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12.03.2004, Georg-Melches-Stadion, Regionalliga Nord |
Rot-Weiss Essen hat in den letzten beiden Jahren jeweils in der Rückrunde der Regionalliga-Saison den Aufstieg verspielt,
während der BTSV als Nutznießer der ersten Schwächelei von RWE vor zwei Jahren aufgestiegen ist, dann allerdings postwendend
mit größtenteils ernüchternden Resultaten zurück in die Regionalliga geschickt wurde. In der laufenden Spielzeit hinken beide Kontrahenten den gesteckten Zielen - für beide wieder der Aufstieg in Liga 2 - hinterher. RWE hat immerhin den Aufstieg fest im Visier, auch wenn man zur Zeit keinen Aufstiegsplatz einnimmt. Näher dran an seinem Ziel ist auf jedem Fall Rot-Weiss Essen, das bei vier Punkten Rückstand auf die Zweitplazierten von Dynamo Dresden auch noch ein Spiel in der Hinterhand hat und hofft, in diesem Jahr als Jäger erfolgreich zu sein, nachdem man in der Rolle des Gejagten gleich zweimal noch abgefangen wurde. Beim BTSV dürfte man dagegen die Hoffnung, die Saison noch zum Guten zu drehen, bereits aufgegeben haben - mit 12 Punkten hinkt der Tabellenzehnte dem zweiten Tabellenplatz mehr Zähler hinterher als ihn von einem Abstiegplatz trennen, wo mit "nur" neun Punkten Rückstand Sachsen Leipzig lauert. Die wahrscheinlichste Möglichkeit ist wohl, daß die Gelb-Blauen weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun bekommen, sondern vielmehr vor einer langweiligen Restsaison im Tabellenmittelfeld stehen - wie gesagt weit davon entfernt, den eigenen Ansprüchen zu genügen.
Die Partie am heutigen Tag ist nicht wirklich schlecht, kann aber auch über weite Strecken nicht vorbehaltslos überzeugen. Zu
planlos sind die meisten Aktionen bei den überlegenen Essenern, als daß man den BTSV allzu oft gefährden könnte, zu wenig geradlinig vorgetragen die gelegentlichen Konter der Niedersachsen. Dennoch kommt es gelegentlich zu Chancen auf beiden Seiten, die aber eher die Schwächen beider Sturmreihen offenbaren, als echte Gefahr zu bringen. Als sich in der zweiten Hälfte abzuzeichnen scheint, daß ein torloses Remis das wahrscheinlichste Ergebnis für diese Partie wäre, führt eine Standardsituation eine gute Viertelstunde vor dem Ende der Partie doch noch zum 1:0-Treffer für die Hausherren. Das Gegentor fällt dabei für die Gäste in einer äußerst unglücklichen Phase, schienen sich die Löwen doch gerade selbst ein wenig auf eigene Stärken besonnen zu haben und eigene Chancen zu erarbeiten. Auch nach dem Führungstreffer für RWE hält der Höhenflug der Eintracht an, die nun auf den Ausgleich drängt und das Essener Publikum noch ein wenig zittern läßt. Kurz vor dem Ende findet das Leder sogar den Weg ins Tor der Hausherren, doch zur Erleichterung von Mannschaft und Fans in Rot-Weiß hat der Linienrichter in dieser Szene die Fahne zum Anzeigen einer Abseitsstellung gehoben. Die Gäste protestieren zwar energisch und auch BTSV-Trainer Loos macht nach der Partie keinen Hehl daraus, daß das Tor seiner Mannschaft für ihn völlig zu Unrecht annulliert wurde, aber das ist sicherlich nicht allzu belastend für Rot-Weiss Essen. Immehin ist man Dynamo Dresden bis auf einen Punkt nahegekommen und im weiteren Verlauf des Spieltages soll sich zeigen, daß man faktisch so gut wie vorbei an dem sächsischen Rivalen ist. Immerhin gibt der beim Spitzenspiel zwei Punkte gegen den Wuppertaler SV ab, so daß Essen nur noch zwei Punkte zurückliegt - und das bei einem Spiel in der Hinterhand, bei der es ausgerechnet gegen den im bisherigen Saisonverlauf nicht sehr beindruckenden Tabellenletzten vom VfR Neumünster geht.
Die Fanszenen von RWE und BTSV verfügen über einen ähnlichen Ruf. So gilt man als begeisterungsfähig und lautstark,
aber auch als der sogenannten dritten Halbzeit nicht abgeneigt - also gewaltbereit - und rechtsextrem unterwandert. Am heutigen Spieltag ist von letzterem auf beiden Seiten nicht viel zu bemerken, zumindest in dieser Hinsicht zeigen sich beide Fanblocks deutlich besser als der Ruf, der ihnen vorauseilt. Zunächst bietetet man auf beiden Seiten ein Intro mit reichlich Doppelhaltern und Fahnen, wobei im Heimblock zusätzlich eine Blockfahne gezeigt wird. Danach gibt es dann Support durch Sprechchöre und zum Teil auch Getrommel, wobei der Support auf Seiten der Niedersachsen doch etwas enttäuschend ist. Es sind vielleicht 300 Leute, die ihr Team nach Essen begleiten, was wohl dokumentiert, daß bei Eintracht Braunschweig einiges an Ernüchterung eingezogen ist. Insgesamt reicht es allerdings doch zu einem deutlichen Saisonrekord für RWE - in den bisherigen Spielen hat es nie mehr als gut 10600 Zuschauer (gegen Sachsen Leipzig) bei den Partien der Rot-Weißen gegeben und die Stimmung auf Heimseite ist angesichts des über weite Strecken langweiligen Spiels durchaus bemerkenswert. Dabei erlebt das Georg-Melches-Stadion eine Premiere, denn zum ersten Mal kommt es zu Wechselgesängen zwischen den Tribünen auf den Längsseiten, wobei man sich auf der Gegenseite ein langgezogenes "Er! Weh! Ehe!" zuruft, was rhythmisch teilweise noch etwas holperig ist, angesichts der Premiere-Vorstellung dieser Natur jedoch bereits jetzt recht gut funktioniert. Nach dem Treffer zum 1:0 hängt dann der rot-weiße Himmel natürlich endgültig voller Geigen und so mancher sieht wohl bereits jetzt die Anzeigetafeln in den Zweitligastadien der kommenden Spielzeit beim Besuch von Rot-Weiss Essen vor seinem geistigen Auge. In der heutigen Form wären die Anhänger von Rot-Weiß sicherlich eine Bereicherung dieser Spielklasse. Alleridings ist auch im Georg-Melches-Stadion die Erscheinung zu beobachten, daß selbst bei einem knappen Spielstand wie heute zahlreiche Zuschauer das Spiel vor Abpfiff verlassen.
Das Georg-Melches-Stadion ist bereits seit den zwanziger Jahren die Heimat des Teams, wobei es zunächst den Namen Sportplatz
an der Phönix-Straße trug, später auf den Namen Stadion Rot-Weiß hörte und schließlich nach dem langjährigen RWE-Vorsitzenden Georg Melches benannt wurde. Früher war die Westkurve der Versammlungsort der RWE-Fans. Von hier aus soll das lautstarke Publikum die Gästeteams zur Verzweiflung gebracht haben, und doch ist von dieser Westkurve nichts übrig geblieben. Von Wind und Wetter schwer mitgenommen, mußte die Kurve abgerissen werden und zurück blieb ein in Deutschland wohl einzigartiges Stadion mit dreiseitigem Ausbau. Man hatte sich beim RWE wiederholt bei Ausbaumaßnahmen übernommen und war mit seinen finanziellen Mitteln am Ende, als man das Stadion 1975 an die Stadt Essen verkaufte, die immerhin noch eine Tribüne und die Flutlichtanlage hinzufügte. Zumindest für Regionalligaverhältnisse kann sich die Anlage allerdings mehr als nur sehen lassen. An den Seiten findet sich die mit Sitzplätzen bestückte Haupttribüne und die von den RWE-Fans eingenommene Gegentribüne, während die Ostkurve den Gästen vorbehalten ist. Auch die Tatsache, daß alle Plätze im Georg-Melches-Stadion überdacht sind (wenn man mal von den ersten Reihen absieht, da das Dach etwas kurz geraten ist), ist in der Regionalliga nicht selbstverständlich.1
1 Die Stadionbeschreibung wurde aus einem älteren Bericht bei groundhopping.de "recycled".
Info
Da im Gästebuch Zweifel an der Authentizität der Behauptung geäußert wurden, daß es zum ersten Mal beim RWE Wechselgesänge gab, hier die Auskunft zur meiner Quelle: die Information stammt von einem langjährigen RWE-Fan und -Dauerkartenbesitzer. Laut seiner Aussage habe man in den Tagen vor dem Spiel im RWE-Forum verabredet, die Wechselgesänge zu probieren und das dann bei der heutigen Partie absprachegemäß durchgezogen. Ich habe das nicht weiter überprüft, sehe aber auch keinerlei Grund, daran zu zweifeln.
Auf Nachfrage wurde mir von dieser Seite die Information bestätigt, daß es vor dem heutigen Tag bei Heimspielen keine Wechselgesänge beim RWE gegeben habe. Allerdings habe man das prinzipiell bereits beim 2:0-Sieg in Uerdingen ausprobiert und auch beim Auswärtsspiel vom letzten Freitag, einem 0:0 bei Wattenscheid, habe man weiter daran gefeilt.
Info
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