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11.05.2004, Grotenburgkampfbahn Krefeld, Finale ARAG-Niederrhein-Pokal |
In der Meisterschaft haben die alten Freunde von Rot-Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf durch den
Abstieg des TSV Fortuna seit zwei Jahren nicht mehr gegeneinander gespielt und auch wenn der mit dem Ablauf der aktuellen Saison wegen des bereits sicheren Wiederaufstiegs der Düsseldorfer wettgemacht ist, sieht es ganz so aus, als sollte es auch im kommenden Jahr kein Treffen im Ligabetrieb geben. Mit sieben Punkte Vorsprung vor einem Nicht-Aufstiegsplatz hat nämlich auch der RWE den mehrmals knapp verpaßten Aufstieg überdeutlich im Visier, daß aber das Happy End der Saison aber noch nicht ganz sicher ist, bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf das heutige Pokalfinale. Die absolute Priorität in Essen hat halt das Unternehmen Aufstieg und da kann auch ein prestigeträchtiges Finale wie das heutige nichts daran ändern, daß man den Großteil der Regionalligamannschaft für die Aufgabe am kommenden Spieltag schont, wenn man mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten SC Paderborn bereits alles klar machen kann. So treten die Rot-Weißen heute nur mit wenigen Stammspielern und einer ansonsten aus den Kadern der sechstklassigen zweiten Mannschaft sowie des A-Jugend-Teams bestehenden Truppe an. Sechs Regionalligakickern, zwei Spielern der Reserve und drei A-Jugendlichen wird so die Aufgabe übertragen, im Pokalendspiel eine gute Rolle zu spielen. Der Ausgang ist für den RWE nicht weiter wichtig, wenn man den Erfolg in der Liga voraussetzt, denn als Zweitligist wäre man ohnehin für die Hauptrunde im DFB-Pokal qualifiziert, die auch dem heutigen Sieger als Belohnung winkt. Auch für die Fortuna sinkt die Bedeutung der Partie damit drastisch, würde doch der Pokalzweite für einen Aufsteiger nachrücken, so daß man am Flingerner Broich wohl auch bereits jetzt fest von der Teilnahme am DFB-Pokal ausgeht.
Der RWE ist das deutlich engagiertere Team und kommt bereits in der Anfangsphase immer wieder mal vor
das Tor der Fortuna, ohne aber wirklich klare Torchancen erspielen zu können, während die Düsseldorfer erst mal abwarten und vielleicht ein wenig drauf spekulieren, daß dem Gegner auf die Dauer die Luft ausgehen wird. Diese Rechnung geht jedoch nur bis zur 32. Minute auf, denn da werden die Fortunen durch den Treffer zum 1:0 zum Handeln gezwungen, der eine Gemeinschaftsproduktion eines Regionalligaspielers - Bjarne Goldbaek legt auf - und eines A-Jugend-Kickers - Philipp Kreuels schießt ein - ist. 1:0 ist dann auch der Pausenstand und im zweiten Abschnitt geben die Gäste, denn als solche gelten die Fortunen bei diesem auf neutralem Platz ausgetragenen Spiel, mächtig Gas. Mehrmals scheinen sie kurz vor dem Ausgleich zu stehen, wobei vor allem eine vertane Chance für Augenreiben sorgt, als das Leder zunächst den Pfosten trifft und dann aus so kurzer Distanz am Tor vorbeibugsiert wird, daß der Fehlschuß als echtes Kabinettstückchen durchgehen kann. Ein Unglück kommt selten allein und das gilt in diesem Fall auch aus der Sicht der Fortunen, die nur vier Minuten später mit dem Treffer zum 2:0 für ihre Dummheit bestraft werden - erzielt durch einen zusätzlich eingewechselten A-Jugendspieler namens Benjamin Venekamp. In der 88. Minute zeigt sich endgültig, daß der Tag aus Sicht der Fortuna ein rabenschwarzer ist, denn selbst durch einen Strafstoß kommt Düsseldorf nicht zu einem Tor - das Leder prallt vielmehr vom Pfosten zurück ins Feld, wo sich vier völlig freistehende Fortunen gegenseitig so irritieren, daß man nicht mal mehr zu einem Torschuß kommt - unglaubliche Szene! Am Ende bekommt also der RWE den Cup und wird auch im DFB-Pokal antreten, sollte man den Aufstieg noch verspielen... was aber kaum ein Trost sein wird.
Auch wenn die Anhänger beider Seiten bereits vor der Partie wissen, daß der RWE heute seinen
zweiten Anzug auszuführen gedenkt - man hat in der Essener Presse für Verständnis dafür geworben, daß der Aufstieg einfach wichtiger sei und auch der Stadionsprecher der RWE weist in seiner Ansprache vor Ort noch mal darauf hin -, zeigen doch beide Fangruppen, daß sie das Spiel oder zumindest ihre Rivalität durchaus ernst nehmen. So gehen die Fortuna-Fans erst mal mit einer Choreographie über die ganze Gegenseite in das Spiel, bei der es auf Blockfahnen Pokale und Fortuna-Zeichen in Sternen zu sehen gibt.
Auch von den Essenern, die allerdings klar in der Minderheit sind, gibt es eine Blockfahne mit einem
Pokal, die jedoch im Vergleich eher bescheiden ist. Im weiteren Verlauf gibt es immer mal wieder Transparente und Spruchbänder. So präsentieren die Fortuna-Fans den Essenern zu Beginn des zweiten Abschnitts ein nicht ganz so originelles "Ihr Lutscher" und die Essener schreiben den Fortunen "Für Euch das Spiel des Jahres - für uns der Witz des Tages" ins Gebetsbuch, was allerdings auf der anderen Seite wohl nicht wahrgenommen wird, weil man Probleme mit dem Ausrollen hat und die komplette Nachricht nie zu sehen ist. Später beweisen die Fortunen noch Italienisch-Kenntnisse und präsentieren ein Spruchband in dieser Sprache. Dazu gibt es von beiden Seiten immer mal wieder Pyro- und Raucheinlagen, die allerdings sehr unkontrolliert sind und größtenteils eher unspektakulär und sinnlos rüberkommen - da spielt sicher auch die starke Repression eine Rolle, die in Deutschland gegen derartigen - objektiv eben nicht gesetzeskonformen - Support geübt wird. Der Fortuna-Anhang benimmt sich hier aber auch wirklich daneben - bzw. zumindest ein Fortuna-Fan -, der mehrmals Leuchtkugeln in einen gegnerischen Block schießt, in dem sich, wie man nach dem Spiel hört, wohl ein paar KFC-Uerdingen-Fans befunden haben sollen. Im ersten Abschnitt bleibt der Mann wohl noch unerkannt, aber die Polizei bildet bereits eine Kette durch den Fortuna-Block, im zweiten Abschnitt wird er nach dem Rückzug der Polizei wieder mutiger und schießt erneut eine Patrone ab, wobei er wohl erkannt wird, schließlich rücken die Polizisten wieder ein, kassieren den Störer (in diesem Fall natürlich völlig zu Recht, wenn auch unter den Protesten der Fans im Block) ein. Support per Gesang gibt es natürlich auch, wobei vor allem "Mit der Jugend holen wir den Pokal" der Gassenhauer des heutigen Tages wird.
Eine ausführliche Beschreibung des Grotenburg-Stadions erschien bei unserem letzten Besuch der Anlage und soll hier zitiert werde:
Auf der Eintrittskarte zur Partie wird der Name des Spielorts mit Stadion Grotenburg angegeben, gemeinhin ist die 1927 für die Belange der Leichtathleten gebaute Anlage unter dem Namen Grotenburg-Kampfbahn bekannt. Fußball wird hier erst seit Anfang der 60er Jahre gespielt, als das aufstrebende Team des FC Bayer Uerdingen in die Grotenburg kam, der das Werksteam nicht nur unvergessene Fußballbspiele wie das 7:3 gegen Dynamo Dresden am 9. März 1986 brachte, sondern auch eine (tatsächlich zum Großteil von der Bayer-AG finanzierte) Flutlichtanlage, deren Masten seit 1976 dafür sorgen, daß nicht nur das Innere des Stadions deutlich zu sehen ist, sondern auch die Anlage selbst aus der Distanz. Für Leichtathletik ist das Grotenburg-Stadion inzwischen freilich nicht mehr geeignet, steht die Osttribüne doch gerade dort, wo die frühere Laufbahn hinter dem Tor verlief. Gegenüber dieser hohen Traverse, in der auch die Anzeigetafel untergebracht ist, findet sich ein abgerundeter Stehplatzbereich, der im Gegensatz zu seinem Gegenüber noch klar erkennen läßt, wo es damals eine Laufbahn gab. Beide Seiten des Platzes werden von großen Sitzplatztribünen abgedeckt, die mit grünen und roten Plastikschalen ausgestattet sind. Die Tribüne auf der Südseite ist hierbei etwas hochgesetzt und bietet damit noch Platz für einige vorgelagerte Stehplätze, die nominell überdacht sind, bei denen der Schutz vor Regen aufgrund des hoch über ihnen positionierten Daches aber sicherlich stark von der Gnade der richtigen Windrichtung abhängig ist - hier finden im rechten Tribünenbereich die Heimfans ihren Platz. Diese Seite wird offensichtlich als Haupttribüne verstanden, findet sich doch im oberen Berich eine kleine Kamera-Plattform und die Sprecherkabine. Die Tribüne auf der Nordseite - nach dieser Logik also die Gegentribüne - steht seit 1986 und ist somit die jüngste Tribüne der Anlage. Hier sind die Sitzplätze bis ganz nach unten gezogen und sie wird von einem Schriftzug Grotenburg-Stadion Krefeld geziert, der dokumentiert, daß man tatsächlich irgendwann die etwas altmodisch anmutende Bezeichnung Kampfbahn aus dem Namen geworfen hat. Die Gesamtkapazität der Grotenburg ist mit 35000 für die Regionalliga-Gegenwart des KFC deutlich zu groß, nachdem 1995 zunächst die Bayer-AG den Verein und dann wie oben erwähnt 1999 der Verein die zweite Liga verlassen hat.
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