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SC Neukirchen |
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Die Oberligen Hessischer Fußballverband |
Schwarz Blau 79 Der schwarz-blaue Götterbote Frankfurter Rundschau Frankfurter Neue Presse |
31.05.2003, Knüll-Stadion, Oberliga Hessen |
Der SC Neukirchen ging im Jahre 1934 aus einer Fusion des FV 1910 Neukirchen mit dem TV Neukirchen von
1864 hervor, 1899 ging als Gründungsjahr in den Clubnamen ein, weil damals der TV Neukirchen eine Fusion mit einem heute nicht mehr bekannten Verein eingegangen sein soll, ist also recht willkürlich gewählt. Seit der Saison 1992/93 gehört man durchgängig den beiden oberen Amateurklassen an, wobei zwischen 1995 und 1999 sogar in der Regionalliga gekickt wurde - außer in den Regionalliga-Jahren konnte man fast immer auf einstelligen Tabellenplätzen landen, 2000 wurden die Osthessen sogar Tabellenzweiter. Obwohl es auch dieses Mal zu einem Mittelfeldplatz reicht - wenn auch nicht einstellig -, geht die Aera des hochklassigen Amateurfußballs in der Stadt im Knüllgebirge mit der heutigen Partie zu Ende, hat man doch aus finanziellen Gründen nicht wieder für die Oberliga gemeldet, sondern zieht sich zur kommenden Saison in die Bezirksliga zurück. Der FSV Frankfurt führt dagegen die 99 mit unbestreitbarer Berechtigung im Namen, wurde er doch am 20.8.1899 unter dem heutigen Namen gegründet, zu dem man nach diversen Umbenennungen 1945 zurückkehrte. Bei der Gründung der zweigleisigen Regionalliga blieben die Schwarz-Blauen außen vor, und seitdem scheitern sie regelmäßig an dem Versuch, in diese Spielklasse zurückzukehren. So auch in dieser Spielzeit, in der es nur noch darum geht, ob der FSV oder Hessen Kassel den zweiten Platz der Abschlußtabelle belegt, während der 1. FC Eschborn den Gang nach oben antreten wird.
Obwohl es also für beide um nichts mehr geht, kommt ein ganz ansehnliches Spielchen zustande, in
dem man auf beiden Seiten durchaus versucht, zu Toren zu kommen. Dem 0:1 für den FSV lassen die Gastgeber nur kurz drauf den Ausgleichstreffer folgen, aber als kurz vor dem Seitenwechsel noch zwei Treffer für den FSV fallen - einer davon per sehenswertem Fallrückzieher - scheint die Partie zugunsten der Götter in Schwarz-Blau, wie die FSV-Kicker von ihren Fans gerne genannt werden - gelaufen zu sein. Das ist allerdings weit gefehlt, denn im zweiten Abschnitt dreht der SCN noch mal auf und sorgt mit zwei Toren dafür, daß man sich nicht mit einer Niederlage aus der Spielklasse verabschiedet. Der FSV muß sich am Ende mit dem dritten Tabellenplatz zufrieden geben, da die Konkurrenz aus Kassel ihr eigenes Spiel gegen Wald-Michelbach gewinnt und so um einen Punkt an den Frankfurtern vorbeizieht.
Es gibt ein paar Heimfans, die das eine oder andere Transparent mitgebracht haben, sich ansonsten aber
eher ruhig verhalten. Origineller sind da schon zwei Rentner, auf die mal wieder das hier sicher nicht zum ersten Mal beschriebene Bild von Steddler und Walldorf aus der Muppetshow paßt. Während der eine hart mit dem seiner Meinung nach den FSV notorisch bevorzugenden Schiedsrichter ins Gericht geht (Du mußt dich schämen, wenn Du heute Abend ins Bett gehst!), bringt sein Kollege fast dadaistische Aussprüche wie Die sind doch alle macht sie doch!. Zwischendurch legt man sich dann auch mal mit den Frankfurter Fans an, die sich in Hörweite niedergelassen haben, auf die Provokationen aber nicht wirklich eingehen. Sie dichten lieber zur Melodie von Ich hab Spaß! ihre eigene Version Ich hab´ SARS, die nicht unbedingt PC ist (Der Lungenarzt ist mein bester Freund...), weisen mit Wie gut, daß es um nichts mehr geht! auf die Bedeutung der Partie hin oder fordern gar per Sprechchor einen mysteriösen Ansgar auf, mal zu winken. Man ist alles in allem in etwas alberner Post-Season-Stimmung. Nach dem Abpfiff bieten die SCN-Verantwortlichen ihre Fans zum Freibier und der FSV-Anhang präsentiert noch eine kleine Saison-Abschluß-Rauch-Show, die wohl nicht nach dem Geschmack des HFV ist.
Bei der Knüll-Kampfbahn handelt es sich um einen nur auf einer Seite ausgebauten reinen
Fußballplatz. Vorne hat sie auf dieser Seite zwei Reihen mit Holzbänken zu bieten (auf denen unter anderem Steddler und Walldorf Platz nehmen), dahinter zwei bis drei Stufen (wo sich auch der FSV-Block niederläßt) sowie ein recht hoher Grashang. Gegenüber gibt es zwar einen (kleineren) Wall, der dient jedoch als Bahndamm und ist nicht begehbar, so daß hier ebenso wie hinter den Toren nur ebenerdig gestanden werden kann. Hinter einem Tor ist übrigens die Stadiongaststätte Park-Restaurant zu finden und im äußeren Bereich der ausgebauten Seite gibt es etwas oberhalb der Stufen noch einen kleinen Unterstand mit einem Schild SCN-Fanclub, wo sich auch ein paar Leute einfinden. Ein Gedenkstein teilt dem interessierten Besucher übrigens mit, daß in der Knüll-Kampfbahn zwischen 1995 und 96 eine Sanierung stattfand, bei der dioxinhaltiges Kieselrot abgetragen wurde und außerdem eine Erneuerung der Spielfläche durchgeführt sowie die Stehplätze ausgebaut wurden. Finanziert wurde das Ganze von der Stadt Neukirchen, die jedoch vom damals offensichtlich noch finanzkräftigeren SCN ebenso wie von privaten Sponsoren unterstützt wurde. Ganz interessant ist übrigens auch die Sprecherkabine, die oberhalb eines Bratwurststandes in den Hang hineingebaut ist. Der Rasen befindet sich hier übrigens in hervorragendem Zustand, mit dem mancher Bundesligist nicht mithalten kann.
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