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Stal Alchevsk |
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www.pfl.com www.ukrainiansoccer.com/ kicker.de |
fcarsenal.kiev.ua/ Arsenal-Kiew-Forum (englisch) |
14.04.2006, Stadion Stal, Wischa Liga |
Daß Fußballvereine öfter mal den Namen wechseln, ist heutzutage fast üblich - ungwöhnlich ist dagegen, wenn sich im Laufe von gut 30
Jahren zweimal der Name des Spielorts ändert: die Heimatstadt der heutigen Gastgeber Stal wurde 1895 unter dem heutigen Namen gegründet, 1931 in Voroshilowsk umbenannt und hieß später von 1961 an Kommunarsk, bevor man 1992 zum alten Namen zurückkehrte.
Alchevsk ist eine Industriestadt im Osten der Ukraine, die zwischen Donezk und Luhansk gelegen
ist und im wesentlichen Grau in Grau zu bieten hat.
Den FK Stal Alchevsk verbindet mit seinen heutigen Gästen von Arsenal Kiew ein gemeinsames Ziel,
der Klassenerhalt in der ukrainischen Eliteliga, das wie im Wettkampfsport üblich voraussichtlich am besten auf
Kosten des jeweils anderen erreichbar sein dürfte. Zur Zeit nimmt jedenfalls Arsenal den
Nichtabstiegsplatz 14 und Stal den Abstiegsplatz 15 ein, wobei die beiden Teams mit jeweils 25 Zählern nur
von der Tordifferenz getrennt werden, die Hausherren allerdings noch ein Spiel Rückstand auf den Gegner aus
der Hauptstadt haben. Eigentlich müßten so beide Teams heute mit dem festen Willen in die Partie gehen, die drei Punkte
für ihr Konto zu verbuchen, denn gerade an die direkten Konkurrenten gibt es nichts zu verschenken. Anfang 2006 ist Alchevsk übrigens von einer größeren Katastrophe heimgesucht worden, als bei arktischen Temperaturen das Heizungssystem ausgefallen ist und viele Einwohner vom Erfrierungstod bedroht waren (siehe hier), aber inzwischen geht alles seinen gewohnten Gang und es sind nur noch die vielen aufgerissenen Straßen zu bemerken, wo an den Rohrleitungen der Stadt gearbeitet wird.
Die ersten zwanzig Minuten bringen Sicherheitsfußball beider Seiten, so daß sich nicht wirklich allzu viel auf dem Platz tut. Danach versuchen sich die Hausherren
etwas stärker vorwärts zu orientieren, doch ihr Paßspiel ist viel zu unpräzise, um Arsenal in Gefahr zu bringen. Kurz vor der Halbzeit ergibt sich dann doch mal eine bessere Chance für die Hausherren, doch der Flachschuß geht am Tor vorbei. In der 79. Minute fällt doch noch der Treffer für die Hausherren und das gerade zu einem Zeitpunkt, nachdem die Gäste selbst aktiver geworden sind und jetzt das gefälligere Aufbauspiel an den Tag legen. Der erste Schuß von Stal kann noch abgewehrt werden kann, der zweite aber landet halboch im Tor. Nach dem Gegentor müssen die Gäste natürlich offensiver werden und jetzt drängen sie auf den Ausgleich. Das bringt schnell gute Chancen und nachdem man in der 73. und 75. Minute bereits gute Chancen hat, müßte Arsenal Kiew sieben Minuten vor Schluß das Tor machen - doch man versucht vergeblich, den Torhüter der Hausherren zu tunneln. Da wäre wohl ein einfacheres Spiel erfolgversprechender gewesen, so aber bleibt es am Ende beim knappen Erfolg für Stal Alchevsk, der den Hausherren erst mal ein wenig Luft im Abstiegskampf verschafft.
Angesichts der hohen Bedeutung des Spiels und der moderaten Eintrittspreise - der Einheitspreis von 4 Hrivna entspricht etwa 60 Eurocent und ist auch
verglichen mit typischen Preisen in der Ukraine kein Vermögen - ist der Besuch doch enttäuschend, zumal die offizielle Zahl von 7000 doch sehr übertrieben scheint und zusätzlich mindestens die Hälfte der Zuschauer erst nach dem Anpfiff den Weg ins Stadion findet - viele davon erst kurz vor der Halbzeitpause. Hinter einem Tor haben ein paar Anhänger eine große Stal-Alchevsk-Fahne angebracht, dazu führt man einige Schwenkfahnen mit und einige Zuschauer bilden in diesem Bereich eine Blaskapelle, die immer wieder versucht, den Support anzuheizen. Der höhere Geräuschpegel wird aber von jenen im Publikum erzeugt, die eine der vielen Tröten im Stadion dabei haben und damit eher nervigen Lärm produzieren. Ab und zu gibt es immer wieder mal "Alchevks! Alchevsk!"-Sprechchöre - nach dem Tor werden die vorübergehend sogar richtig laut, weil kurz fast das ganze Stadion mitgeht. In den drei Minuten Nachspielzeit steht dann fast alles und fordert lautstark vom Schiedsrichter den Schlußpfiff. Gäste aus Kiew haben augenscheinlich nicht den Weg nach ALchevsk gefunden, so daß das heimische Publikum komplett unter sich bleibt.
Von außen macht das Stadion Stal keinen besonders guten Eindruck und man hat fast den Eindruck, eine echte Bruchbude vor sich zu haben. Der beschränkt sich
aber wirklich auf die Fassaden, denn von innen stellt sich heraus, daß das komplett in Rot und Schwarz bestuhlte Stadion eher ein kleines Schmuckkästchen ist. Etwas störend wirkt sich nur die fast vollständig fehlende Überdachung aus - nur ein paar VIP- und Presseplätze sind mit einer Plastikplane geschützt - und das könnte sich heute auch auf den späten Besuch vieler Zuschauer ausgewirkt haben, denn es regnet bis zwanzig Minuten vor Anpfiff, bevor die Wolkendecke aufreißt und der Sonne zu einem Auftritt verhilft. Doch zurück zum Stadion Stal, das über drei ausgebaute Seiten verfügt, wobei die beiden Längsseiten über die etwas höheren Tribünen verfügen und in der Gegenseite in kyrillischer Schrift "FK STAL ALCHEVSK" zu lesen ist. Eine Hintertorseite bleibt ohne Ausbau und hier kann man am Horizont das Chemiewerk sehen, das der Sponsor der Hausherren und Arbeitgeber vieler Bewohner der Stadt ist, allerdings mit seiner ganz eigenen bunten Rauch-Show nicht den Eindruck macht, daß hier der Umweltschutz allzu wichtig genommen wird. Oberhalb der bebauten Hintertorseite gibt es dann noch eine Anzeigetafel und auch eine Flutlichtanlage sucht man im Stadion Stal nicht vergebens.
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