|
AFC Valenciennes |
VA en L1 |
Football Professionnel Français Französischer Fußballverband F.F.F. www.foot-national.fr/ |
|
25.01.2004, Stade Nungesser, Coupe de France |
In der Sportberichterstattung werden gerne Stereotypen bemüht. Besonders beliebt ist das Bild vom Salz in der Suppe und
neben den Toren - die fallen schließlich immer darunter - wird es sehr gerne für die Aufeinandertreffen von Mannschaften aus verschiedenen Spielklassen im Rahmen des Pokalwettbewerbs benutzt. Heute muß sich mit dem AS Monaco der fünffache französische Pokalsieger und souveräne Tabellenführer der ersten Liga Frankreichs beim drittklassigen AFC Valenciennes vorstellen. Den Hausherren sind solcherlei Erfolge bislang verwehrt geblieben, aber über eine lange Tradition in der Eliteliga verfügt man an der französisch-belgischen Grenze auch, wo die Vorgängerclubs des heutigen Anzin Football Club Valenciennes lange Jahre vertreten waren, zuletzt in der Saison 1991/92. An die besseren Zeiten des Clubs wird man am heutigen Tag erinnert, kann man doch für das Spiel gegen die Rot-Weißen aus dem Fürstentum beim AFC ein bereits im Rahmen des Vorverkaufs ausverkauftes Stade Nungesser melden, so daß nur noch eine Pokalüberraschung fehlt, um den Hausherren zu einem völlig gelungen Tag zu verhelfen. Daß man unterklassige Teams nicht unterschätzen darf, haben schon die letzen beiden Tage gezeigt, haben doch diverse Erst- und Zweitligisten die Segel im Sechzehntelfinale des Coupe de Francs streichen müssen - zum Beispiel Girondins Bordeaux, das am Freitag beim sogar nur viertklassigen Aviron Bayonne eine sensationelle 0:1-Niederlage einstecken mußte.
Der AS Monaco ist sichtlich bemüht, das Spiel zu kontrollieren und geht auch mit genug Engagement zu Werke, sich nicht vorwerfen
lassen zu müssen, den Nationalligisten unterschätzt zu haben. Dennoch haben die Monegassen alles andere als ein leichtes Spiel, denn für die meisten Spieler des Drittligisten läuft offensichtlich das Spiel ihres Lebens und dementsprechend engagiert gehen sie zu Werke. Die Spieler von Valenciennes weichen dem jeweiligen Gegner nicht von der Seite und stören den Spielaufbau des Meisters in Spe bereits im Ansatz, um dann in Ballbesitz gelangt mit einfachen aber effektiven Mitteln zum Angriff auf das Tor der Gäste aufzubrechen. Meist spielt man den langen Ball über die Flügel und versucht so, das Spiel gleichermaßen schnell zu machen und in die Breite zu ziehen. Dabei kommen durchaus Chancen für den ACF heraus, allerdings kann man auch Monaco nicht völlig neutralisieren, so daß auch die heute in Blau-Weiß agierenden Spieler des ASM mehrmals Gelegenheit haben, die Partie zu entscheiden. Das scheint dann aber doch dem krassen Außenseiter zu glücken, als man es fünf Minuten vor Schluß einmal mit schnellem Spiel durch die Mitte versucht, einen freien Spieler findet, der mit zwei Schritten an der Abwehr Monacos vorbei ist und das Leder einschieben kann. Der Schiedsrichter weist auch sofort zur Mitte, wird dann aber vom Assistenten korrigiert - eine so krasse Fehlentscheidung, wie es sie wohl nicht mehr gegeben hat, seit die Entscheidungen des Gespanns bei der EM 2002 Südkorea zum Sieg über Spanien verholfen haben. Damit wird der Kampfgeist der Hausherren endgültig geweckt, während der restlichen Minuten der regulären Spielzeit und über die ganze Verlängerung stürzen sie Monaco von einer Verlegenheit in die andere - nur der Torhüter der Gäste behält die Übersicht und verhindert eine Pokalblamage. So schaffen es die Mannen vom Mittelmeer ins Elfemterschießen und im Shootout zeigt sich dann, daß sich Valenciennes in den 120 Minuten zuvor doch offensichtlich kräftemäßig übernommen hat, so daß die Konzentration für die Strafstöße fehlt. Mit 4:1 behalten die Favoriten so im Elfmeterschießen die Oberhand und kommen zu einem besonders angesichts der Einflußnahme der Schiedsrichter äußerst glücklichen Sieg.
Ein Spiel wie heute ist natürlich nicht nur für die Aktiven des unterklassigen Teams etwas ganz Besonderes, sondern auch
für dessen Anhänger, so daß man eine überdurchschnittlich gute Atmosphäre erwarten kann. Zu einem richtigen Hexenkessel reicht es dann aber oftmals nicht, eine Einschränkung, die heute allerdings nicht gilt. Schon lange vor der Partie gibt es von den aktiveren Fans der Hausherren - größtenteils auf der Gegengeraden positioniert - Sprechchöre und Getrommel und der Support zieht sich über die gesamte Partie hin, wobei phasenweise auch der Rest des Stadions einfällt und eine recht hohe Lautstärke erreicht. Als geignetes Werkzeug erweist sich hierbei auch die Gegengerade selbst, die mit ihren Holzstufen ein durch Getrampel leicht anzuregendes Lärminstrument wird, das gerne und lautstark genutzt wird. Die Organisatoren versuchen das Ihrige zum Spaß beizutragen, indem sie einen großen Teil des Stadions mit roten und weißen Luftballons schmücken und auch die Gästefans, die auf dem Teil eines Hintertorbereichs untergebracht sind, und gar nicht in so geringer Zahl gekommen sind, lassen sich nicht lumpen und sorgen auch für recht guten Support, wenn auch zu bezweifeln ist, daß viele der Anhänger des AS Monaco tatsächlich aus dem Fürstentum angereist sind. Die Aberkennung des Tors kurz vor dem Spielschluß heizt die Atmosphäre natürlich weiter an, so daß die Stimmung in der Verlängerung ihren Höhepunkt erreicht. Damit machen am heutigen Tag nicht nur die Spieler von Valenciennes den Eindruck, erstligareif zu sein, sondern auch die Fans - auf beide wird das im Ligaalltag sicherlich nur sehr bedingt zutreffen.
Das Stade verfügt auf den Längsseiten über überdachte Tribünen, wobei die Haupttribüne eine von oben
getragene moderne Dachkonstruktion aufweist und mit orangenen, roten und grünen Sitzen ausgestattet ist, die im zentralen Bereich über Rückenlehnen verfügen. Auf der Gegenseite ist sowohl die Unterbringung der Fans - wie gesagt auf Holzstufen - als auch die Form der Überdachung mit Stützpfeilern im Sichtbereich der Zuschauer deutlich traditioneller gehalten. Früher wurde das Stade Nungesser offensichtlich auch für Radrennen benutzt, denn die Rennbahn ist noch auf beiden Längsseiten vorhanden (vor der Haupttribüne wird sie als Bereich für Rollstuhlfahrer genutzt) und auch hinter einem Tor gibt es noch eine Steilwandkurve, oberhalb derer nur ein paar Steinstufen zu finden sind. Während diese Stufen nicht mehr genutzt werden, ist der andere Hintertorbereich mit einer hohen Tribüne anscheinend einer der jüngsten Bereiche des Stadions, steht diese Tribüne doch unmittelbar am Ende des Platzes, so daß hier die Steilwandkurve der Rennbahn weichen mußte. Diese komplett mit Sitzschalen ausgestattete Tribüne verfügt über keine Überdachung, scheint jedoch früher mal gedeckt gewesen zu sein, zumal hinter den Zuschauern noch Reste von den Pfeilern zu sehen sind, auf denen das Dach ruhte, und auf halber Höhe der Tribüne selbst weitere Stützpfeiler untergebracht sind, was wohl belegt, daß auch diese neue bereits ihre Jugendtage hinter sich hat. Für Beleuchtung wird über an vier geraden Masten befestigten Flutlichtstrahler gesorgt, die bereits lange vor der Partie bei Sonnenschein eingeschaltet sind. Auf das Dach der Haupttribüne ist noch eine einfache Kameraloge aufgesetzt, aus der zumindest am heutigen Tag auch gefilmt wird und in der gesperrten Tribüne ist - recht unauffällig zwischen Werbebanden - eine einfache und unscheinbare Anzeige untergebracht. Hinter der neuen Hintertortribüne schließt sich noch ein Nebenplatz an, der ebenfalls über einigen Ausbau - in Form von unüberdachten Stufen - verfügt und bei dem es sich ebenfalls um einen Rasenplatz handelt.
|