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Wrexham AFC |
12.03.2005, Racecourse Ground, League 1 |
Der Wrexham AFC gehört zu den ältesten Teams im englischen Fußball, denn das eigentlich in Nordwales beheimatete Team wurde bereits am
28. September 1872 gegründet und damit früher als im im Wappen angegebenen Gründungsjahr 1873. Diese seltsame Situation ist zustandegekommen, da man sich zum 100jährigen Bestehen ein neues Logo gegönnt hat, später dann aber herausbekaum, daß der AFC früher gegründet wurde als angenommen, ohne das Wappen noch mal zu ändern. Während also die Vergangenheit der Waliser inzwischen soweit geklärt ist, liegt ein dunkler Schatten über der Zukunft des Traditionsteams. Der bisherige Besitzer ist pleite und sein Versuch, das Stadion zu verkaufen und durch ein kleineres zu ersetzen ist bei Fans und Team verständlicherweise auf erbitterten Widerstand gestoßen, so daß er zuletzt bereit war, das Team abzutreten. Jetzt muß aber zügig ein finanzstarker Interessent her, wenn man nicht zur neuen Saison ohne Lizenz für die Footballleague dastehen will - bis zum 10. Juni dieses Jahres muß alles geklärt sein, oder Ligafußball in Wrexham wird Geschichte sein. Dazu kommen sportliche Sorgen, denn die Roten Drachen stehen auf einem Abstiegsplatz, nachdem ihnen wegen der finanziellen Unregelmäßigkeiten zehn Punkte aberkannt wurden. Damit liegt man auch hinter den heutigen Gästen von Oldham Athletic, die im letzten Jahr eine ähnliche Krise durchgemacht haben und lange in Insolvenzverwaltung waren, bevor man einen neuen Eigentümer fand und sich doch noch ein neues Jahr im Ligafußball sichern konnte. Zur Zeit liegt Oldham knapp vor der Abstiegszone, so daß man gerade heute bei einem Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt auf Punkte angewiesen ist.
Der AFC Wrexham, dessen Spitzname Red Dragons natürlich auf die roten Drachen im Vereinszeichen zurückgeht, die wiederum als Wappentier
von Wales für das Logo ausgewählt worden sind, kann in der ersten Halbzeit keine Torchance herausarbeiten und kann froh sein, mit einem torlosen Remis in die Pause zu gehen, nachdem den Gästen ein Treffer wegen Abseits verweigert worden ist. Im zweiten Abschnitt werden die Hausherren gefährlicher, das gefährlichere Team bleibt aber Oldham Athletic, das zu klaren Torchancen kommt, aber selbst frei vorm Tor nicht in der Lage ist, den Ball über die Linie zu bringen. Doch auch Chancen für den AFC gibt es jetzt zu vermelden und auch die Hausherren bringen den Ball einmal vergeblich über die Linie, als ein vermeintliches Kopfballtor nach Abpraller vom Torwart keine Anerkennung findet - zum zweiten Mal lautet die Entscheidung abseits. Das Spiel geht so dem Ende zu und alles scheint auf ein torloses Remis hinauszulaufen, als es am Ende doch noch zum überraschenden Führungstreffer für Wrexham kommt, der wie beschrieben auch eher hätte fallen können, letzendlich aber den Spielverlauf völlig auf den Kopf stellt. Der AFC Wrexham wahrt somit die Chance, trotz des drastischen Punktabzugs den Klassenerhalt zu sichern, während Oldham weiterhin in Gefahr bleibt, selbst am Ende der Saison zu den Absteigern in die League 2 zu gehören.
Ein besonderes Intro gibt es natürlich nicht zum Einlaufen der Mannschaft, aber nahezu alle im Stadion erheben sich, um den Spielern zu
applaudieren. Das geht nahtlos in einen recht guten Support beider Seiten über, wobei es wie häufig bei Spielen zwischen walisischen und
englischen Teams wie bei einem Länderspiel zugeht, wenn man sich gegenseitig beteuert, Wales zu hassen oder daß die Engländer immer nur per Schwalbe auffallen würden ("always cheating"). Auf Heimseite tun sich dabei vor allem einige Fans hervor, die sich extra auf der Haupttribüne in größtmöglicher Nähe zu dem nebenan auf der Hintertortribüne untergebrachten Auswärtsblock aufstellen, während der größere Teil der anfeuernden Wrexham-Supporter dem Gästebereich gegenüber hinter dem anderen Tor steht. Während der ersten Hälfte ebbt der Support leicht ab, wohl eine Reaktion auf das phasenweise doch sehr langweilige Spiel, aber im zweiten Abschnitt sind die Fans wieder voll da, als das Spiel wieder besser und abwechslungsreicher geworden ist. Jetzt geht es auch anfeuerungsmäßig wieder gut zur Sache und so gehört die heutige Partie definitiv in Sachen Support zu dem besten, was man momentan im englischen Ligafußball erwarten darf.
Man kann nur hoffen, daß der Raccourse Ground endgültig gerettet ist, denn das Stadion von Wrexham ist äußerst sehenswert. Der neueste
und sicherlich auch am modernsten aussehnende Teil der Anlage ist die Haupttribüne Pryce Griffith Stand mit ihrem geschwungenen und im mittleren Bereich zum Unterbringen vom VIP-Logen etwas erhöhten Dach, die den Schriftzug Wrexham in Weiß auf roten Sitzen aufzuweisen hat. Hinter den Toren findet sich einmal der Roberts Stand mit dem Gästebereich, bei dem es sich um eine doppelstöckige Tribüne handelt, die komplett mit roten Sitzen ausgestattet ist und unter ihrem Dach einen einfach Anzeigetafel trägt sowie der Kop, der das ist was der Name suggeriert: eine herrlich altmodische Tribüne mit Stehtraversen, die im hinteren Bereich mit einem Giebeldach geschützt sind und im vorderen Bereich ohne Überdachung auskommen, dafür aber komplett mit roten Wellenbrechern ausgestattet sind. Die Gegenseite ist mit einer Tribüne ausgebaut, die von der Bauart her dem Roberts Stand entspricht, also ebenfalls doppelstöckig gehalten ist, wobei die vorderen Reihen auch hier faktisch ohne Überdachung sind. Hier finden sich im äußeren Bereich des oberen Ranges schwarze Sitze, während die Sitze im Unterrang sowie in der Mitte des zweiten Stocks wie im Großteil der restlichen Anlage in Rot gehalten sind.
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