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Israel |
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30.03.2005, Stadion Ramat Gan, WM-Qualifikation, Europa, Gruppe 4 |
Die Tabelle der Qualifikationsgruppe Europa 4 zur Fußballweltmeisterschaft ist unglaublich knapp. Ein Trio aus den heutigen
beiden Gegnern und Irland führt die Tabelle mit je neun Punkten an, aber sollte die Schweiz im zweiten Spiel des Tages zum
erwarteten Heimsieg über Zypern kommen, werden auch die Eidgenossen neun Punkte aufzuweisen haben, so daß es für die beiden
heutigen Gegner darum geht, möglichst mit einem Sieg zu einem kleinen Vorsprung gegenüber der 'Meute' zu kommen. Frankreich hat
am vergangenen Samstag beim 0:0 gegen die Schweiz daheim versäumt, sich ein kleines Polster zuzulegen, während Israel zwar auch
daheim angetreten ist, am Ende aber mit einem einfachen Punktgewinn hochzufrieden war, weil der Treffer zum Ausgleich erst in
der Nachspielzeit glückte, übrigens zur Freude fast aller Israelis durch Abbas Souan, einen arabischen Staatsbürger Israels, der
bei Hapoel Bnei Sakhnin spielt, einem Team, das mit einer Spielermischung aus Juden, Moslems und Christen über eine Auswahl verfügt,
in der gemeinhin ein positiver Symbolcharakter erkannt wird. Souan, der spätestens durch dieses Tor zum großen Publikumsliebling im Land geworden ist, fehlt allerdings heute, da er sich nebenher noch die zweite gelbe Karte abgeholt hat, so daß man heute gegen die hochfavorisierten Mitteleuropäer ohne seine Hilfe auskommen muß.
Die Anfangsminuten werden von einer leichten Überlegenheit der Hausherren charakterisiert, die allerdings gegen den oft sehr robust
einsteigenden Gegner zu keinen nennenswerten Torchancen kommen. Im Verlauf des ersten Abschnitts kommt die Auswahl Frankreichs besser
ins Spiel, doch man verfehlt bei den jetzt sporadisch vorhandenen Torchancen den Kasten oder scheitert am gut aufgelegten Torhüter der Hausherren. In der zweiten Hälfte ist wieder erst mal nichts von den Gästen zu sehen, so daß deren Führungstreffer durch David Trezeguet ziemlich aus heiterem Himmel fällt, wenn man den Juvestar aber auch so frei zum Kopfball kommen läßt, darf man sich auch nicht über ein Gegentor wundern... Kurz darauf hat er dann seinen zweiten großen Auftritt - den aber mit negativen Vorzeichen - als sich Trezeguet zu einem Kopfstoß verleiten läßt, der ihm eine rote Karte einbringt und noch lange diskutiert werden soll, da die Franzosen der Meinung sind, daß der Gegenspieler provoziert habe und auch vom Feld gehöre. Jedenfalls ist diese Herausstellung das Signal zum Aufbruch für die Mannschaft Israels, die die Franzosen jetzt teilweise völlig an die Wand spielt und bald kann sich die l'Equipe bei ihrem gut aufgelegten Torhüter Fabien Barthez bedanken, daß die Führung Bestand hat. Zwei Minuten vor dem Ende ist dann aber auch der Goalie machtlos, als ein Kopfball zum Ausgleich für die Hausherren führt und in den verbleibenden Spielminuten gibt es sogar zwei weitere Chancen der Hausherren, so daß Israel letztendlich eher mit dem Remis hadern kann als Frankreich.
Beim Reingehen werden die israelischen Zuschauer mit T-Shirts beschenkt und mit Gesichts-Makeup ausgestattet, so daß für den passenden
Rahmen der Partie gesorgt wird, wobei man mangels numerierter Tickets in weiten Bereichen des Stadions schon Stunden vor dem Spiel
kommt, um sich einen guten Platz zu ergattern, wobei die Partie selbst allgemein auf den Sitzen stehend verfolgt wird. Die meisten der
Heimfans erweisen wie am Vortag auch der gegnerischen Hymne ihren Respekt, heute sind aber auch deutliche Pfiffe zu vernehmen, während sie gespielt wird. Die eigenen Hymne wird wiederum gefeiert und mitgesungen, wobei es diesmal zum Intro auch noch zwei bengalische Feuer und etwas Rauch gibt. Während des Spiels wird immer wieder sehr gut supportet, wobei man teilweise den Support als Wechselgesang zwischen Haupt- und Gegengerade zum besten gibt. Heftige Reaktionen gibt es übrigens bei jeder Aktion von Barthez, der in der Vorwoche die Lage in Israel als unsicher bezeichnet und die Verlegung der Partie in ein anderes Land verlangt hatte. Zwar ist man sich nicht ganz einig, ob Barthez damit einen Vorteil für sein Team herbeireden wollte oder wirklich eine 'Scary Cat', also ein Angsthase ist, aber heute zeigt man sich mit Transparenten und verächtlichen Geräuschen, wenn der Goalie am Ball ist, als Anhänger der Feiglings-Theorie, wobei Barthez den Israelis mit seiner guten Leistung zumindest diesen Teil der Feier verdirbt. Nach dem Treffer der Franzosen wird es nur kurz totenstill, danach legt sich das Publikum mächtig ins Zeug und trägt damit das seine zum Comeback der eigenen Mannschaft bei, wobei die Stimmung natürlich in Folge des Ausgleichstores auf dem Höhepunkt ankommt.
Das Stadion Ramat Gan -
nach dem Stadtteil Tel Avivs benannt, in dem es gelegen ist - kann als das ganze Gegenteil der am Vortag bezeichneten Anlage von Herzliya bezeichnet werden. Zum einen ist es natürlich wesentlich größer und bietet etwa 43000 Zuschauern Platz,
was heute voll ausgenutzt ist, obwohl man sich den Luxus erlaubt, eine Hintertorseite komplett unausgebaut zu lassen und auf der vorhandenen - zudem recht flachen - Hintertortribüne einen Block freizuhalten. Zum anderen - und das ist der wesentliche Nachteil des Nationalstadions - ist es als sehr ausladend gebaute Leichtathletikanlage ausgerichtet, so daß man besonders in den Hintertorbereichen geradezu unerträglich weit vom Geschehen entfernt ist. Ein paar Parallelen gibt es dann doch zu der Anlage in Herzliya, denn zum einen gibt es nur auf der als einzigen doppelstöckigen Haupttribüne eine (lächerlich kleine) Überdachung, die gleichzeitig mit Logen ausgestattet als Pressebereich fungiert - im Innenleben des Baus findet übrigens unter anderem der Israelische Fußballverband Unterkunft. Zum anderen handelt es sich um einen All-Seater, auch wenn so gut wie niemand drin sitzt. Hinter einem Tor gibt es eine Multimediatafel, hinter dem anderen eine Art Skulptur, die den hebräischen Schriftzug 'Ramat Gan' trägt. Hier ist auch ein Davidstern in weißen und blauen Sitzen eingezeichnet - übrigens genau im freigehaltenen Block - während man ansonsten auf Schriftzüge oder Bilder in den Tribünen verzichtet, die mit blauen, roten und beigen Sitzen ausgestattet sind. Betreten kann man zumindest die hohe Tribüne auf der Gegenseite sowohl durch Tunnel von unten als auch über Stufen von oben, was für eine recht gleichmäßige Füllung sorgt und eine Krankheit vieler alter Stadien vermeiden hilft, daß die Eingangsbereiche bereits verstopft und kaum noch passierbar sind, wenn es in anderen Teilen der Tribünen noch große Lücken gibt und zumindest insofern kann die Architektur als gelungen gelten. Auf der Gegenseite ist übrigens noch eine zweite Anzeigetafel untergebracht, die einfacher gehalten ist und nur zur Schriftdarstellung taugt.
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