|
SV Rödinghausen |
maps.google.de WDR: Millionenstadion auf dem Dorf |
fußballdaten.de fußball.de kicker.de |
wikipedia |
17.11.2010, Wiehenstadion, Verbandspokal Westfalen |
Der SV Rödinghausen führt aktuell die Tabelle der Bezirksliga Westfalen 1 mit einer Bilanz von 13 Siegen
und einem Remis an, und man muß schon eine Weile zurückgehen, bis man eine Niederlage der Dorfkickers aus
dem Kreis Herford findet, dann man hat auch den dortigen Kreispokal gewonnen. Im Westfalencup hat Rödinghausen
vor dem heutigen Spiel gegen den SC Verl bereits einen Oberlgisten - den Dellbrücker SC - eliminiert, aber
der heutige Gegner spielt noch eine Klasse höher, und so geht man als Außenseiter in die Partie, und alles andere
als eine Niederlage wäre eine große Überraschung, die erste Pflichtspielniederlage seit - um das Rätsel aufzulösen -
dem 21.2.2010. Daß der SVR nicht unbedingt in der Liga kickt, in die man nach eigener Ansicht gehört, ist offensichtlich.
Die 3. Bundesliga ist das Ziel, das man möglichst schnell erreichen will. In gewisser Weise könnte die heutige
Partie eine Art Generalprobe für die Regionalliga sein, aber natürlich ist nicht davon auszugehen, daß die
Rödinghauser planen, mit dem aktuellen Kader soweit kommen zu können, auch wenn man meint, daß man auf jeden Fall
eine Besetzung hat, die gegen jeden Landesligisten favorisiert wäre.
In der Anfangsphase ist die Partie recht offen, und man kann zwar leichte Vorteile für den SC Verl ausmachen, aber
von einem Klassenunterschied ist nichts zu sehen, obwohl man immerhin vier Spielklassen auseinander ist. Natürlich
ist es der SC Verl, der das Spiel macht, während sich die Hausherren in die Defensive zurückziehen, aber die suchen
auch immer wieder den Weg nach vorne. Bis zur 35. Minute hält der Außenseiter so das 0:0, aber dann ist es soweit,
daß Verl in Führung geht, als Kaminski aus 25 Metern für die Gäste ins Tor trifft, die eine Spielminute zuvor bereits
nur an der Querlatte gescheitert sind. Vor der Pause gibt es noch eine Menge Aufregung, als der Gästetorhüter Milos
Mandic den durchgebrochenen Kai Wiebusch von den Beinen holt, aber die nach Ansicht von heimischen Spielern und
Zuschauern fällige rote Karte ausbleibt. In der zweiten Hälfte ist es dann aber doch der Regionalligist, der eindeutig überlegen ist und noch drei Treffer erzielen kann, bevor Michel Ciomber das vielbejubelte Ehrentor für Rödinghausen markiert.
Die Anhänger des SV Rödinghausen haben sich in der Mitte der Tribüne aufgebaut und dokumentieren ihr Selbstbild mit
einem Transparent "Ultras SVR", oberhalb dessen sie ein Intro mit Schwenkfahnen, Schalparaden und großen Pappbuchstaben
S-V-R abliefern, während sich der Gästeanhang im Außenbereich der Tribüne positioniert, wo man ein paar Zaunfahnen angebracht hat, wobei man mit heute nicht wirklich mit seinem 'Bauernlümmel'-Transparent kokettieren kann, wo man selbst als 'Großstädter' auf dem Dorf zu Gast ist. Im ersten Abschnitt bejubelt das Heimpublikum jeden Vorstoß seines Teams über die Mittellinie und ist bei der nicht gegebenen roten Karte gegen die Gäste völlig aus dem Häuschen. Insgesamt ist das Stadion so überfüllt, daß alle Sitzplätze belegt sind und die Leute dahinter in mehreren Reihen stehen müssen, so daß nicht jeder direkten Blick aufs Spielfeld hat und einige gezwungen sind, die Partie auf der Multimediatafel zu verfolgen.
"Tribüne", besonders aber "Multimediatafel" sind Begriffe, die bei Bezirksligaspielorten alles andere als selbstverständlich
sind, aber in Rödinghausen agiert man offensichtlich nach dem Motto "reich sein und das nicht verheimlichen".
Geldgeber ist der Unternehmer Friedrich Häcker, der ein Unternehmen leitet, daß Küchen vertreibt und dem SV
Rödinghausen eine je nach Quelle zwei bis fünf Millionen Euro teure Tribüne für 1400 Menschen an den vormals unausgebauten Platz gezaubert hat - folgerichtig heißt der Spielort inzwischen auch offziell 'Häcker-Wiehenstadion'. Eigentlich sollte das
Bauwerk erst im kommenden Frühjahr eingeweiht werden, aber angesichts des Pokalknallers hat man die Tribüne
zumindest schon einmal mit Sitzen und Geländern in einen nutzbaren Zustand versetzt. So kann die heutige Partie
im Wiehenstadion ausgetragen werden, auch wenn das Tribüneninnere noch ein Rohbau ist und zum Beispiel die
zukünftigen Umkleiden und Sanitärbereiche noch nicht nutzbar sind. Insgesamt macht das ganze dann doch einen
recht surrealen Eindruck, denn zum einen ist die Tribüne das einzige höhere Gebäude im Umfeld - sie steht genaugenommen sogar außerhalb des Ortsbereichs - und zum anderen ist der Spielort auf den drei anderen Seiten immer noch der
alte Dorfplatz, was den deplazierten Eindruck des Bauwerks weiter verstärkt.
|