Deutschland vs. Ukraine 2:0 |
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12.06.2016, Stade Pierre-Mauroy (Grand Stade Lille Métropole), Eurpameisterschaft |
Am dritten Tag der Fußball Europameisterschaft 2016 treffen die Nationalmannschaften von Deutschland und der Ukraine aufeinander,
die sich zuletzt 2002 in Rahmen von Pflichtspielen getroffen haben. Damals ging es um die Teilnahme an der Fußball Weltmeisterschaft
in Japan und Südkorea, für die man sich in der Trostrunde der Gruppenzweiten qualfizieren wollte, was letztendlich der DFB-Elf
gelang, die nach einem 1:1 in Kiew Rückspiel und Runde mit einem klaren 4:1 in Dortmund für sich entscheiden konnte. Im aufgeblähten
Turnier 2016 haben beide Kontrahenten die Endrunde erreicht und Deutschland wird als amtierender Weltmeister zu den Favoriten des
Turniers gezählt, während die Ukrainer als eher harmlos gelten und von den meisten auf Platz drei der Abschlusstabelle der Gruppe C
gesehen werden, hinter den Teams von Deutschland und Polen, sowie vor der Vertretung von Nordirland. Abgerechnet wird freilich auf
dem Platz und hier ist der Druck naturgemäß eher auf der Seite des Favoriten.
Die Ukrainer verstecken sich keineswegs, sondern spielen mutig mit, was sich schnell in ersten Torchancen niederschlägt, die
jedoch ohne Folgen bleiben und in der 18. Minute ist es dann die DFB-Elf, die nach einem Freistoß in Front geht und zwar durch
ein typisches Innenverteidiger-Tor per Kopfstoß von Shkodran Mustafi, der nur in die Startelf gerutsch ist, weil der neue
Bayern-Verteidiger Mats Hummels noch nicht ganz fit ist. Nach etwas mehr als einer halben Stunde kommt es fast zum Ausgleich, aber
stattdessen klärt Jerome Boateng mit einer spektakulären Rettungsaktion, die in den kommenden Tagen immer wieder im TV zu sehen
sein wird und bei der er im Fallen das Leder mit der Fußspitze von der Linie bugsiert, nachdem es ihn zunächst am Oberschenkel
getroffen hat. Die zweite Hälfte startet mit einer großen Chance für die DFB-Elf, bei der Toni Kroos mit einem kräftigen
Schuß die Torlatte trifft. Nach einer Chance auf der anderen Seite verflacht die Partie und plätschert ihrem Ende entgegen,
bis es der gerade eingewechselte Bastian Schweinsteiger ist, der in der Nachspielzeit auf 2:0 für Deutschland erhöht.
In der Innenstadt von Lille ist es am Nachmittag zu Angriffen von deutschen Hooligans auf ukrainische Anhänger gekommen - wohlgemerkt Letztere
nicht gewaltorientiert - und außerdem wurden Gesänge und Fahnen aus der rechtsextremen Ecke präsentiert wie "Wir sind wieder
einmarschiert!" und der Reichskriegsfahne. Derartige Mißtöne gibt es um das und im Stade Pierre-Mauroy nicht, wo das
Verhältnis zwischen beiden Fangruppen freundlich ist und die Atmosphäre durchgängig friedlich bleibt, obwohl nichts von Fantrennung
zu sehen ist. Nachdem man das Stadion betreten hat - die Kontrollen sind eher lasch - und sich auf seinen Plätzen niedergelassen
hat, werden die Mannschaften auf Seite der DFB-Anhänger mit einer Choreographie in den schwarz-rot-goldenen Landesfarben begrüßt,
während man auf der ukrainischen Seite bereitgelegte blaue und gelbe Tafeln in die Höhe hält. Im weiteren Verlauf der Partie
ist es immer wieder recht leise - die Atmosphäre ist kaum mit besseren Ligaspielen zu vergleichen und es kommt im Ukraine-Block
zu seltsamen Szenen, als sich Zuschauer über andere Fans beschweren, die lieber stehen wollen und letztere von den Ordnern zum
Hinsetzen gezwungen werden.
Das Stade Pierre-Mauroy wurde am 17. August 2012 nach über zweijähriger Bauphase eingeweiht und dient dem französischen
Erstligisten Lille OSC Lille.Métropole als Heimspielstätte. Wohl von daher ist auch bei der Europameisterschaft vom Spielort Lille die Rede,
obwohl die Anlage tatsächlich nicht in der besagten Großstadt mit ihren 239000 Einwohnern zu finden ist, sondern im benachbarten und
mit 63000 Einwohnern deutlich kleineren Villeneuve-d’Ascq. Die Anlage, deren Bau etwa 238 Millionen Euro gekostet hat, verfügt mit
einem, innerhalb von 30 Minuten schließbarem, Dach, sowie einem teilweise hochfahrbarem Rasen über zwei Besonderheiten, sieht aber
außen wie innen wenig spektakulär aus, sondern bietet eher den Anblick eines Standardbaus, in dem bei dieser Europameisterschaft
bis zu 50000 Menschen Platz finden können. Im Rahmen des Turniers sollen hier insgesamt sechs Partien ausgetragen werden, wobei
das heutige Spiel den Auftakt bildet und am 1. Juli ein Viertelfinalspiel abschließt, in das theoretisch auch eins der heutigen
Teams kommen könnte, nämlich in dem wenig wahrscheinlichen Fall, dass man sich als Gruppendritter für das Achtelfinale qualifiziert
und sich als andere Gruppendritte die Vertreter von Gruppe B, E und F durchsetzen. Die Arena war übrigens unter dem Namen Stade
Lille Métropole eröffnet worden, um im Juni 2013 nach dem zwei Wochen zuvor verstorbenen Pierre Mauroy umbenannt zu werden, der
fast 30 Jahre lang Bürgermeister von Lille und von 1981 bis 1984 Ministerpräsident von Frankreich gewesen war.
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