1. FC Köln |
01.02.2008, Müngersdorfer Stadion, 2. Liga |
Zum Auftakt der Rückrunde der 2. Liga trifft der 1. FC Köln in einem auf den Freitag vorgezogenen Spiel -
jede andere Ansetzung wäre wohl am Karnevalswochenende unmöglich - auf den FC St. Pauli. Als man sich vor
einem halben Jahr am Millerntor traf, starteten die Geißböcke als einer der großen Aufstiegsfavoriten in
die Saison und St. Pauli stand bei vielen Fans und Experten auf dem Zettel für die Absteiger und inzwischen
hat sich Köln nach Zwischentief auf einen Aufstiegsplatz vorgearbeitet, doch die Hamburger haben die zugedachte
Rolle nicht übernommen und dürften als Zehnter der Vorrunde aus nahezu allen Abstiegsprognosen zum Rückrundenstart
verschwunden sein. Eine Rechung offen mit dem FC Köln hat man auch noch bei den Braun-Weißen, denn das Hinspiel
ging mit 0:2 verloren, obwohl von einem enttäuschenden Auftritt der Kölner und einem couragierten Spiel des
Aufsteigers die Rede war - nur daß letzterer seine Chancen vergab und die Punkte dann am Ende doch ins Rheinland
gingen.
Am heutigen Tag bietet sich jedenfalls zunächst ein ähnliches Bild, wie das auch im Sommer der Fall gewesen sein muß.
St Pauli spielt gegen überraschte Kölner offensiv, die ihrerseits im Spielaufbau kaum etwas auf die Reihe bringen und
in der Defensive ein ums andere Mal sehr wackelig stehen. Damit scheint man sich in die Halbzeit retten zu können,
da beim FC St. Pauli der letzte präzise Paß auf den freistehenden Mann weitgehend nicht gespielt wird, aber quasi mit
dem Halbzeitpfiff ist es Thomas Meggle, der den Aufsteiger nach einem Freistoß doch noch in Front bringt. In der zweiten
Hälfte ergibt sich ein neues Bild und die Kölner, die sich wohl in der Kabine einiges von Trainer Daum anhören mußten,
belagern jetzt das Hamburger Tor, doch man scheitert ein ums andere Mal. Ganz so lange wie im ersten Abschnitt lassen
sich die Kölner dann aber doch nicht Zeit mit ihrem Treffer, denn sechs Minuten vor Schluß kann Joker Adil Chihi den
Ball im dritten Versuch über die Linie drücken, wobei Köln etwas im Glück ist, da Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus im Vorfeld eine
Abseitsstellung übersieht. Die letzten Minuten bringen einen Sturmlauf der Gastgeber gegen eine Gästemannschaft, die offensichtlich
körperlich am Ende ist und die sich jetzt immer wieder ergebenden Konter nicht ausspielen kann. Ein Treffer fällt freilich
nicht mehr - irgendwo ist das Remis sicherlich auch verdient, wobei bei den Gästen die Enttäuschung überwiegen dürfte, so spät noch den Ausgleich eingefangen zu haben.
Beim FC St. Pauli gibt es ein kleines Intro mit Transparenten, auf denen es zum einen We are here to fight: Fascism and White Pride und zum anderen Schuler und Biert: Euer Taler krepiert heißt.
Gegen Faschismus, White Pride und Bezahlchips aus Plastik am Millerntor lautet also das zusammengefaßte Hamburger Motto, während
man den Heimfans am Karnevalswochenende kein spezielles Motto vorgeben muß. So mancher der Kölner Fans ist verkleidet gekommen und
so gibt es vom Kätzchen über den Sträfling bis hin zum rosa Schweinchen und dem wandelnden Bierglas so einiges zu sehen, was nicht
den unmittelbaren Bezug zum Fußball hat und es wird auch das eine oder andere Karnevalslied gesungen, wobei Viva Colonia ja ohnehin
zum festen Repertoire bei den FC-Fans gehört. Mit der guten Laune ist dann allerdings schon im Verlauf der ersten Hälfte erst mal Schluß, als die ersten Pfiffe gegen das eigene Team einsetzen, und der Kölner Anhang macht seinem Ruf mal wieder alle Ehre, daß man doch manchmal
etwas überkritisch ist und zu früh mit Unmutsäußerungen bei der Hand, wenn es beim Personal auf dem Rasen nicht optimal läuft. Die gellenden Pfiffe nach dem Halbzeitpfiff sind dann aber wohl berechtigt und drücken nur etwas anders aus, was die Kicker kurz darauf auch vom Trainer zu hören bekommen.
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