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AC Florenz vs. AC Venedig 1:1 |
violanews |
Italian-Soccer.Com calciomercato La Gazetta dello Sport |
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14.12.2003, Artemio Franchi, Serie B |
In der italienischen Serie B war zu Saionbeginn lange die Frage, wer überhaupt an der Liga teilnehmen solle und wer nicht.
Nachdem im Vorjahr einige Mannschaften gegen ihre Lizenzauflagen verstoßen und so den Klassenerhalt geschafft hatten, hatten
die abgestiegenen Teams mit weißer Weste versucht, auf dem grünen Tisch die Liga zu halten mit der Argumentation, daß man sich durch Regeltreue gegenüber den Konkurrenten geschwächt habe und dafür nicht mit dem Abstieg bestraft werden dürfte. Das Endergebnis war, daß jetzt alle am Spielbetrieb teilnehmen dürfen, die abgestiegenen, die aufgestiegenen und schließlich auch noch der in der Regel nur Fiorentina genannte AC Florenz, der gerade nach Pleite und Neustart den Aufstieg geschafft hatte - freilich nicht aus der dritten Liga (C/1), sondern aus der vierten (C/2). Das führte erst mal zu immensen Protesten und einem Ligastreik zu Saisonbeginn, aber am Ende einigte man sich doch und angsichts einer sehr üppigen Aufstiegsregelung - gleich fünf bis sechs Mannschaften steigen in die Serie A auf, die in der kommenden Saison auf 20 Mannschaften erweitert wird - waren am Ende doch alle einverstanden und die Liga konnte in einen halbwegs regulären Betrieb gehen. Die Fans der Violetten gehörten übrigens zu den stärksten Kritikern der Regelung, wollten sie doch lieber mit ihrem Team die Serie C/1 sportlich bewältigen als einen Platz in der Serie B als Geschenk zu erhalten. Zur Zeit stehen beide Teams im Mittelfeld einer in diesem Jahr mit 24 Teams besetzten Serie B, in der die Termine dadurch zusätzlich eng geworden sind, daß man die ersten zwei Wochen nach dem Saisonstart noch größtenteils mit Protest und Verhandlung beschäftigt war, während nur einige wenige nicht am Streik beteiligte Teams das eine oder andere Spiel austrugen.
Überzeugen kann die heutige Partie über weite Strecken nicht, allzu umständlich agieren vor allem die Hausherren. Nur
selten kommt man mal gefährlich vor das Tor von Venezia und von diesen seltenen Fällen enden die meisten ihrerseits wieder, ohne daß es zu einem Torschuß gekommen wäre. Venedig spielt sicherlich ebenfalls keinen berauschenden Fußball, präsentiert sich aber als clevere Auswärtsmannschaft, die den Hausherren den Wind aus den Segeln nimmt und Kurs auf ein torloses Remis zu nehmen scheint. Nach etwas mehr als 20 Minuten kommen dann die Gäste auch einmal nach vorne und es passiert das, was jeder Mannschaft gegen einen defensiv eingestellten Gegner ein wahres Greuel ist: Venedig erzielt das Tor und stellt damit die Kicker aus Florenz vor eine umso schwerere Aufgabe - jetzt können sich die Hausherren ja erst recht einigeln. Vor allem in der zweiten Hälfte sehen die Bemühungen der Fiorentina dann allerdings auch etwas vielversprechender aus, da allerdings Torchancen weiterhin Mangelware bleiben, muß wohl von einer eher optischen Überlegenheit gesprochen werden, die keine echte Substanz hat. So wird das Publikum, das schon zur Pause die Lila-Weißen mit einem Pfeifkonzert verabschiedet hat, immer unruhiger, je näher der Schlußpiff rückt, bevor es dann in den letzten Minuten nochmal hektisch wird. Fünf Minuten vor dem Schlußpiff der Partie gibt der Unparteiische ungeachtet heftiger Proteste der Gäste einen Elfmeter für Florenz, nachdem es im Strafraum zu einem recht unübersichtlichen Gewühl gekommen ist. Diese Chance läßt sich Fiorentina dann doch nicht nehmen und Rigano jagt das Leder unhaltbar in die Maschen. Jetzt will Florenz noch mehr und fast bekommt es das auch. Nur zwei Minuten später landet ein Schuß der Hausherren in den Maschen, nachdem der Gästetorhüter zwar noch dran ist, das Leder aber nicht mehr entscheidend ablenken kann. Dafür hat es vorher einen Pfiff des Schiedsrichters gegeben - diesmal verständlicherweise zum Unwillen der Gastgeber. So bleibt es beim 1:1 und kurz darauf sorgt der Schlußpiff dafür, daß eine über weite Strecken langweilige Partie mit einem spannenden und somit versöhnenden Ende mit diesem Resultat zuende geht.
Bereits in der Serie C/2 hatte Fiorentina unmittelbar nach der Neugründung Zuschauerzahlen von über 20000, also in der
Größenordnung von Leuten, die auch heute den Weg ins Stadion gefunden haben. Die Anhänger des AC Venedig sind in einem engen abgeteilten Block untergebracht, wo sie über weite Strecken der Partie angesichts des immer näher scheinenden Sieges in prächtiger Laune sind, während die Viola-Fans zwar durchgängig ihr Team supporten, dabei aber durchaus kritisch sind und vor allem wie bereits erwähnt zur Halbzeit mit einem gellenden Pfeifkonzert wenig Zweifel daran lassen, wie sie die Leistung ihrer Mannschaft am heutigen Tag einschätzen. Ansonsten gibt es immer wieder mal vereinzelte Pyroartikel und Rauch - auf Seiten der Heimfans übrigens auch in violetter Farbe - sowie ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis der Heimfans, die ein ums andere Mal Spruchbänder in die Höhe halten, die teilweise fast über eine ganze Tribünenbreite reichen. Solche Schriftbänder gibt es auf beiden Hintertortribünen zu sehen, die offensichtlich verschiedenen Fanfraktionen der Violetten als Standort dienen. Mit dem Ausgleich und Fastsiegtor in letzter Minute scheint die Mannschaft von Florenz die Fans am Ende dann auch etwas versöhnt zu haben, denn nach dem Abpfiff denkt keiner mehr an Pfeifen - jetzt wird der Punktgewinn gefeiert, mit dem man vor dem Spiel wohl sicherlich eher nicht zufrieden gewesen wäre, der aber durch den Spielverlauf schon eine Art Erfolg darstellt.
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