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PSV Neumünster |
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09.08.2009, PSV-Sportanlage, Oberliga Schleswig-Holstein |
Der Traditionsverein in Neumünster ist zweifelsohne der Verein für Rasensport. 1924 ging der Club aus einer Fusion hervor,
von deren älterem Partner FV Neumünster das Gründungsdatum 1910 stammt, und 1959 erreichte man seinen Zenit, als es in
der damals erstklassigen Oberliga Nord für Platz 3 hinter dem Hamburger SV und Werder Bremen reichte. Nach zwei Insolvenzen
in kurzer Folge - 2005 und 2007 - landeten die Violett-Weißen in der Verbandsliga Schleswig-Holstein, in der man auch noch
nach ihrer Umetikettierung zur Oberliga kickt. Das heutige Derby bei Polizeisport Union Neumünster kann man beim VfR kaum anders
als Symbol des eigenen Niedergangs empfinden, hätte man doch ein solches Spiel auf Liganiveau früher für undenkbar gehalten - überhaupt ist
man sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht mehr begegnet. Doch zur laufenden
Saison ist der PSV in die Oberliga aufgestiegen, nachdem man zuvor immer mindestens durch eine Spielklasse - oft mehrere - voneinander
getrennt war, und so kommt der VfR Neumünster nicht umhin, dem sicherlich als Emporkömmling empfundenen Lokalrivalen einen Besuch
abzustatten, um die Verteilung von Ligapunkten zu klären.
Die Partie beginnt mit einer Abtastphase, in der offensichtlich beide erst mal sehen wollen, was der jeweilige Konkurrent zu bieten
hat. Erst Mitte der ersten Hälfte wird es etwas lebendiger, als der Aufsteiger die Zurückhaltung nach und nach ablegt und als
Erster den Weg nach vorne sucht. In der 33. Minute geht nach einer Ecke ein Kopfball nur Knapp über das VfR-Tor, und bis zur Halbzeit
müßte es eigentlich 1:0 heißen, denn der PSV Union hat einige weitere Chancen, während man beim VfR bestenfalls eine Möglichkeit zum
Erzielen eines Tores registrieren konnte. Im zweiten Abschnitt läuft es deutlich holpriger bei den Gastgebern, die im Spielaufbau nicht
mehr viel zustande bringen, und da das Spiel des VfR kaum besser ist und wenig Zwingendes geboten wird, scheint die Partie einem torlosen
Remis entgegenzugehen. Verhindert wird das schließlich, weil die Rasensportler das schlichtweg abgezocktere Team stellen. Ein Paß aus
dem Mittelfeld erreicht Marinko Ruzic, der taucht frei vor dem Tor der Gastgeber auf und bleibt cooler als die Polizei erlaubt - oder gerne
erlauben würde -, so daß das Leder zum 0:1 im Tor landet.
1652 Zuschauer dürfte eine Marke sein, die in Neumünster lange nicht in einem Ligaspiel erreicht werden konnte und die dokumentiert, daß dieses Derby tatsächlich
Emotionen auslöst. 250 - 300 bilden einen mit diversen Zaunfahnen ausgeschmückten VfR-Block und etwa noch mal so viele dürften unter dem 'Normalpublikum'
verteilt sein. Auch das ist eine Marke, die sich sehen lassen kann, wenn man sie mit typischen Heimspielen beim VfR vergleicht, der in der Oberliga
oft genug vor unter 300 Menschen spielt. Die Anhänger in Lila und Weiß haben sich dann auch eine Choreographie ausgedacht, bei der man 'Tapeten' mit
Aufschrift 'Derbysieger 953 Meter' und 'Uns trennt mehr als nur ein Wald' plus Doppelhalter und Schwenkfahnen zu bieten hat. Danach gibt es akustischen
Support für den VfR, während sich die vergleichsweise eher der gehobenen Altersklasse angehörigen PSV-Anhänger mit solchen Dingen nicht beschäftigen und
eher an den Reaktionen auf den Spielverlauf identifizierbar sind.
Die Sportanlage des PSV Neumünster befindet sich südlich des Stadtwaldes und diese Lage verleiht der beschriebenen Choreographie Sinn. Tatsächlich liegt die
Entfernung zum Stadion Geerdstraße des VfR in diesem Bereich, wenn man die Luftlinie zugrundelegt bzw. sich den direkten Weg durch den Wald sucht, während man als Autofahrer einen Umweg von insgesamt etwa 1,5 km zu bewältigen hat. Der Sportplatz des PSV kann nicht mit allzugroßem Ausbau dienen,
obwohl er in diesem Punkt durchaus Potential hätte, denn es laufen Graswälle rundum, die mit Stufen versehen sicherlich eine ganz stattliche Anlage
ergeben dürften, im jetzigen Zustand aber dann doch eher Dorfplatzatmosphäre aufkommen lassen. Sollte man übrigens mal eine Tribüne bauen wollen, könnten die Trainerbänke als 1:30 Modell dienen, denn die sehen mit ihrem angedeuteten Giebeldach gar nicht so übel aus. Dazu kommt ein Vereinsheim mit Terrasse, das aber unglücklicherweise im 90-Grad-Winkel vom Platz errichtet wurde und auch ein paar Meter davon ab liegt, so daß man von hier auch bei leererem Stadion als heute kaum dem Spiel folgen könnte, und hinter einem Tor ist noch eine einfache Steckanzeige untergebracht. Ein wenig spektakulär ist der Platz dann aber am Ende doch und zwar wegen seiner Lage, denn unmittelbar benachbart ist ein Sport- und Segelflughafen, wobei die dort landenden Maschinen den PSV-Platz in recht geringer Höhe überqueren.
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