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SpVg Radevormwald |
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Fußballverband Niederrhein LL NR 1 im WDR-Videotext |
Bravehearts - Ultras Remscheid |
16.11.2003, Stadion Kollenberg, Landesliga Niederrhein - Gruppe 1 |
Als sich am 1.7.1990 der BV Lüttringhausen Remscheid mit der Fußballabteilung des VfB 06/08 Remscheid zusammenschloß,
hoffte man in der 125000-Einwohner-Stadt im Bergischen Land auf eine goldene Fußball-Zukunft. Nach anfänglichen Erfolgen - immerhin kickte man von 1991 bis 1993 zwei Spielzeiten in der zweiten Liga - stellte sich eine Abwärtsbewegung ein, die zu Saisonbeginn mit dem Abstieg aus der Verbandsliga Niederrhein ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Oberstes Ziel sollte für den FCR der Klassenerhalt sein, doch bislang konnte das Team nach schwachem Start die Erwartungen übererfüllen: nach elf Spieltagen nimmt man den zweiten Tabellenplatz ein und darf sogar vom direkten Wiederaufstieg träumen, auch wenn der 1. FC Wülfrath als Klassenprimus fünf Punkte voraus ist. Dazu benötigt man heute einen Auswärtssieg aus dem Kreisderby bei der Spielvereinigung Radevormwald, für die das Spiel nicht nur prestigeträchtig ist, da man angesichts eines recht leichten Restprogramms in der Hinrunde (alle drei ausstehenden Gegner gehören zu den letzten vier der Tabelle) trotz aktueller Mittelfeldplazierung durchaus noch zur Tabellenspitze vorstoßen könnte - vorausgesetzt man schlägt heute den FC Remscheid. Zwar bringt es Rade - das "vormwald" lassen die Anwohner in der Regel weg - mit 25000 nur gut auf ein Fünftel der Einwohnerzahl von Remscheid, aber nach sportlich würde man dem Lokalrivalen bei einem Heimsieg auf drei Zähler auf die Pelle rücken.
Beide Teams finden eher mühsam in die Partie und die Anfangsphase sieht kaum Torchancen, bis ein ungeschicktes Einsteigen im
Strafraum zu einem berechtigten Foulelfmeter für die Gäste führt, die so nach 20 Minuten quasi aus heiterem Himmel in Führung gehen - wobei der echte Himmel bei regnerischem Wetter alles andere als heiter ist. Nur acht Minuten später ist der Spielstand wieder ausgeglichen und auch diesmal geht dem Treffer ein grober Schnitzer des Gegners voraus. Zwar ist das Tor selbst sehenswert herausgespielt, ermöglicht wird diese schöne Kombination aber erst durch ein grobes Mißverständnis im Mittelfeld des FC Remscheid, wo zwei Spieler zusammenstoßen und so der SpVg das Leder überlassen. Nach der Pause gewinnt das Geschehen deutlich an Fahrt, wobei Radevormwald jetzt klare Vorteile im Spielaufbau hat, aber immer wieder gefährliche Konterchancen für Remscheid zuläßt. Knackpunkt der Partie wird die 60. Minute, als der FCR zunächst eine hochkarätige Gelegenheit ausläßt und im direkten Gegenzug das 2:1 für die Hausherren fällt. Es sollen wütende Angriffe des FC Remscheid folgen, der durch den Gegentreffer aufwacht und sich noch mal gegen die Niederlage anstemmt. Das nächste Tor fällt dann aber wieder für Radevormwald, als Gästekeeper Kreil in der letzten Minute mit nach vorne geht und der Gegenzug mit einem Tor endet, das im Eishockey als Empty-Net-Goal bezeichnet werden würde. Zum Entsetzen der Hausherren läßt der Schiedsrichter noch fünf Minuten nachspielen und als die den Treffer zum 3:2 bringen, mutmaßen auf FCR-Seite wohl einige darüber, ob der Goalie nicht doch zu früh seine Position aufgegeben hat - aber wer weiß schon, ob dieses Tor beim Stand von 2:1 auch gefallen wäre?
Ein Derby wie dieses weckt natürlich Emotionen und so kommen trotz des Schmuddelwetters beachtliche 300 Zuschauer, von denen ein
beträchtlicher Anteil auf der Seite der Gäste steht - obwohl man sich beim FC Remscheid unter dem Etikett Derby sicherlich lieber zur Union nach Solingen oder zur ersten Mannschaft des Wuppertaler SV aufmachen würde. Zu Beginn der Partie zünden ein paar Gästefans ein rotes bengalisches Feuer, danach supportet man immer wieder per Gesang, läßt aber auch immer mal wieder Rauch in den Himmel steigen, was sehr zum Unwillen der Verantwortlichen geschieht, die durch den Stadionsprecher auf das Verbot von Feuerwerkskörpern hinweisen, und auch bei den gesetzteren Fans der Gäste auf nicht allzuviel Gegenliebe stößt. Die Anhänger der Hausheren haben mit "Derbies sind zum Gewinnen da - auf geht's!" ein Plakat eindeutig für den heutigen Tag gestaltet und fragen auf einem zweiten orthographisch etwas unorthodox "Hat man euch nicht Gewarnt vor uns?". Gesungen wird auch bei den Heimfans fleißig, die wie die Gäste einen gemessen an der Spielklasse sehr guten Support hinlegen. Nicht sehr sportlich ist allerdings, daß die Heimfans bei einer Gelegenheit - einer Ecke - den ausführenden Spieler behindern, was den Schiedsrichter dazu bringt, den Spielführer der SpVg zu sich zu zitieren, der danach den Anhängern ein paar warme Worte spendieren muß.
Das Stadion Kollenberg verfügt über einen klassischen Kunstrasenplatz mit flachem Teppich und gelben Linien, der durch eine
Laufbahn zu einer Leichtahtletikanlage wird, bei der man in den Kurven recht weit vom Geschehen entfernt steht. Diese Kurven sind allerdings ebenso wie die Gegengerade ohnehin nicht weiter ausgebaut, so daß es sich hier bestenfalls ebenerdig stehen läßt - nur eine Längsseite ist durch vier Stufen am Fuße eines wohl natürlichen Walles ein wenig ausgebaut. Oberhalb des Walles findet sich das Gebäude mit den Umkleidekabinen, aus dem auch an einem Fenster Verkauf von kulinarischen Köstlichkeiten erfolgt und das über eine Terasse verfügt, die aufgrund ihrer Überdachung heute besonders begehrte Plätze bietet - ist man doch sonst nirgendwo vor dem Regen geschützt. So drängelt sich hier ein guter Teil der Zuschauer, während um den Rest der Anlage die Schirme aufgespannt oder - in Form der Fanblocks mit den Remscheidern auf den Stufen und den Radern auf der ebenerdigen Gegenseite - dem Wetter ohne Hilfsmittel getrotzt wird. Als gegen Ende der Partie langsam die Dunkelheit einbricht, erhält auch noch die Flutlichtanlage Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen, die aus insgesamt acht Masten mit jeweils zwei Stahlern verfügt.
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