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Barnet FC |
maps.google.de wikipedia Barnet mad |
BBC Football footballgroundguide.com/ Tony Kempster (RIP) |
wikipedia Wimbledon Independent Supporter Association Wimbledon mad |
28.04.2012, Underhill Stadium, League 2 |
Die Geschichte des Barnet Fotball Club ist insofern etwas kurios, daß der ursprünglich unter diesem Namen
von Schülern des Cowley Colleges und der Lyonsdown Collegiate School gegründete Club nach einer Verbandsstrafe
Pleite ging - man hatte als Amateurclub Spielergehälter gezahlt. Der heutige Barnet FC entstand dann aus dem damaligen
Lokalrivalen Barnet Avenue, der aus der Christ Church School hervorging. Zwischendurch hatte man nach einer
Fusion mit dem Alston Work AFC vorübergehend als Barnet Alston AFC gekickt. Zum Profitum kam der Club aus dem
Nordon Londons schießlich doch noch, nämlich 1965 und von 1991 bis 2001 gehörte man erstmalig der Football
League an, wobei man es zwischenzeitlich bis in die dritte Liga geschafft hatte. 2004 kehrte man in die Football
League zurück, seither ist Barnet durchgängig viertklassig, wobei man aktuell zwei Spieltage vor Saisonende
bei nur zwei Punkten Vorsprung auf den vorletzten Hereford United FC Drittletzter ist - das heißt, daß man noch den ersten
Nichtabstiegsplatz einnimmt. Heute geht es gegen den AFC Wimbledon, der sich in der Nachfolge des zu den MK Dons
mutierten Wimbledon FC sieht, aber als eigener Verein in der laufenden Saison erstmalig in der Football League steht
und mit dem Mittefeldplatz, den man erreicht hat, sehr zufrieden sein dürfte.
Die Bees - so der Spitzname der Gastgeber - übernehmen von Anfang an die Initiative und drängen
den AFC Wimbledon zurück, der vielleicht das Spiel ob der Bedeutungslosigkeit für die eigenen
Farben nicht mehr ganz ernst nimmt. In der 33. Minute sorgt schließlich mit Ricky Holmes genau
der Spieler für die Führung des BFC, der im letzten Heimspiel den wichtigen Ausgleich zum 1:1
gegen Hereford markiert hat und damit dafür sorgte, daß die Hausherren ihr Schicksal überhaupt noch
in der eigenen Hand haben - begünstigt von einer schwachen Aktion von Gästetorhüter Jack Turner,
der den Ball noch berühren, aber nicht mehr aufhalten kann. Auch wenn Wimbledon kaum zu Chancen kommt,
steht das Spiel lange auf des Messers Schneide, da die Hausherren keinen weiteren Treffer erzielen
können. Das ändert sich erst in den letzten zehn Minuten der Partie, in denen Sam Deering, Ben May und
Mark Hughes noch für ein deutliches 4:0 sorgen. Gerettet ist Barnet damit noch nicht, denn
Hereford hat überraschend beim Aufstiegsaspiranten Crawley Town gewonnen und so die Entscheidung auf
die kommende Woche vertagt, in der Barnet beim ambitionslosen Burton Albion einen Sieg benötigt, um
sicher drinzubleiben und andernfalls auf die Schützenhilfe von Torqay United angewiesen ist, das in
Hereford antritt und selbst noch Punkte braucht, um den direkten Aufstieg in die League 1 zu
erreichen.
4422 Zuschauer sind ein klarer Saisonrekord für den Barnet Football Club, dessen Spiele in der Regel
von 1500 bis 2500 Zuschauern verfolgt werden, der aber schon gegen Hereford mit 3189 Menschen
ungewöhnlich viele Zuschauer begrüßen durfte. Heute liegt es sicher auch an dem starken Interesse von
Gästefans, die mit 1234 Leuten zu dem Rekordbesuch beitragen, aber es ist auch offensichtlich, daß
die 'Bienenfreunde' begriffen haben, was die Stunde geschlagen hat und daß sie entschlossen sind, ihre
Farben beim Klassenerhaltsversuch zu unterstützen. Zum Intro werden ein paar orange Plastikbänder auf den
Platz geworfen, danach gibt es von beiden Fangruppen akustischen Support, der zwar nicht ausreicht, um
aus der Partie ein Highlight zu machen, aber sicherlich für das England der heutiger Zeit beachtlich ist,
zumal auch die Zuschauer auf den Sitzplätzen im Hintertorbereich dem Spiel immer wieder stehend verfolgen
und vor allem nach den Treffern der Hausherren recht gut abgehen. Von Wimbledon ist auch immer wieder
Support per Sprechchor zu vernehmen, aber man nimmt es recht locker, daß man die heutige Partie verliert.
Die Heimfans bleiben nach dem Abpfiff brav auf ihren Plätzen, nachdem der Stadionsprecher mehrmals
darauf hinweist, daß man keine Fans auf dem Rasen haben will - so sehr enthemmt sich die Fußballbegeisterung
in England im Jahre 2012 dann doch nicht, daß man da nicht Folge leisten würde.
Das Underhill Stadium gilt als alles andere als zeitgemäß und gilt als eins der größten Probleme des
Barnet FC, der im letzten Dezember schon angekündigt hatte, es zum Saisonende endgültig zu verlassen,
sich jetzt aber doch erst einmal für eine weitere Spielzeit mit dem Barnet City Council einigen konnte, dem
die Anlage gehört und dem man vorwirft, den Club völlig ausnehmen zu wollen, obwohl der in den letzten
Jahren alleine 2 Millionnen Pfund in die Verbesserung der Anlage gesteckt habe. Tatsächlich ist sie nicht
sonderlich modern, dürfte aber gerade dadurch vielen mehr gefallen als eine sterile Arena. Auf einer
Längsseite findet man den Mainstand mit seinem Giebeldach und eine kleinere dabenben gesetzte Tribüne, die
ebenfalls über Sitzplätze verfügt, eine weitere überdachte Tribüne mit Sitzen gibt es, wie beschrieben,
hinter einem Tor. Dazu kommt eine überdachte Traverse auf der Gegenseite sowie ein nicht überdachter
Stehplatzbereich hinter dem zweiten Tor, der heute bei regnerisch kaltem Wetter nicht sonderlich attraktiv
ist, sich bis zur Haupttribüne auf die Längsseite fortsetzt und von einer Stahlrohrtribüne mit Überdachung
flankiert wird, die im äußeren Bereich auf die Stufen gesetzt wurde. Somit handelt sich bei der zusammengestückelten
Anlage um einen Vertreter einer Generation von englischen Stadien, die mit ihren schrittweise Renovierungen und
voneinander abweichenden Ausbauten in diversen Bereichen der Anlage sehr viel Charakter vorzuweisen haben,
aber deren Verschwinden zumindest im Profifußball nicht mehr aufzuhalten ist.
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