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Rahlstedter SC |
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Hamburger Fußball-Verband |
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07.09.2003, Sportplatz Scharbeutzer Straße, Landesliga Hamburg, Hansastaffel |
In der Hansastaffel der Landesliga Hamburg kommt es am heutigen Sonntag vormittag zum Wandse-Derby zwischen dem
Rahlstedter SC und dem gut vier Kilometer flußabwärts beheimateten TSV Wandsetal. Der TSV Wandsetal hat im letzten Jahr in der Verbandsliga gespielt und dort erwartungsgemäß von Anfang an gegen den Abstieg gekämpft. Der wäre um ein Haar vermieden worden, gerade mal ein Punkt fehlte den Wandsbekern am Ende zum Klassenerhalt, aber knapp abgestiegen ist eben auch abgestiegen und so muß man jetzt wieder in der Landesliga antreten. Für diese Spielklasse wird der TSV dann aber gemeinhin als zu stark eingeschätzt, so daß er als Titelfavorit ins Rennen geht, was drei Siege in Folge zum Saisonstart auch zu bestätigen scheinen. Am letzten Spieltag gab es mit einem 2:3 gegen den TSV Niendorf trotz zwischenzeitlicher Führung einen ersten Rückschlag und einen solchen würde der Rahlstedter SC dem Nachbarn auch gerne zufügen. Das würde dann auch reichen, um sich zunächst mal einen Punkt vor den TSV Wandsetal zu schieben, konnte doch der Rahlstedter SC bislang sieben Zähler auf der Habenseite verbuchen.
Die Gäste finden heute nie in die Partie und können das Spiel zu keiner Zeit offen gestalten, so daß am
Ende das Fazit heißen muß, daß sie der Rolle des Ligafavoriten in keiner Weise gerecht werden konnten. Die Niederlage fällt mit 0:3 am Ende nur aufgrund der Tatsache, daß zwei der Treffer in den letzten Minuten fallen, zu hoch aus - den Spielanteilen entspricht sie allemal. Dabei benötigen die Hausherren vor allem beim Treffer zum 1:0 durchaus etwas Glück - käme der Abpraller vom Torwart der Gäste nicht direkt so zum am Boden sitzenden Spieler, daß der frei einköpfen kann, hätte die Partie vermutlich stundenlang weitergehen können, ohne daß einer der beiden Kontrahenten einen Treffer erzielt. Auch in der zweiten Hälfte erweisen sich Spieler des RSC nicht als allzuroße Talent in der Rubrik Toreschießen, bis dann eben die letzten zehn Minuten zeigen, daß die Gastgeber schon wissen, was das Ziel des Spiels ist. Ein Alleingang inklusive Ausspielen des Torhüters bringt die endgültige Entscheidung, ein trockener Schuß vom Elfmeterpunkt den Endstand. Beim TSV Wandsetal wird man wohl die Partie noch ein paar Tage lang diskutieren, vielleicht müssen die Spieler erst mal realisieren, daß man trotz der Favoritenrolle und der gewonnen ersten drei Spiele auch in der Landesliga nichts geschenkt bekommt und um den Aufstieg kämpfen muß.
Unter den gut 200 Zuschauern, die sich zu der Partie eingefunden haben, ist ein guter Anteil von Anhängern der
Gäste. Die sind teilweise an Anstecknadeln oder Schals der Wandsbeker zu identifizieren, teilweise an den Reaktionen auf die Spielszenen, aber nie an irgendwelchen Support-Aktionen - und das ist kein Wunder, haben die anwesenden Freunde beider Clubs doch sicherlich in der Mehrheit das Rentenalter erreicht oder unmittelbar vor sich. Lautstarke Kritik und Kommentare sind natürlich in diesem Umfeld obligatorisch, ansonsten hält man sich eher zurück. So kann man dann immer wieder den taktischen Anweisungen lauschen, die der Captain des TSV über den Platz brüllt und die er immer mit dem Schlüsselwort "Wandsetal!" einleitet, das jedoch bei den Mitspielern nicht immer zum gewünschten Reflex führt. Nach dem Spiel ist man jedenfalls bei den Hausherren mit dem Geschehen hochzufrieden, während der Anhang der Gäste verständlicherweise ein langes Gesicht zieht. Der Charakter des Spiels als Lokalderby ist übrigens auch an den Anreisevarianten der Gästefans erkennbar, wann fragt man schon auf der Suche nach dem Stadion Radfahrer nach dem Weg, die antworten, daß sie auch noch nach dem Stadion suchen und sich später als mitreisende Gästefans entpuppen?
Der Sportplatz an der Scharbeutzer Straße verfügt über einen Rasenbelag, aber über keinerlei
nennenswerten Aufbau. Zwar haben ein paar Zuschauer die Gelegenheit, sich auf Stufen niederzulassen, die gehören aber eigentlich zu einer Treppe, die den Höhenunterschied zum benachbarten Nebenplatz mit Hartplatz ausgleichen, auf dessen Niveau sich auch die Umkleidekabinen befinden. Neben dem Platz ist rundum ebenerdiges Stehen angesagt, wobei man auf einer Seite noch die in einer Garage untergebrachte Soundanlage der Hausherren begutachten und nebenher ein wenig über die Frage rätseln kann, warum hier wohl ein Schild mit der Aufschrift "Krötenwanderung" an die Wand gelehnt ist. Jenseits der Gegenseite kann man seine botanischen Fähigkeiten überprüfen, indem man versucht, die zahlreichen unterschiedlichen Bäume zu identifizieren - bei groundhopping.de gelang das zumindest im Falle von Eichen und Birken. Eine Laufbahn findet sich übrigens nicht am Hauptplatz, aber ein breiter Rasenstreifen jenseits der Werbebande sorgt doch dafür, daß man nicht unmittelbar am Spielfeld stehen kann - teilweise ist der heute auch vom Spielfeld her mit Baustellenband abgesperrt, da - wie ein Schild verkündet - kürzlich neu eingesät wurde.
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