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Wisła Płock |
Wisla Plock Ultras |
90minut.pl Polnischer Fußballverband kicker.de |
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19.03.2005, Stadion Płock Kazimierza Górskiego , Ekstraklasa |
Seit seiner Gründung im Jahre 1947 führte Wisła Płock im polnischen Fußball eher ein Schattendasein. Zur Saison 1994/95
tauchte das zwei Jahre zuvor auf Petrochemika umbenannte Team zum ersten Mal in der Eliteliga des Landes auf und ist seither mehr
oder weniger als Fahrstuhlmannschaft unterwegs gewesen, wobei man seinen Namen über Petro und Orlen leztendlich wieder zum ursprünglichen Wis!a änderte, so daß man jetzt wieder nach dem Fluß benannt ist, an dem die 13000-Einwohnerstadt liegt und der in Deutschland auf den Namen Weichsel hört. Im aktuellen Spieljahr wird man wohl die Klasse halten und kann sogar noch nach Höherem streben, denn wenn auch das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes bei elf Punkten Abstand nach oben nicht mehr allzu wahrscheinlich ist, so könnte das Saisonende zumindest die Qualifikation zum UI-Cup bringen, auf die den Blau-Weißen nur fünf Zähler fehlen. Dafür könnte die Saison für Lech Poznań in der Zweitklassigkeit enden, denn die heutigen Gäste weisen zwar mit fünf Meistertiteln und drei Pokalsiegen eine deutlich bessere Erfolgsbilanz aus als ihre Gastgeber, aber aktuell bedeuten zwölf Zähler einen vorletzten Tabellenplatz, auch wenn man bei vier Zählern Vorsprung auf den Tabellenletzten GKS Katowice nicht in allzugroßer Gefahr zu sein scheint, denn Katowice hat mit acht Punkten gerade mal halb so viele Punkte geholt und Poznań gegenüber dem Kellerkind noch ein Spiel in der Hinterhand.
Die heutige Partie geht jedenfalls turbulent los und nach wenigen Minuten setzt sich der Trend fort, der sich aus den aktuellen
Plazierungen ergibt, denn es heißt 1:0 für die Hausherren. Viel Zeit, sich über den Treffer zu freuen, hat man dann aber nicht bei
Wisła und es dauert wiederum nur eine Handvoll Minuten, bis Lech Poznań einen Stellungsfehler in der Abwehr der Hausherren
ausnutzen kann, um zum Ausgleich zu kommen. In der Folge verflacht die Partie zusehends und es gibt nicht mehr allzuviel Bemerkenswertes zu vermelden. Auch der zweite Abschnitt ist eher langweilig, aber ein Highlight gibt es dann doch und das erfreut die Hausherren und ihre Freunde, die zu einem völlig unverhofften Tor kommen, als Płocks Marcin Wasilewski aus unmöglich spitzem Winkel einschießen kann. Noch mal schaffen es die Gäste nicht, einen Rückstand aufzuholen, zwar sind sie bemüht, aber das im schlechteren Sinne des Wortes, denn allzuviel fällt den Kickern aus Poznań nicht mehr ein. Am Ende bleibt es also bei einem 2:1-Sieg für Wisła Płock, der dafür sorgt, daß Lech Poznań erstmal weiter nach unten gucken muß, wo der Abstand wegen einer 1:3 Niederlage von Katowice gegen Grodzin Grodisk jedoch erst mal der gleiche geblieben ist.
Die Fanszene in Polen genießt einen eher zweifelhaften Ruf und zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen haben dazu geführt, daß
zumindest in den oberen Ligen sehr restriktiv gegen Fußballanhänger vorgegangen wird. Unter anderem ist es an der Tagesordnung, daß den Anhängern eines Vereins nach dementsprechenden Vorfällen der Besuch einer bestimmten Anzahl an Auswärtsspielen untersagt wird und lange hat es heute den Anschein, daß es auch diesmal so sein könnte, auch wenn starke Polizeikräfte in Stadionnähe für das Gegenteil sprechen. Schließlich zeigt sich, daß die Anhänger von Lech Poznań bis kurz nach dem Spielanpfiff außerhalb des Stadions festgehalten worden waren, denn sie werden in der Anfangsphase des Spiels von massiven Polzeikräften durch die Kurve in den Gästeblock gebracht, wo man sich gerade rechtzeitig niederlassen kann, um den Führungstreffer des Gegners zu bestaunen. Das Intro der WisÞa-Fans hat man dabei schon verpaßt, die in ihrem Block unmittelbar neben der überdachten Tribüne einige rote bengalische Feuer angezündet haben. Die Gästefans haben dann aber auch optisch einiges zu bieten, so gibt es immer wieder Schalparaden und diverse Blockfahnen mit Vereinsnamen und -zeichen, die zwischendurch vorgezeigt werden und am Ende bietet man mit weiß-blinkendem Sprühfeuer auch noch ein wenig Pyrotechnik. Auf Seiten P&322;ocks gibt es zur zweiten Hälfte noch eine kleine Show mit Doppelhaltern zu bestaunen und ansonsten unterstützt man sein jeweiliges Team während der Partie immer wieder mit Sprechchören. Am heutigen Tag gibt es auf beiden Seiten nur Support im besten Sinne und es kommt - soweit wir das bewerten können - auch nach dem Spiel zu keinen Auseinandersetzungen - wieweit das an der wie gesagt massiven Polizeipräsenz liegt kann freilich nur vermutet werden.
Das Stadion Kasziemierza Górskiego - oft auch einfach Stadion Płock genannt - ist ein typischer Vertreter osteuropäischer
Stadionkultur und wird faktisch als Allseater betrieben. 'Faktisch betrieben' heißt in diesem Fall, daß in den Kurven ein paar
Betonstufen vorhanden sind, die die Nutzung als Stehplätze erlauben würden, die aber im Ligabetrieb abgesperrt sind. Dazu kommen
mit größtenteils blauen Sitzen bestückte Tribünen auf Haupt- und Gegenseite, die von einem kleinen Bereich in der Mitte der Haupttribüne abgesehen ohne Überdachung auskommen müssen und die Tickets für den überdachten Bereich sind offensichtlich VIPs und Funktionären vorbehalten - jedenfalls nicht für jedermann käuflich zu erwerben. Die überdachten Plätze heben sich auch optisch vom Rest der Anlage ab, da dieser Block auch farblich die Ausnahme bildet und weiße Sitze enthält. Auf der Gegenseite gibt es noch eine Art kleine Empore, die als Plätze für Rollstuhlfahrer ausgzeichnet ist und auf beiden Seiten prangt in der Mitte der Längsseite ein Vereinszeichen. Vier Flutlichtmasten mit Strahlern sowie eine Anzeigetafel in einer der gesperrten Kurven runden das Gesamtbild ab.
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