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27.02.2007, Bieberer Berg, DFB-Pokal |
Die DFB-Pokal-Auslosung geht manchmal seltsame Wege: so bringt das Viertelfinale des Wettbewerbs in der Saison 2006/2007
zum zweitenmal innerhalb von nur vier Jahren das traditionsreiche hessische Derby Offenbacher Kickers gegen Eintracht Frankfurt.
In der ersten Runde der Spielzeit 2003/2004 hatten die damals zwei Klassen höher kickenden Frankfurter Probleme und konnten sich im Elfmeterschießen mit 5:4 gegen den OFC durchsetzen, mit dem man im Ligafußball letztmalig vor über 20 Jahren am 23. Spieltag der Saison 1983/84 die Klingen gekreuzt hat. Der Höhepunkt der Geschichte dieses Derbys liegt übrigens schon lange zurück, denn im Jahr 1959 kam es zwischen der SGE und dem OFC zum Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Ins weit entfernte Berlin mußten sich die Teams damals aufmachen und am Ende hieß es ebenfalls erst nach Verlängerung 5:3 für Eintracht Frankfurt. Damit schließt sich der Kreis, denn Berlin ist auch diesesmal das Ziel, nur, daß es diesmal nur einer der beiden Rivalen sein wird, der die Möglichkeit erhält, dorthin zu reisen (und man vor Reiseantritt natürlich nebenbei noch im Halbfinale bestehen müßte).
Wer aus der Tatsache, daß die Hausherren inzwischen nur noch um eine Klasse tiefer spielen als die Frankfurter Adler, ableitet, daß
es heute mindestens genauso knapp zugehen wird wie beim letzten Mal, sieht sich schnell getäuscht. Die Eintracht bestimmt von Anfang an das Geschehen und geht nach elf Minuten früh in Führung, als Michael Fink bei einem Eckball sträflich alleine gelassen wird und keine Mühe hat, per Kopf zu verwandeln. Danach behalten die Gäste über den größten Teil der Partie die Kontrolle und nur vor der Halbzeit kommt es zu einer kurzen Drangphase des OFC, in der die ganz in Schwarz spielenden Frankfurter ein- oder zweimal ernsthaft in Bedrängnis geraten. In der zweiten Hälfte kommt dann die Stunde von Naohiro Takahara, denn dem Japaner gelingt es, mit seinen Treffern in den Minuten 61 und 72 letzte Zweifel am Ausgang der Partie auszuräumen. Am Ende bleibt es bei einem ungefährdeten Sieg für die Gäste und beide müssen sich jetzt schnell auf die kommenden Aufgaben in der jeweiligen Liga konzentrieren, in der sowohl die Eintracht als auch der OFC - erstere etwas mehr, letzterer etwas weniger - um den Klassenerhalt bangen müssen.
In den ersten Minuten ist die Stimmung durchaus einem Derby angemessen und die OFC-Fans liefern ein Intro mit einer Choreographie in Rot und Weiß über die Gegenseite, während sich die Anhänger der Eintracht, die offensichtlich nicht das meiste an Doppelhaltern und Fahnen
mitbringen durften (oder besser gesagt überhaupt nichts), mit der Präsentation eines Transparentes, auf dem es heißt "Offenbacher Retro-Trend: statt Megaphon ein Unterhemd" das Klischee des "prolligen Offenbachers" hochleben lassen. Pyrotechnische Artikel hätte man auf beiden Seiten wohl auch nicht dabei haben sollen, das beherzigen aber nur die Heimfans, wie sich nach dem 1:0 zeigt, als der Gästeanhang drei oder vier bengalische Feuern zündet und einige Leuchtpatronen in die Luft steigen läßt, was sicherlich nicht die feine englische Art ist, aber ohne Gefährdung der gegnerischen Fans vonstatten geht. Danach verflacht die Atmosphäre allerdings zusehends, und auch wenn man insgesamt oberhalb des typischen Support-Niveaus im deutschen Fußball agiert, gerät das heutige Spiel nicht gerade zu einem echten Stimmungs-Klassiker. Ganz witzig ist allerdings noch, daß die Eintracht-Fans den Offenbachern in recht derber Sprache vorwerfen, mit so ziemlich jedem Verein eine Freundschaft einzugehen, nur "um FFH sehen" zu dürfen, was der heimische Anhang damit kontert, daß man sich doch auch so bald wieder im Fußballalltag träfe und "Wir sehen uns wieder, in der 2. Liga!" zum Besten gibt.
Das auffälligste Charakteristikum des Stadions Bieberer Berg, das im Osten von Offenbach zu finden ist, ist sicherlich die Beleuchtungsanlage,
denn man verfügt über genau zwei Flutlichtmasten, die an zwei von einer Diagonalen getrennten Ecken des Platzes aufgestellt sind. Ansonsten findet man ein reines Fußballstadion eher traditioneller Bauart vor, das auf einer Seite über eine reine Sitzplatztribüne aufweist und im "Rückraum" einer Hintertorkurve weitere Sitzschalen zu bieten hat, mit der überdachten Gegenseite, dem unüberdachten
Gästeblock hinter dem anderen Tor und der gegenüber liegenden Vortribüne über wesentlich mehr Stehplätze als Sitzgelegenheiten verfügt.
Doch es sollen noch ein paar Worte über das Flutlicht verloren werden, denn die heute etwas kurios und nicht besonders hell wirkende Anlage lieferte bei ihrer Einweihung im Jahre 1968 mit 500 Lux die hellste Beleuchtung einer Sportanlage in ganz Europa und man mußte bis in die Schweiz, nach Jugoslawien oder in die Türkei reisen, um etwas annähernd Helles zu finden. Bei der Einweihung dieser Flutlichtanlage, damals als das "neue Wahrzeichen Offenbachs" gefeiert, kamen dann auch gleich 33000 Zuschauer auf den Bieberer Berg, was bis heute Rekord ist, um eine 2:3-Niederlage - nein, nicht gegen die Frankfurter Eintracht, sondern - gegen die Löwen vom TSV 1860 München zu verfolgen. Aus heutiger Sicht übrigens unvorstellbar, aber wahr ist, daß Kickers Offenbach lange Zeit auf den starken Pyroeinsatz seiner Fans sehr stolz war und man auf den Eintrittskarten die Tribüne abgebildet hatte, auf der zahlreiche bengalische Feuer brannten. Mit den Slogans "Feeling Bieberer Berg" und "Der Berg brennt" wurde das aktiv vermarktet, bis die Stadtherren Offenbachs im Frühjahr 1999 eine "Gefahrabwehrverordnung" verabschiedeten, die die Aktionen verbot, obwohl dabei niemals Probleme aufgetreten oder Verletzte zu beklagen gewesen waren.
Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus
Werner Skrentny: Das große Buch der Deutschen Fußballstadien, Göttingen (2001), Verlag die Werkstatt |