gäste, der natürlich auf den Spielausgang keinen Einfluß mehr hat.
Sassuolo Calcio ist offensichtlich trotz der jüngsten Erfolge nicht weit über den Status eines Dorfclubs hinausgekommen, denn die heutige Partie verfolgen nicht nur für die Verhältnisse der Serie C/1 sehr wenige Zuschauer,
sondern von denen ist auch noch kaum etwas zu hören. Nur nach den umstrittenen Szenen wird es schon mal etwas lauter und es gibt ab und zu mal einen Zwischenruf von den Rängen, ansonsten bleibt es sehr ruhig und über weite Strecken sind die Rufe der Spieler vom Platz die einzigen Geräusche neben dem Rauschen des Windes, der sich unter der Tribüne fängt. Erst nach Abpfiff wird es kurz etwas lebendiger, als sich die Spieler von der Hausherren bei den Fans für ihr Kommen bedanken und die mit einem "Sassuolo! Sassuolo!"-Sprechchor revanchieren. Auf einer Hintertortribüne gibt es einen Gästeblock, in dem sich ganze zwölf Anhänger von Pro Patria eingefunden haben, die immerhin drei Transparente mitgebracht haben, wobei auf zweien der Unmut über die bisherige Saison geäußert wird (z. B. "Keine Leistung, keine Unterstützung!"). Im Spielverlauf wird allerdings klar, daß sich noch einige Anhänger mehr von der Schweizer Grenze zum Verfolgen der Partie aufgemacht haben, die sich unter das Publikum auf der Seitentribüne gemischt haben, hier aber außer durch die abweichende Reaktionen auf die kritischen Spielszenen auch nicht sonderlich auffallen.
Wegen Umbaumaßnahmen im eigenen Stadion Enzo Ricci wird die heutige Partie im gut 25 Kilometer entfernten Reggio Emilia ausgetragen,
in dem sonst der eine Klasse tiefer spielende AC Reggiana seine Spiele im Stadion Giglio austrägt - für die Zukunft wäre es vielleicht eine gute Idee, derartige Details auf seiner Website anzukündigen und nicht anreisenden Zuschauern zu überlassen, die Zeichen vor Ort selbst richtig zu deuten und den tatsächlichen Spielort zu ermitteln. Der jedenfalls präsentiert sich mit seiner Kapazität von etwa 30000 Zuschauern als deutlich größer als das Stadion in Sassuolo, was aufgrund der Tatsache, daß die eigentlichen Hausherren noch 1997 in der Serie A gekickt haben, zu verstehen ist. Das Stadio Giglio kann jedenfalls auf beiden Längsseiten mit überdachten zweistöckigen Tribünen aufwarten, die mit grünen und roten Sitzen ausgestattet sind, was seltsamerweise genau zu den Vereinsfarben von Sassuolo paßt, während Reggiana in Weinrot und Blau spielt. Die Hintertortribünen sind unüberdacht und machen einen etwas unfertigen Eindruck, während es in den Diagonalen Flutlichmasten gibt, die vor allem Besuchern nutzen, die dazu neigen, den Stadionnamen zu vergessen, denn den kann man an jedem der Masten nachlesen. Übrigens finden auch im Stadio Giglio Umbau- oder zumindest Renovierungsmaßnahmen statt, betroffen ist allerdings nur die heute nicht genutzte Gegentribüne sowie ein runder Turm in einer Diagonalen, der noch hinter dem Flutlichtmast steht, so daß unklar ist, ob er überhaupt zum eigentlichen Stadion gehört.
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