SV Darmstadt 98 |
maps.google.de wikipedia |
fußballdaten.de fußball.de kicker.de |
wikipedia |
16.05.2014, Stadion am Böllenfalltor, Relegation Bundesliga/2. Bundesliga |
Nach der letzten Spielzeit hätte bei den Lilien vom SV Darmstadt 98 wohl kaum jemand angenommen,
daß es am heutigen Tag ein Relegationspspiel um den Aufsteig in die 2. Bundesliga geben könnte, denn die Lilien
waren am letzten Spieltag der letzten Saison - nach einem 1:1 gegen den direkten Konkurrenten Stuttgarter Kickers - auf einem
Abstiegsplatz geblieben und abgestiegen. Nur weil ausgerechnet dem alten hessischen Rivalen Kickers Offenbach
die Lizenz entzogen wurde, hielten sich die Darmstädter in der 3. Liga, wo man in der gerade
zu Ende gegangenen Spielzeit sogar lange auf Direktaufstiegsplatz zwei schielte, den man aber am Ende mit
einer Auswärtsniederlage beim direkten Konkurrenten RB Leipzig verspielte. Mit direkten Duellen gegen die Konkurrenz scheint
man es also nicht so zu haben bei den Südhessen, doch jetzt steht man wieder einem Konkurrenten gegenüber,
gegen den es heißt "ihr oder wir", und zwar ist es der DSC Armnia Bielefeld, der zum Showdown am Böllenfalltor
erscheint. Das ist kein frustrierter Fast-Absteiger, der eine traurige Saison hinter sich hat, sondern
ein wieder auferstandener Scheintoter, der sich nach acht Spielen auf dem vorletzten Platz am letzten Spieltag
an der SG Dynamo Dresden im direkten Duell vorbeigeschoben hat und sich so überhaupt erst einmal diese letzte Chance zum Erhalten
der Klasse verschafft hat.
Die Anfangsphase gehört eindeutig Darmstadt 98, das von Anfang an den Weg nach vorne sucht und wild entschlossen
scheint, sich ein Torpolster für das Rückspiel aufzubauen. Der DSC läßt ich freilich kaum irritieren von den
Offensivbestrebungen seines Gegners, wartet erst einmal ab und begnügt sich damit, die Lage defensiv unter
Kontrolle zu halten, um schließlich mit der ersten echten Torchance der ganzen Partie in Führung zu gehen,
bei der ein mißglückter Abwehrversuch vor den Füßen von Bielefelds Christan Müller landet, der nicht lange
fackelt, sondern das Spielgerät per Direktschuß im Tor der Lilien unterbringt. Die sind damit auch ins Herz
getroffen und erst einmal bis zur Halbzeit außer Gefecht gesetzt und kassieren nach etwas mehr als einer halben
Stunde auch noch das 0:2 durch einen fast aufreizend lässigen Heber von Ben Sahar. Erst im zweiten Abschnitt
erwacht der Kampfgeist der Lilien erneut, und diesmal schafft man zumindest den Anschlußtreffer durch Milan
Ivana, aber am Ende können die Arminen durch einen Treffer des eingewechselten Sebastian Hille den alten
Abstand wieder herstellen, und 1:3 heißt es auch noch, als Schiedsrichter Deniz Aytekin das Spiel abpfeift,
so daß Arminia Bielefeld beim Rückspiel am kommenden Montag fast nur noch an sich selbst scheitern kann.
Die Heimfans haben eine Choreographie vorbereitet, die sich über die komplette Haupttribüne erstreckt und
bei der es mit großem Transparent unter dem Dach heißt "Sportvereine gibt es viele! Doch es gibt nur eine...",
was mit dem Wort "LILIE" in weißen Buchstaben über die Ränge vervollständigt wird. Nachdem dies zum Einlaufen
der Teams gezeigt wurde, hat man noch ein Gimmick, das man während das Spiels zeigt, vorbereitet und präsentiert, wobei
die Lilien-Fans das Transparent von Dynamo Dresden vom vergangengen Sonntag parodieren und verkünden:
"Bielefeld: Ihr habt 180 Minuten, die Liga zu verlassen!". Die Arminen haben keine besonderen Botschaften
dabei und lassen dafür nach ihren Toren die Pyrotechnik sprechen, indem sie zweimal rote bengalische
Feuer zünden, jeweils von entsprechenden Durchsagen des Stadionsprechers begleitet, daß derartiges
nicht erwünscht sei. Der Heimanhang bleibt auch bei dem Rückstand aktiv und laut, wobei die aktiven
Anhänger des SV Darmstadt nicht in der Kurve, sondern im äußeren Bereich der Haupttribüne zu Hause sind. Erst
gegen Ende wird es dann doch etwas ruhiger, denn natürlich wissen auch die Lilien-Fans, daß die Ausgangsposition
für das Rückspiel eine fast aussichtlose ist.
Vor zwanzig Jahren wäre das Stadion am Böllenfalltor kaum der Erwähnung wert gewesen, denn es war eins von
zahlreichen Großstadien, die so oder so ähnlich gestaltet waren und letztendlich sogar eins der kleineren.
Heute ist es mit seiner damals so typischen Gestaltung - einer überdachten Haupttribüne, auf der es
Sitzplätze gibt und dazu offene Traversen, die in einem weiten Oval um die Spielfläch. Auch in Darmstadt
denkt man drüber nach, die 1920 erbaute und zweimal renovierte Spielstätte - zunächst 1950 und dann 1974,
wobei auch ein Neubau der Haupttribüne Teil der zweiten Renovierung war, die also somit gerade ihren
40. Geburtstag feiert, durch einen Neubau zu ersetzen. Immerhin konnte inzwischen nach längeren Diskussionen
entschieden werden, daß die geplante zweitligataugliche Arena an gleicher Stelle entstehen soll. Die
Maßnahme soll zweistufig erfolgen, wobei zunächst die marode Substanz des aktuellen Stadions saniert
werden soll, die schon dazu geführt hat, daß die Kapazität der Anlage von 25000 auf 19000 Zuschauer gesenkt
werden mußte - heute dürfen sogar noch knapp 3000 weniger das ausverkaufte Spiel sehen. Wenn das abgeschlossen
ist, soll schließlich der Umbau zur endgültigen Spielstätte, einem reinen Fußballstadion, stattfinden, wobei die geplante
Kapazität von 18000 Plätzen diesbezüglich in etwa eine Beibehaltung des Staus Quo bedeuten würde.
|