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Zagłębie Lubin |
maps.google.de wikipedia Soccerway: Corruption sees another Polish side relegated |
PZPN - Polnischer Fußballverband 90Minut.PL kicker.de |
wikipedia |
14.11.2010, Stadion Zagłębie, Ekstraklasa |
Die Hüttenwerker von Zagłębie Lubin haben in den letzten Jahren nicht immer positive Schlagzeilen geschrieben. Nach dem überraschenden
Abstieg von 2004 kehrte man zwar direkt ins Oberhaus Polens zurück, aber es sollte sich herausstellen, daß das nicht nur auf dem
Fußballplatz sichergestellt worden war. Mit Wissen des damaligen PZPN-Präsidenten Michal Listkiewicz waren munter Spiele abgesprochen
worden, und es gab schnell Gerüchte, daß der Geldbeutel zumindest mit über den Aufstieg entschieden hatte. Aufgearbeitet wurde die
Affäre 2008, und sie führte nicht nur zum Aus von Listkiewicz, sondern auch zur Suspendierung diverser Vereine - darunter Zagłębie Lubin, die sich einmal mehr in der I Liga wiederfanden. Abermals gelang der direkte Wiederaufstieg und diesmal unter den Augen des neuen Präsidenten Grzegorz Lato - als Torschützenkönig der WM 1974 in Deutschland bekannt geworden - und des stark engangierten Innenministers
Grzegorz Schetyna, der 'den polnischen Fußball von all seinem Dreck' reinigen wollte - wohl auf sportlichem Wege. Heute hat es Zagłębie mit dem GKS Bełchatow zu tun, der seit 2005 in der Extrasklasa spielt, nachdem man bei den drei Aufstiegen zuvor zweimal im ersten und einmal im zweiten Jahr im Oberhause wieder abgestiegen war. Im vierten Versuch konnte man sich im Oberhaus etablieren und steht momentan auf dem fünften Tabellenplatz, so daß man in Bełchatow sogar davon träumen kann, sich zum zweiten Mal nach der überraschenden Vizemeisterschaft von 2007 für den Europapokal zu qualfizieren.
Die Partie findet auf recht schwachem Niveau statt, und beide Teams schaffen es nur selten, so etwas wie Druck auf das gegnerische
Tor zu auszuüben. Insgesamt wirken die Hausherren vielleicht einen Tick gefährlicher als der GKS Bełchatow, doch es sind die Gäste,
die nach 26 Minuten in Führung gehen - Maciej Malkowski schafft es, mit einem Flachschuß ins Eck Heimtorhüter Bojan Isailovic
zu überwinden. Im zweiten Abschnitt werden die Hausherren notgedrungen offensiver, müssen allerdings nach zehn Minuten noch einmal
eine kritische Situation überstehen, bei der Isailovic auf dem Posten ist und auch den Nachschuß klären kann. Insgesamt aber
stellt Zagłębie das überlegene Team, so daß es durchaus verdient ist, daß Lubin eine knappe Viertelstunde vor Schluß durch
Mateusz Bartczak ausgleichen kann. In der Folge drängen die Gastgeber auf den Siegtreffer und kommen noch zu der einen oder
anderen Chance, aber am Ende bleibt es bei einem Unentschieden, das die Kräfteverhältnisse auf dem Platz durchaus realistisch
wiedergibt.
Die Fans von Zagłębie Lubin haben Position in einem Hintertorbereich bezogen, wo man ein handgeschriebenes Banner mit der Aufschrift
"Zagłębie to me" - "Zagłębie sind wir" - präsentiert. Das klingt nach Protest gegen den Verein oder dessen Funktionsträger, und
tatsächlich scheinen sich die Heimfans nach der jüngsten Niederlage im als Derby emfpundenen Spiel gegen Slask Wroczlaw mit
dem Präsidenten des Clubs überworfen zu haben. Am Anfang sorgt man für ein paar Sprechchöre, um dann in Schweigen zu verfallen.
Das gleiche wird gegen Ende der Partie wiederholt, und in beiden Fällen richten sich die Sprechchöre mehr gegen Club-Präsident
Koczinski als dass es um Support für das eigene Team geht, das zur zweiten Hälfte sogar mit Pfiffen begrüßt wird. Unterdessen
genießen die GKS-Supporter ihre ungewohnten Freiräume und verschaffen sich angesichts der Stille im Heimbereich trotz der gewohnt eher
geringen Zahl von Gästefans immer wieder Gehör.
Wie in so vielen Fußballstadien Polens sind auch in Lubin in den letzten Jahren die Bagger aufgefahren, und man hat ebenso typischerweise
ganze Arbeit geleistet und eine völlig neue Anlage aus dem Boden gestampft, die mit ihrem Vorgänger
nicht einmal mehr den Namen gemein hat - offiziell handelt es sich inzwischen um die Dialog-Arena. Die ist ein hochmodernes, komplett überdachtes
Fußballstadion, an dem vor allem die stachelartig aus der Dachkonstruktion aufragenden Flutlichtmasten auffallen. Die Kapazität des alten Stadions von
35000 Plätzen läßt sich hier nicht erreichen - man wäre bei einer Zahl von 16300 ausverkauft, aber zum einen wird auch eine solche Menge von Zuschauern
in Lubin kaum erreicht, und zum anderen war das alte Stadion wegen Sicherheitsbedenken zuletzt nur noch für wesentlich weniger Zuschauer freigegeben.
Was man in der etwa 35 Millionen Euro teuren Anlage allerdings im Widerspruch zu moderneren Ansprüchen weggelassen hat, ist eine Anzeigetafel.
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