RFC Liège |
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Belgischer Fußballverband |
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02.11.2015, Stade de Rue de la Tonne, 3. Division Belgien, Staffel B |
Bei der heutigen Partie zwischen dem Royal Football Club de Liège und dem Koninklijk Berchem Sport 2004
handelt es sich um ein echtes Traditionsduell, zumindest dann, wenn man nicht weiter berücksichtigt, das beide
Clubs nicht mehr in ihrer ursprünglichen Version aktiv sind, sondern aus Fusionen bzw. Neugründungen
hervorgegangen sind. Der RFC Lüttich ist mit der Stammnummer 4 einer der ältesten Vereine des Königreichs
überhaupt, wurde 1892 gegründet und konnte insgesamt fünf Meistertitel und einen Pokalsieg in die
wallonische Metropole holen - die letzte Meisterschaft 1953, den Pokalsieg immerhin noch 1990. Berchem ist
nicht ganz so erfolgreich gewesen und konnte keine Titel Sammeln, war aber immerhin von 1949 bis 1951
dreimal in Folge belgischer Vizemeister. Aktuell sind die beiden Kontrahenten in der 3. Divison aktiv -
genauer gesagt in deren Staffel B -, wobei Berchem auf Tabellenplatz 4 steht und Lüttich auf Platz 7,
wobei man nur drei Punkte auseinandersteht und die Gastgeber von daher heute die Chance haben, nach
Punkten mit dem heutigen Gegner gleichzuziehen.
Der RFC de Liège legt sofort mächtig los und setzt seinen Gegner unter Druck, was gute zehn Minuten auch
seinen Ausdruck im Spielstand findet, als die Hausherren nach einem Angriff über rechts durch einen
Kopfball von Arnaud Winandts mit 1:0 in Führung gehen. In der Folge kommt Berchem etwas besser ins Spiel,
aber die Torchancen für die Gäste bleiben aus und die Gastgeber sind näher am zweiten Treffer als Berchem
am Ausgleich, vor allem, als sie bei einem schnellen Gegenstoß den Innenpfosten treffen. Im zweiten Abschnitt
macht der RFC Liège nochmal richtig Druck und kommt schließlich durch einen etwas kuriosen Treffer zum
2:0, als Julien Meuner in der 53. Minute das Leder aus spitzem Winkel durch die Beine des Torhüters im
Netz unterbringt. In der Folge steht Lüttich mehrmal kurz vor dem 3:0 und einmal gibt es heftige Diskussionen,
ob das Leder die Torlinie überschritten habe oder nicht, aber es fällt kein weiteres Tor - oder zumindest wird keins
von Schiedsrichter Quentin Pirard anerkannt, wenn man die beschriebene Szene mit einbezieht - und am Ende
ist K Berchem Sport mit der 2:0-Niederlage sehr gut bedient.
Der RFC de Liège kann nicht nur auf dem Rasen überzeugen, sondern auch durch Besuch und Support bei der
heutigen Partie. Selbst, wenn man berücksichtigt, dass Berchem Sport kein namenloser Gegner ist, sind
2200 Zuschauer für ein Drittligaspiel in Belgien fast sensationell und man sorgt auch für guten Support.
Zuständig ist hier vor allem die Hintertortribüne, auf der die Fans im ersten Abschnitt eher sporadisch
aktiv sind, aber spätestens 2:0 für ihre Farben richtig aus sich herausgehen und mit durchgängigen
Gesängen auf sich aufmerkam machen. Die Gäste, die aus einem Stadtteil von Antwerpen stammen, sind mit
vielleicht 50 Leuten ins etwa 120 km entfernte Lüttich gekommen und sind ab und an mit Gesängen zu hören,
um dann in Abschnitt zwei noch eine kleine Einlage mit gelbem Rauch abzuliefern.
Mit dem Umzug ins neugebaute Stade de Rue de la Tonne ist RFC de Liège nach jahrelangem, ruhelosem
Umherziehen an seine Wurzeln zurückgekeht, nämlich in den Stadtteil, in dem das
Traditionsstadion des Clubs "Stade Vélodrome de Rocourt" lag - die 1997 abgerissene Spielstätte
befand sich gerade mal 2,5 Straßenkilometer entfernt an der Chaussée de Tongres. Damit sind die Ähnlichkeiten
der Stadien aber auch abgehandelt, denn nichts erinnert hier an die riesige Schüssel mit ihrem Naturrasenplatz,
der Radrennbahn, auf der diverse Bahnrad-Weltmeisterschaften ausgetragen worden waren und den hohen, am Ende
stark verwitterten Traversen. Stattdessen findet man an der Rue de la Tonne eine Kunstrasenplatz vor, der
auf zwei Seiten mit durchaus schmucken Tribünen ausgestattet ist, die aber aus Stahl und Holz errichtet,
nicht verhehlen können, dass es bei ihrem Bau vor allem um Geschwindigkeit ging - eine als Stehplatztribüne
im Hintertorbereich und die andere als Sitzplatztribüne auf der Längsseite. Dazu kommt auf der gegenüberliegenden
Längsseite eine Minitribüne mit Gaststätte im oberen Bereich - die allerdings VIPs vorbehalten bleibe sowie
der unausgebaute Bereich hinter der zweiten Hintertorseite, der für die Gäste genutzt wird, die in dieser
"Diaspora" etwas abgeschoben wirken. Insgesamt bietet das Stadion so 3468 Menschen Platz und könnte, bei einem etwaigen Aufstieg, leicht erweitert werden.
Alternativbericht von HombruchHopping |