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MFK Karviná |
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09.05.2010, Městský Stadion, Druhá Liga |
Der MFK Karviná ist 2003 aus einer Fusion der Clubs FC Karviná und TJ Jäkl Karviná entstanden, die selbst eine Vorgeschichte mit diversen Fusionen hatten und deren einer Partner - der FC - 1996/97 und
1997/98 in der obersten Liga Tschechiens gespielt hatte. Zur Zeit der Fusion spielte man noch in der fünfthöchsten Spielklasse. Inzwischen steht der Club immerhin in der Druhá Liga, ist also Zweitligist, allerdings gelang der Aufstieg in diese Spielklasse nicht sportlich. Man hatte es bis in die darunter liegende MSFL geschafft, war da aber als Vierter sportlich gescheitert und kaufte dann - wie in Tschechien nicht unüblich - die Lizenz eines Aufsteigers, in diesem Fall von Sigma Olomouc B. Interessanterweise war Karviná damit für keinen seiner Aufstiege sportlich qualifiziert, denn beim Sprung in die Divize (4. Liga) und eben MFSL hatte man jeweils von zurückgezogenen Teams profitiert. Heute geht es im "schlesischen Derby" gegen den Slezský FC Opava, mit dem man zusammen bei 28 Punkten im unteren Bereich der Tabelle steht, und beide Clubs können noch Punkte gebrauchen, um die Distanz auf die Abstiegsplätze zu wahren.
In der Anfangsphase ist Karviná eindeutig überlegen, kommt aber über weite Strecken zu wenig Chancen. Das holt man kurz nach der Halbzeit nach, als zunächst Aufregung entsteht, als Opavas Torwart einen Freistoß
durch die Mauer per spektakulärem Reflex klärt und beim Nachschuß von einem Feldspieler per Kopf gerettet wird, und kurz darauf klatscht ein Schuß von der Strafraumgrenze an die Latte des Gästetors. In der 52. Minute wird der Spielverlauf fast auf den Kopf gestellt, denn der SFC Opava bekommt einen Elfmeter zugesprochen, doch auch der prallt - in diesem Fall vom Torpfosten - ins Feld zurück. In der 64. Minute wird erneut bei einem Freistoß von einem Feldspieler Opavas das Leder per Kopf von der Linie geholt, aber sieben Minuten später ist es soweit und der auf links freigespielte Martin Opic bringt den Ball hoch im Eck des Gästetors unter. In der 83. Minute sorgt der zweite Foulelfmeter des Spiels - diesmal für Karviná - für die endgültige Entscheidung, denn Tomas Juras macht es den Gästen vor und schießt zum 2:0 ein.
Im Vorfeld macht man bei Karviná mächtig Alarm bezüglich des "Slezský Derby" - also schlesischen Derbys - und läßt sogar seine Fans die Zuschauerzahl des heutigen Tags schätzen mit dem Ergebnis, daß
die wahrscheinlichste Zahl zwischen 2500 und 3000 läge. Offensichtlich erwartet man davon einiges aus Opava, denn am Stadion ist schon zwei Stunden vor dem Spiel ein großes Polizeiaufgebot am Start, wobei unter anderem der Heimeingang weiträumig abgeriegelt wird, als fürchte man einen Sturm durch die Gäste. Die Wahrheit sieht dann anders aus, denn - ebenfalls von einer Polizeieskorte begleitet - tauchen schließlich zwei Busse mit unter 100 Anhängern des SFK auf und werden direkt in den Gästeblock gefahren. Einen sonderlich verwegenen Eindruck machen diese Auswärtsfans auch nicht, und sie beschränken sich, nachdem sie ihren Bereich mit Bannern geschmückt haben, mit gelegentlichen Anfeuerungen, sind aber auch über weite Strecken recht ruhig und verlassen fünf Minuten vor Abpfiff das Stadion wieder auf äußerst gesittete Art. Auf Heimseite hat man ebenfalls das eine oder andere Banner aufgehängt und hantiert hin und wieder mit ein paar Lufballons rum. Dazu kommen Anfeuerungen für den MFK, wobei auch der Gesamtbesuch nicht ganz den Erwartungen entspricht und selbst die offiziellen 1934 etwas überzogen scheinen. Am Ende kann man sich nur fragen, wozu eigentlich der ganze Aufwand seitens der Sicherheitskräfte gut gewesen sein soll...
Die Anlage des MFK Karviná kann zwar nicht mit ihrem originellen Namen gefallen - Městský Stadion heißt schließlich nichts anderes als Städtisches Stadion und
die Bezeichnung ist von daher alles andere als eindeutig -, aber dafür begeistert sie mit ihrem Ausbaugrad. Zum einen gibt es eine große Haupttribüne, die über Sitzschalen in Grün und Schwarz verfügt und auch mit einem Dach daherkommt, und dazu verläuft um den Rest des Platzes eine massive Traverse mit 12 Stufen, die nur durch ein Marathontor neben dem Gästeblock unterbrochen ist. 16 Stufen sind es, die so um den Platz - oder besser gesagt um die wenig gepflegte schwarze Laufbahn der Anlage - verlaufen, wobei auf der Gegenseite noch ein paar gelbe Wellenbrecher untergebracht sind. Die Anzeigetafel kann zwar nur rote Schrift auf schwarzem Grund darstellen, liefert dafür aber sehr umfangreiche Informationen - kurz vor Anpfiff werden die Aufstellungen der beiden Teams in Laufbandform gezeigt und immer wieder Zwischenstände aus der Eishockey-WM und der englischen Premier League. Das macht schon einiges her und so sieht man über die kleinen Schwächen - zum Beispiel das Fehlen einer Flutlichtanlage - gerne hinweg. Außerhalb des Stadions, das einen Kessel auf tieferem Niveau als das umliegende Gelände bildet, sorgen dann noch diverse Nadelbäume und Wohnhäuser sowie eine recht nette Kirche hinter dem Marathontor für eine ansprechende Kulisse.
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