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Lokomotiv Moskau |
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Anmerkungen zur verwendeten Transkription |
05.07.2002, Stadion Lokomotiv, Tschempionat Rossii |
Am heutigen Tag hat der Tabellenführer der russischen Liga, Lokomotiv Moskau, gegen das
Mittelfeld-Team Uralan Elista die Chance, den Abstand auf die Verfolger und Lokalrivalen ZSKA und Spartak wieder auf fünf bzw. zehn Punkte anwachsen zu lassen. Dabei muß allerdings beachtet werden, daß die Eisenbahner bereits ihr 14. Saisonspiel austragen, während Spartak ein und ZSKA sogar zwei Spiele weniger auf der Bilanz stehen haben. Die heutige Partie ist vom 24. Spieltag vorgezogen, vermutlich damit Uralan, das aufgrund des Spiels gegen Dinamo vom vergangenen Montag ohnehin in Moskau ist, Reisekosten sparen kann, hat das Team vom Ural doch eine Anreise von nahezu 1300 Kilometern nach Moskau zu bewältigen. Mit 15 Punkten ist der Provinzclub nicht unmittelbar abstiegsbedroht und kann so relativ unverkrampft in die Partie gehen, um den großen Favoriten zu ärgern, der sich mit Plakaten, die bei Kenntnis des Alphabets auch ohne Russisch zu beherrschen unschwer als "Neues Stadion, neuer Fußball!" entziffert werden können, zusätzlich unter Druck setzt.
Man merkt Lok Moskau von Anfang an an, daß sich die Hauptstädter heute keine Blößen geben wollen.
Vorm Tor jedoch will es nicht richtig laufen, so daß es lange 0:0 steht und man am Ende auf ein Eigentor der wacker kämpfenden Mannschaft aus Elista angewiesen ist, die vorher schon durch eine rote Karte dezimiert wurde, um mit 1:0 in Führung zu gehen. Danach wird Lokomotiv unerklärlicherweise immer nervöser, die sich vorher auf Zerstörung und Kampf konzentrierende Truppe von Uralan - die rote Karte war nach wiederholtem Foulspiel völlig ok - kommt jetzt immer besser in die Partie und scheint mehrmals kurz vor dem Ausgleich zu stehen, so daß die Gastgeber gegen Ende der Partie den Abpfiff förmlich herbeisehnen und sich nicht unbedingt wie ein Meisterschaftsfavorit präsentieren. Immerhin reicht es am Ende, um die Zitterpartie nach Hause zu bringen, und bekanntlich ist es ja oft gerade die Fähigkeit, seine schwachen Spiel zu gewinnen, die einen echten Titelaspiranten auszeichnet.
Als Uralan besser ins Spiel kommt, zeigt sich, daß tatsächlich auch ein Grüppchen von Fans der
Gäste im Stadion ist, auch wenn deren zaghafte Versuche, sich per Sprechchor Gehör zu verschaffen, von den Anhängern der Heimmannschaft niedergepfiffen und mit eigenen Sprechchören gekontert werden. Vorher war nur von den Lok-Anhängern was zu hören, die immer wieder Sprechchöre zum besten geben und vor allem bei Ballkontakten ihres nigerianischen Mittelstürmers und offensichtlichen Publikumslieblings James Obiora mit lauten Dawaij, James!-Geschrei einen bleibenden Eindruck hinterlassen. James ist es dann zwar nicht, der den Treffer erzielt, aber am Ende ist man dann wohl doch mit dem Punktgewinn zufrieden und zeigt sich sichtlich erleichtert, daß die Partie kein schlechteres Ende für Lok genommen hat.
Das Stadion Lokomotiv wurde soeben umgebaut - deshalb auch das "Neues Stadion, neuer Fußball", das in der Zeitung
Sportexpress noch mit einem Fragezeichen versehen, auf den Plakaten von Lok aber direkt als Ankündigung stehengelassen wird. Herausgekommen ist ein echtes Schmuckstück, das mit seiner von einer Art Takelage gehaltenen Dachkonstruktion stark an ein überdimensioniertes Segelschiff erinnert. Man darf das Lokomotiv wohl als das noch vor dem Luschniki schönste Stadion der russischen Landeshauptstadt bezeichnen, wobei es jedoch ein wenig an Kapazität fehlt, nur 30000 Zuschauer finden auf den Rängen Platz. Im Gegensatz zum genannten Luschniki handelt es sich um ein reines Fußballstadion, das durchgängig doppelstöckig gehalten ist, wobei die unteren Ränge zusammengebaut sind, während die Oberränge von den Masten, an denen das Dach aufgehängt ist, unterbrochen werden. Die Bestuhlung ist auf den vier Tribünen in unterschiedlichen Farben gehalten - rot, grün, orange und blau. In den Ecken der Unterränge sowie der Mitte der Oberränge ist jeweils ein weiß-grauer Winkel eingestreut, der für ein kyrillisches L in einfacher Schreibweise stehen könnte und so einen Bezug zum Team herstellt. Interressanterweise gibt es an den Tribüneneingängen - heute wird nur der Unterrang genutzt - eine strikte Blockkontrolle, während man dann im Inneren des Stadions frei zwischen den wie erwähnt zusammengebauten Tribünen wechseln kann. Die Flutlichter sind ins Tribünendach integriert, das ansonsten gewisse Ähnlichkeiten mit dem des Luschniki aufweist - auch hier ist des Grundgerüst ein Metallrahmen, der nach oben mit transparenten Platten gedeckt ist.
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