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Alemannia Aachen |
04.02.2012, Neuer Tivoli, 2. Liga |
Am 17.8.2009 trafen Alemannia Aachen und der FC St. Pauli zum ersten Pflichtspiel
im brandneuen Stadion der Hausherren aufeinander, die im Vorjahr auf Platz vier
der Abschlußtabelle gelandet waren und hofften, vor einer goldenen Zukunft im
neuen Schmuckkästchen zu stehen. Bereits nach dem ersten Spiel war ein wenig der
Lack ab vom Glanz der Aachener, denn man unterlag mit 0:5 und startete denkbar
schlecht sowohl in das neue Stadion als auch in die Spielzeit, die am Ende mit einem
13. Platz für die Alemannia endete, während es die Kiezkicker waren, die sich über
den Aufstieg freuen durften. Auch in der letzten Spielzeit lief es nicht wesentlich
besser, und in der aktuellen Saison steht man gar mitten im Abstiegskampf, während
der FC St. Pauli die Klasse in der Bundesliga nicht halten konnte und sich so nach
zwei Jahren wieder zum Ligakick bei der Alemannia vorzustellen hat - allerdings auf
Platz vier stehend mit deutlichen Ambitionen auf den sofortigen Wiederaufstieg. Von
daher dürfte man sich bei den Hamburgern heute mindestens einen Punkt - wenn
nicht mehr - ausrechnen , während ein Remis aus Sicht des TSV Alemannia schon zu
wenig sein dürfte, wenn man die Distanz nach unten behaupten will.
Nachdem man sich in der Anfangsphase abgetastet hat, scheinen die Gäste so
langsam besser in Schwung zu kommen, als die Alemannia die Hamburger eiskalt
erwischt und mit zwei Treffern innerhalb von nur wenigen Minuten Fakten schafft.
Zunächst verwandelt Benjamin Auer einen berechtigen Foulelfmeter zum 1:0,
nachdem Neuzugang Albert Streit im Strafraum gefoult wird, dann ist es Amein
Demai, der mit einem echten Kunstschuß von der Strafraumgrenze zugunsten
der Alemannia erhöht. Der FC St. Pauli berappelt sich danach etwas und drängt
die Aachener vor allem gegen Ende der ersten Hälfte an den eigenen Strafraum
zurück. Als sechs Minuten vor der Halbzeitpause Fabian Boll den Anschlußtreffer
markiert, schöpft man bei den Kiezkickern neue Hoffnung. Nur kann man im zweiten
Abschnitt nicht an den zuletzt gezeigten Angriffswirbel anknüpfen. Zwar haben
die Kiezkicker den Löwenanteil an Ballbesitz, aber man vergißt, sich Torchancen
herauszuspielen, und so bleibt es am Ende bei einem verdienten 2:1-Erfolg für die
Gastgeber.
Die sportliche Misere hat ihre Spuren in den Zuschauerzahlen am Tivoli hinterlassen,
und auch heute gibt es einigen Spielraum nach oben, was bei etwa 2/3 Auslastung
der Stadionkapazität deutlich zu sehen ist. Zur ersten Hälfte liefern beide Seiten ein
Standardintro ab. Bei den Heimfans sind heute keine Anzeichen von Problemen
zu erkennen, nachdem es vor einigen Wochen zu einem Blocksturm gekommen
war, bei dem der Bereich der als poltitisch links geltenden Aachen Ultras von
Mitgliedern anderer Gruppierungen angegriffen worden war, die nach der Darstellung
der einen aus dem rechtsradikalen Lager stammen und nach eigener Aussage
unpoltisch sind - die Mitgliedschaft eines maßgeblichen Mitglieds der Gruppe in der
NPD sei "Privatsache". Dies ist eine Sichtweise, die vor allem auch die Gästefans
nicht teilen können, die zum Auftakt der zweiten Hälfte einige Spruchbänder
präsentieren, bei der sie "Aachen, mach die Augen auf!" und "Nazis raus aus dem
Fanblock!" fordern sowie am Nachmittag zur Antifa-Demo nach Aachen einladen.
Handlungsbedarf sieht man aber inwzischen anscheinend auch seitens des Vereins,
denn es gibt während der Halbzeitpause eine Durchsage, bei der man sich von
Rassismus und Rechtsextremismus distanziert. Weiterführende Infos zu den
Vorkommnissen in Aachen gibt es zum Beispiel bei
Zeit online und spiegel.de
oder den Stellungnahmen der betroffenen Fanclubs
Karlsbande Ultras,
Aachen Ultras sowie Alemannia Supporters.
Das neue Stadion sollte ein Garant für eine große Zukunft des TSV Alemannia
sein, da es die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellt, um dauerhaft in
der Bundesliga kicken zu können. Das ist unbestritten, aber man mußte seither
feststellen, daß der Betrieb einer solchen Anlage eine Menge Geld kostet und wohl
vor allem auch angesichts des ausbleibenden sportlichen Erfolges und des daraus
folgenden Zuschauerschwundes ein immenses finanzielles Risiko bedeuten kann.
Bereits im April 2010 war man erstmalig am Abgrund angekommen, wurde jedoch von
der Stadt Aachen mit einer Ausfallbürgschaft vor der Insolvenz gerettet. Seit dem
Ende letzten Jahres ist das Thema wieder aktuell, und man sucht erneut eine Lösung,
wobei die Stadt insofern unter Druck steht, daß sie mit dem an sie, im Falle einer
Pleite des TSV Alemannia, zurückfallenden Immobilie ohne Aachener Großverein
wenig anfangen kann.
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