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Bohemians 1905 |
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16.07.2010, Stadion Eden, Gambrinus Liga |
Der FC Bohemians 1905 ist in seiner heutigen Form 2005 entstanden und seither Bestandteil eines recht kuriosen Streits um den Vereinsnamen und das Logo mit dem Känguruh. Beides hatte sich der damalige AFK Vršovice 1927 gegeben - den Namen, um sein Land bei einer Australientour besser repräsentieren zu können, und das Zeichen, nachdem
man als Gastgeschenk ein Känguruh-Paar erhalten und an den Prager Zoo weitergegeben hatte. Kurz vor der Pleite stehend hatte man beides im Rahmen des Insolvenzverfahrens an den FC Střížkov Praha verliehen, doch nicht zuletzt durch eine Faninitiative überlebte auch der ursprüngliche Club und benannte sich in Bohemians 1905 um. Der Verband wollte zwar nur diesen Verein als Bohemians akzeptieren, aber Střížkov erstritt sich die Teilnahme über ein ordentliches Gericht, was darin gipfelte, daß im letzten Jahr beide - Střížkov als Bohemians FC - in der Gambrinus-Liga aktiv waren. Nachdem die 'falschen' Bohemians abgestiegen sind und keine Lizenz für die Druhá Liga erhalten haben, scheint dieser Konflikt vorbei zu sein, aber es gibt neuen Streit, da man seine Heimspiele ab der neuen Saison nicht mehr im traditionellen Stadion Ďolíček austrägt, sondern zum SK Slavia ins neue Stadion Eden gezogen ist, gegen den man heute an exakt dieser Stelle die Ligasaison 2010/11 eröffnet.
Bereits nach 70 Sekunden hat man bei den Bohemians 1905 Grund zum Jubeln, denn für ein Saisonauftaktspiel rekordverdächtig früh sind die 'Gastgeber' in Führung gegangen, als der SK Slavia dem Spielzug der Grün-Weißen freundlich zuguckt, so daß das Leder am Ende von Hartig knapp außerhalb des Strafraums quer auf Bartek gespielt wird, der sich die Ecke aussuchen kann und unhaltbar zur Bohemians-Führung einschießt. Die 'Känguruhs' ziehen sich sofort weit zurück,
erlauben sich aber immer wieder haarsträubende Abwehrfehler, und ein solcher führt in der 17. Minute zum Ausgleich, als Jaroslav Cerny in der eigenen Hälfte Kisel anspielt, der völlig freistehend aufs Tor zueilen kann und Snozik im Tor der Bohemians keine Chance läßt. Da die Abwehrarbeit weiterhin katastrophal ist, kommt es zu zahlreichen weiteren Chancen, aber die Torhüter haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Stürmer beider Seiten sind nicht gerade die Torgefährlichkeit in Person, so daß es am Ende bei einem 1:1-Remis bleibt, das sicherlich von den Bohemians mit deutlich mehr Wohlwollen zur Kenntnis genommen wird als beim SK Slavia, dessen Offensiv-Abteilung den deutlichen Großteil der Tormöglichkeiten des heutigen Tags gehabt und vergeben hat.
Die aktiven 'Bohemka'-Fans haben im Vorfeld angekündigt, die heutige Partie zu bestreiken und stattdessen mit den aktiven Slavia-Anhängern, die sich ihnen anschließen wollen, zum Stadion Ďolíček zu ziehen. So taucht man eine halbe
Stunde vor Anpfiff mit einem Transparent und ein paar Pyros am Stadion auf, zieht da kurz seine Show ab und macht sich dann zum gut 1,5 Kilometer entfernten "Wohnzimmer" der Bohemians auf, wobei laut Zeitungsberichten 4 Slavia-Fans verhaftet werden. Im Stadion verfolgen gut fünfeinhalbtausend Menschen die Partie, was im 7500 fassenden Ďolíček nicht einmal so schlecht wäre. Ein wenig Support gibt es auch ohne die jeweiligen Hauptgruppen auf beiden Seiten, wobei die Känguruhs mit einer Trommel und Gesängen angefeuert werden, was von Slavia-Seite immer wieder mal mit eigenen Gesängen beantwortet wird.
Das neue Stadion Eden - offiziell heißt es Synot Tip Arena - entstand von 2006 bis 2008 auf dem Gelände, auf dem 2004 das alte Stadion dieses Namens abgerissen worden war, was als traditioneller Spielort des SK Slavia gilt. Ganz stimmt
das freilich nicht, denn der Club, der seine Spiele von 2004 bis 2008 im kleinen Stadion Strahov austrug, hatte bis 1948 zusammen mit Lokalrivalen Sparta im Stadion Letná gespielt und hatte dann auf Geheiß der kommunistischen Regierung nach Vršovice umziehen müssen, wobei man die alte Holztribüne des Letná gleich mitnahm, die abgerissen und im neu entstehenden Stadion Eden wieder aufgebaut wurde. Nach 2004 war die Finanzierung des neuen Stadions lange unklar, aber inzwischen ist es realisiert worden, wobei 21000 rote Sitzschalen installiert wurden und 40 VIP-Boxen mit insgesamt 900 Plätzen - wenn belegt - gute Einnahmen garantieren dürften. Allerdings ist von außen und innen ein ziemlicher Standardbau herausgekommen, dem es zwar offensichtlich nicht an Luxus, dafür aber an Seele fehlt. Wirklich überzeugen kann einzig die Überdachung, die von unten holzvertäfelt ist und einen sehr schicken Eindruck macht.
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