|

60069 Zuschauer
|
|
Das heutige Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund hat schon im Vorfeld viel Staub aufgewirbelt.
Hat man es bei den Gästen zunächst als gutes Omen angesehen, daß die Partie für diesen Spieltag angesetzt wurde und so
wegen des Europapokalspiels in der Vorwoche voraussichtlich passend zum Gründungsdatum des BVB am 19.09. ausgetragen
werden würde - so kam es dann ja auch -, folgte die Ernüchterung, als die Kartenpreise für die Partie bekannt wurden.
Sitzplätze zu über 50 und - das der Knackpunkt - Stehplätze für über zwanzig Euro führten zur deutschlandweit beachteten
Aktion 'Kein Zwanni für nen Steher' und am Ende wurde ein dicker
Stapel Eintrittskarten der Gäste an den FC Schalke zurückgeschickt. Sportlich erhält die Partie Brisanz dadurch, daß der
FC Schalke ohne einen einzigen Punkt aus drei Partien in die prestigeträchtige Begegnung gehen muß, während der BVB nach
der Auftaktniederlage gegen Leverkusen zweimal siegen konnte, und das hat sich auch im Europapokal fortgesetzt, wo es für
die Königsblauen eine 0:1-Niederlage bei Olympic Lyon gab, während der BV Borussia in einer dramatischen Partie mit 4:3
bei Arpaty Lwiw gewann und man nun darüber spekulieren mag, ob das Spiel wichtige Kräfte geraubt hat oder ob es der
Moral der Gäste zugute kommt.
Die Antwort auf diese Frage ist schnell gefunden, denn die Mannschaft der Gäste wirkt frisch und agil und stürzt die
konfuse Defensivabteilung ihres Gegners von einer Verlegenheit in die nächste. Das vermeintliche 0:1 durch Sven Bender
wird in der 10. Minute wegen einer angeblichen Abseitsstellung zwar nicht anerkannt, aber auch davon lassen sich die
Dortmunder nicht beeindrucken, und es ist schließlich Shinji Kagawa, der in der 19. Minute mit einem abgefälschten Schuß
einen Treffer erzielt, dem die Anerkennung nicht verweigert wird. Das einzige Manko im Spiel der Gäste ist heute die
Chancenauswertung, und so dauert es bis zur 58. Minute, bis es erneut Kagawa ist, der einen perfekt von Mats Hummels
aufgelegten Ball im Tor unterbringt. Später wird Robert Levandowski für den Japaner eingewechselt und erweist sich mit
dem Treffer zum 3:0 als würdiger Vertreter, bevor es am Ende Klaas Jan Huntelaar ist, der ein bedeutungsloses Tor für den FC
Schalke erzielt, das nicht verhindern kann, daß man als einzige punktloses Team am Tabellenende steht.
Auf Heimseite gibt es zunächst das übliche Intro mit Riesentrikot und Riesenschal, eine besondere
Aktion oder Choreographie gibt es wie in den letzten Jahren nicht zum Derby. Die "Kein-Zwanni"-Aktion
hat dazu geführt, daß das Spiel erstmalig seit Jahren nicht ausverkauft ist, sondern der Besuch um
etwas 1500 Plätze unterhalb der Stadionkapazität liegt, und der Gästeblock ist spürbar locker besetzt.
Zur Aktion als solcher haben sich übrigens sogar die Ultras Gelsenkichen positiv geäußert, auf deren Hompage es heißt
Bei aller Rivalität wünschen wir der schwarz-gelben Anhängerschaft viel Erfolg sowie das nötige
Durchhaltevermögen bei ihrer Aktion Kein Zwanni fürn Steher´. Wir als Ultras Gelsenkirchen werden
dieses Vorhaben mit dem nötigen Respekt begleiten. Wir gönnen den Gelben nicht mal das Schwarze unter
den Fingernägeln und daher soll dies auch kein Aufruf zur uneingeschränkten Solidarität sein, sondern
eine Aufforderung an uns als Schalker Fanszene, dass wir etwas gegen die drehende Preisspirale unternehmen
werden und der Fußball weiterhin bezahlbar bleibt.
Während der Partie erreicht die Stimmung bei den
Schalke-Anhängern eigentlich nur einmal einen Höhepunkt - als der vermeintliche Treffer zum 0:1 nicht
gegeben wird. Ansonsten ist verständlicherweise Frust angesagt und schließlich verlassen die Zuschauer
in Massen vor dem Abpfiff das Stadion. Unterdessen gibt es für die Gäste etwas zu feiern und die, die sich
entschieden haben, trotz des Boykotts zu kommen, dürften das nicht bereut haben.
|