FSV Budissa Bautzen vs. Kickers Markkleeberg 2:1
FSV Budissa Bautzen

FSV Budissa Bautzen
vs.
Kickers Markkleeberg 2:1

Kickers Markkleeberg










Letztes Spiel: Sportfreunde Lotte vs. Preußen Münster 29.11.2003, Stadion Müllerwiese, Landesliga Sachsen
Nächstes Spiel:  FK Jablonec vs. Marila Pribram

Ticket
220 Zuschauer

Die Stadt Bautzen verfügt über eine bildhübsche Innenstadt und eine tausendjährige Tradition, ist aber wohl vor allem für das Stadion Müllerwiese - Tribüne Internierungslager bekannt, das das Ministerium für Staatssicherheit der DDR hier von 1956 bis 1989 geführt hat. Zurückgeblieben von dieser Anlage, die auch schon im zweiten Weltkrieg von den Nazis und von den sowjetischen Behörden betrieben worden war, ist eine Gedenkstätte und die Erinnerung, die eine Regionalzeitung 1999 formulieren ließ: "Wer Bautzen hört, der denkt an Knast". Doch Bautzen hat auch andere Seiten, so leben hier Angehörige des slawischen Volks der Sorben, die eine eigene Sprache pflegen und von der Gemeinde in der Wahrung ihre Sprache und Kultur gefördert werden. Nicht zuletzt gibt es einen Fußballverein, den FSV Budissa, der sich nach einer alten Version des Städtenamens benannt hat und sich in der laufenden Saison unerwarteterweise im unteren Tabellenfeld wiederfindet, hatte man doch eigentlich gedacht, im zweiten Jahr der Klassenzugehörigkeit in der Landesliga ein Wörtchen im Aufstiegskampf mitreden zu können. Ähnlich geht es den Gästen, die aus der Gemeinde Markkleeberg bei Leipzig kommen und ebenfalls in der zweiten Saison an der Landesliga teilnehmen. Heute darf keiner der Kontrahenten verlieren, wenn man nicht allzu dicht mit der Abstiegszone in Kontakt treten möchte.

Die Initiative in dieser Partie geht von Anfang an von den Hausherren aus, deren Team zu DDR-Zeiten übrigens als SG Motor Bautzen spielte. So könnte man recht früh in Führung gehen, das Tor fällt dann aber auf der anderen Seite, als die Kickers Stadion Müllerwiese - Gegenseite Markkleeberg nach einer guten Viertelstunde per Freistoß einen Treffer markieren können. Dieser Treffer hinterläßt eine zunächst stark beindruckte Heimmannschaft, die bis zur Pause nicht mehr viel zustande bringt, danach aber mit sichtlich neuer Moral auf den Platz kommt und im zweiten Abschnitt von Beginn an aufs Tempo drückt. Und das führt in der 71. Minute auch zum Erfolg, als der Ausgleich für Budissa durch einen Kopfball fällt - zuvor aber hätte man die Partie fast endgültig verloren gehabt, als die Gäste einen ihrer wenigen Entlastungsangriffe um ein Haar mit einem Treffer abschließen, aber am Bautzener Schlußmann scheitern. Jetzt sind die Rollen endgültig verteilt: Der FSV Budissa will die drei Punkte unbedingt in Bautzen behalten, die Mannschaft von Markkleeberg ist auf Schadensbegrenzung aus und versucht, mit verstärkter Defensive wenigstens einen Zähler zu retten. Neun Minuten vor Schluß sind die Bemühungen der Gastgeber ein weiteres Mal, wieder durch einen Kopfball, von Erfolg gekrönt und jetzt läßt sich Budissa das Spiel nicht mehr aus der Hand nehmen, obwohl Markkleeberg alles nach vorne wirft. Kurz bevor die souveräne Unparteiische Daniela Schneider - vor der Partie vom Stadionsprecher als erste Frau angekündigt, die eine Landesligapartie in Sachsen leitet - das Spiel abpfeift, fällt fast noch das 3:1, als der Torhüter der Gäste bis zur Mittellinie aufgerückt ist und ein Weitschuß das Gehäuse nur um Zentimeter verfehlt. Nach 90 Minuten haben die Hausherren einen sicherlich verdienten Sieg errungen, deren Knackpunkt sicher die vergebene Großchance der Kickers zum 0:2 gewesen ist.

Die Anhänger von Budissa lassen zu Beginn der Partie eine Menge weißen Rauch in die Luft steigen - das ist in Bautzen Stadion Müllerwiese - Kurve mit Viadukt offensichtlich möglich, ohne Stadionverbot oder Verhaftung zu riskieren. Danach geht es eher ruhig zu, ohne daß es zu allzu auffälligen Anfeuerungen für welches Team auch immer käme, auch wenn durchaus ein paar Leute in den jeweiligen Farben der Kontrahenten gekommen sind. Die Mehrheit der offiziell 220 Zuschauer steht natürlich auf der Seite der Hausherren, wobei man nicht umhin kann, zu erwähnen, daß diese Zahl doch drastisch untertrieben scheint, zumal alleine auf der fast unausgebauten Gegenseite an die 100 Leute stehen, die das Spiel verfolgen. Das Fehlen von lautstarkem Support bedeutet aber nicht, daß das Publikum in Bautzen nicht sachkundig wäre oder nicht zu seiner Mannschaft stünde - tatsächlich ist die Spannung zu spüren, als beim Stand von 0:1 eine erneute Niederlage droht und man vom endgültigen Absinken in den Abstiegskampf ausgehen muß, und die Treffer für die Hausherren werden lautstark bejubelt und das zu Recht, denn nach diesem wichtigen Sieg können die Anhänger vom FSV Budissa erst mal aufatmen und darauf hoffen, daß sich ihre Mannschaft jetzt von unten absetzen kann.

Das Stadion Müllerwiese hieß zu DDR-Zeiten Städtische Kampfbahn Müllerwiese und bot unter dieser Bezeichnung 10000 Stadion Müllerwiese - Tribüne von der Spreebrücke aus gesehen Menschen Platz. 1966 spielten hier die BSG Chemie Leipzig und Lokomotive Stendal um den DDR-Pokal, was gar 15000 Leute verfolgt haben sollen. Heute findet man eine immer noch sehenswerte Anlage in kleinerem Rahmen, deren Kapazität mit 3000 angegeben wird. Herzstück des Stadions ist sicherlich die überdachte Tribüne, auf der 500 Menschen sitzend auf gelben Sitzschalen Platz finden und die in der Mitte eine kleine verglaste Sprecherkabine beherbergt. Einen allzuguten Regenschutz bietet das achtfach v-gefaltete Dach freilich nicht, thront es doch recht hoch oberhalb der Sitzschalen und sorgt zudem durch die Tatsache, daß es nach hinten offen ist, für Durchzug. Zu beiden Seiten des Daches laufen die Stufen in doppelter Frequenz weiter und sorgen so für Stehplatzkapazität unter freiem Himmel. Unter freiem Himmel stehen kann man auch auf der Gegenseite, hier allerdings nur an einem Geländer oberhalb eines Grashanges, der selbst zu steil ist, um mitbenutzt zu werden, und in den Kurven schließlich ist nur ebenerdiges Stehen möglich. In einer dieser Kurven gibt es einen ausgedehnten flachen Holzbau, der unter anderem die Spielerkabinen beherbergt. Vier gerade Flutlichtmasten mit jeweils 12 Strahlern sorgen für Beleuchtung, während eine einfache Anzeigetafel mit Analoguhr und Ergebniseintrag die Zuschauer mit den wichtigsten Informationen versorgt. Einen ganz besonderen Charakter erhält das Stadion Müllerwiese durch das Bächlein, das sich um die Rückseite der Tribüne schlängelt und an dessen anderem Ufer ein Kunstrasen(-neben-)platz zu finden ist, auf dem vor Anpfiff der Landesligapartie ein Spiel der dritten Mannschaft des FSV Budissa ausgetragen wird. Der Hauptplatz selbst ist übrigens als Mehrzweckanlage ausgebaut, wobei man sich nicht auf Fußball und Leichtathletik beschränkt - hinter dem einen Tor gibt es sogar mobile Basketballkörbe.

Info

Wir wurden durch einen Gästebucheintrag darauf hingewiesen, daß das die Kurve umfließende "Bächlein" die Spree sei. Wir nehmen das hiermit zur Kenntnis, halten es aber nur für die halbe Wahrheit. Richtig ist wohl vielmehr, daß es die Spree werden will, wenn es einmal groß ist.

Info


Home Spielberichte Neues Mail-Kontakt Gästebuch Links