Ajax Amsterdam
vs.
Heracles Almelo 2:2

Der Amsterdamsche FC Ajax - in den Niederlanden oft als AFC Ajax abgekürzt und international oft unter Umstellung der Bestandteile des Namens gerne Ajax Amsterdam genannt - ist einer der bekanntesten Vereine seines Landes. Um genau zu sein dürften der 1900 gegründete Club mit dem Namen des griechischen Helden noch vor Feyenoord Rotterdam und dem PSV Eindhoven den größten Bekanntheitsgrad aller niederländischen Fußballverein haben. Das kommt nicht von ungefähr, denn zum einen ist Ajax als Talentschmiede für die finanzkräftigeren Clubs aus England, Italien und Spanien häufig in der Biographie niederländischer Spieler im Ausland zu finden und zum anderen hat man auch selbst so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit 29 Titeln sind die Amsterdamer Rekordmeister ihres Landes und 17 mal hat man sich den 'Beker' gesichert, aber auch international fehlt weder der Europapokal der Landesmeister (4 x) noch der der Pokalsieger (1 x) oder der UEFA-Cup (1 x). Auf Meisterschaft Nr. 30 wartet man allerdings bereits seit 2004 und das wird wohl auch nach der aktuellen Spielzeit dabei bleiben, denn man ist zwar Zweiter der Tabelle, liegt aber schon neun Punkte hinter dem AZ Alkmaar zurück und scheint zudem die Erfolgsspur mit zuletzt zwei Niederlagen in Folge verlassen zu haben. Aus sicht der Amsterdamer soll es heute also unbedingt ein Sieg werden gegen einen 'Namensvetter', denn auch der heutige Gegner aus Almelo hat sich nach einem heldenhaften Griechen, in diesem Fall Heracles benannt. Damit hören die Parallelen zu Ajax allerdings auch auf, denn während die Gastgeber immer der 1953 gegründeten Ehrendivision angehört haben, ist sie für Heracles Almelo eher der Sonder- als der Normalfall und man strebt nicht viel mehr als den Nichtabstieg an.

Mit David gegen Goliath würde also von der Symbolik her eher ein biblisches Motiv zu der heutigen Partie passen als Ajax gegen Heracles und 'Goliath' Ajax setzt sofort auf Angriff und stürzt 'David' Heracles von einer Verlegenheit in die andere. Ein Treffer gelingt den Hausherren gegen Heracles-Kapitän Martin Pieckenhagen freilich nicht und so haben die Gäste in der 19. Minute die Gelegenheit, die Schleuder auszupacken, und der Heracles-Konter bringt tatsächlich die Auswärtsführung durch Ricky van den Bergh. Nach etwas mehr als einer halben Stunde erhöht das Team aus Almelo gar auf 0:2, und jetzt scheint die Rechnung der Gäste voll aufzugehen, vor allem, als sich Ajax noch in die zweite Hälfte hinein schwertut. Dann geht es allerdings Mitte des zweiten Abschnitts ganz schnell. Zunächst fällt der Anschluß durch Miralem Sulejmani und nur zwei Minuten später bringt ein Elfmeter von Luiz Suarez den Ausgleich. Danach steht Heracles fast nur noch mit dem Rücken zur Wand und hat alle Hände voll zu tun, das komplette Kippen der Partie zu verhindern. In der Nachspielzeit ist es dann so weit, daß Luis Suarez aus kurzer Distanz in den Kasten der Gäste abstauben kann, aber das Schiedsrichtergespann hat eine Abseitsstellung erkannt und verweigert dem Treffer die Anerkennung, das allerdings völlig und klar erkennbar zu Unrecht, so daß Heracles am Ende einen wohl irgendwie verdienten Punkt mitnimmt, Ajax jedoch unverschuldet um die Belohnung für das tolle Comeback gebracht wird.

Die Heimfans haben einen Block mit einem Transparent "Gegen den Modernen Fußball" geschmückt und prästenieren zu Beginn der Partie eine dazu passende Blockfahne, auf der man mit "I Love Sundays" für sich den Sonntag als Spieltag einfordert. Später gibt es noch eine Raucheinlage in den Farben Rot und Schwarz, die dem Stadionsprecher keinerlei Ansage entlocken kann. Übrigens nennen sich die aktiven Fans von Ajax "Vak-F" (Block F) oder "F-Side", obwohl es gar keinen Block F in der Amsterdam Arena gibt, der Name geht vielmehr auf den Standort der Fans im Arena-Vorgänge Stadion De Meer zurück. Im Laufe der ersten Hälfte schlägt die Stimmung gegen Ajax um, was zeigt, daß doch viele Anhänger von den zuletzt schwachen Ergebnissen etwas dünnhäutig geworden sind. Mit Anfeuerungen sind zu dieser Zeit nur wenige Heracles-Fans im Gästekäfig zu hören, während das Heimpublikum schweigt oder über ein gellendes Pfeifkozert sein Mißfallen kundtut. Ob das jetzt gedacht ist, um die Mannschaft aufzurütteln oder nicht: Ajax kommt wie beschrieben im zweiten Abschnitt zurück in die Partie und jetzt hat man das Publikum wieder voll auf seiner Seite, am Ende wird das vermeintliche Siegtor frenetisch gefeiert, bis klar wird, daß es nicht gegeben wurde, was nicht nur den Zorn des Publikums auf den Referee leitet sondern auch den von Ajax-Trainer Marco van Basten. Eine interesssante Frage ist übrigens auch, auf welcher Grundlage man zu der offiziellen Zuschauerzahl des Tages kommt, denn faktisch bleiben mindestens die Hälfte der Plätze leer.

Mit 51628 Sitzplätzen ist die Amsterdam ArenA (so die offizielle Schreibweise) das größte Fußballstadion der Niederlande überhaupt und sie gilt auch als das modernste. Tatsächlich handelt es sich um eine hochmoderne Anlage, die oftmals als vorbildlich genannt wird, und wenige Stadien haben den Begriff "Arena" stärker verdient als dieses. So handelt es sich um einen Allseater und an Tagen wie heute, an denen es regnet oder gar schneit, wird das Wetter durch Schließen der Dachkonstruktion ausgesperrt, so daß es sich beim Stadion von Ajax faktisch um eine riesige Halle handelt, in dem man, auch wenn das Dach geöffnet ist, nicht viel vom Himmel zu sehen bekommt. Kaum erwähnenswert, daß in einer Anlage wie dieser, die seit 1996 der Spielort der Gastgeber ist, auch an die VIPs gedacht wurde, denen gleich 52 Logen zur Verfügung stehen. Unter dem Stadion verläuft eine Schnellstraße und zudem findet sich hier ein Parkhaus. Als problematisch freilich hat sich die Spielfläche erwiesen, die zu wenig Licht und Luft bekommt und deshalb immer wieder ersetzt werden muß. Möglicherweise ist das der Grund, daß man in der stark der Amsterdem ArenA nachempfunden Arena AufSchalke einen herausfahrbaren Rasen installiert hat, für den es allerdings auch in den Niederlanden ein Vorbild gibt, nämlich den 1998 eröffneten Gelredome von Vitesse Arnheim.