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5700 Zuschauer
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Am 23. März 1919 wurde der Steyrer Fußballklub Vorwärts gegründet. Nach einer kurzen Phase in
der höchsten Spielklasse Österreichs 1950 bis 1951 sollte in den 1980er und 1990er Jahren die
Blütezeit der Oberösterreicher folgen, als man insgesamt 11 Jahre in der Bundesliga verbrachte.
Die ganz großen Titel blieben zwar aus, aber dafür machte Vorwärts Steyr 1988 Schlagzeilen, als
der Club mit Oleg Blochin den ersten bekannten russischen Spieler verpflichtete, der nach der Öffnung
der Sowjetunion nach Westeuropa kam. Eigentlich war Vorwärts schon Mitte der 1990er Jahre finanziell am
Ende, doch man konnte mit einer Bürgschaft der Stadt Steyr erst mal weitermachen und kehrte in der
Saison 1998/99 noch mal für ein Jahr in die Bundesliga zurück, das jedoch mit dem Abstieg und endgültigen
Aus endete. Es folgte 2000 der Konkurs, den der Club zwar nach sogenanntem Zwangsausgleich überlebte, aber
der Neustart als Achtligist in der 2. Klasse Ost war unvermeidlich, wo man 2001 an den Start ging, nachdem
der Spielbetrieb ein Jahr geruht hatte. Inzwischen hat man sich wieder bis in die vierte Liga des Landes
aufgerappelt und spielt als Aufsteiger in der Oberösterreich-Liga. Wenn es heute gegen Red Bull Salzburg geht,
treffen zwei Clubs aufeinander, die als Antithese zueinander gelten könnten, schließlich wird in Salzburg auf
die Tradition des SV Austria überhaupt kein Wert gelegt und man betrachtet sich als 2005 neu entstandenen Club und
hat nur aus lizenzrechtlichen Gründen darauf verzichtet, dieses Jahr als offizielles Gründungsdatum zu übernehmen.
Geld ist dagegen zuhauf vorhanden, was sich seither in zwei Meistertiteln und zwei Vizemeistertiteln niedergeschlagen hat.
Nur notorische Steyrer Optimisten dürften heute etwas anderes als eine klare Niederlage für den SV
Vorwärts erwarten und auch die dürften nach wenigen Minuten gespielter Zeit erkennen, was die Stunde
geschlagen hat. Red Bull Salzburg tritt auf wie bei einem Trainingsspiel und erzielt Treffer nach Belieben
gegen einen Gegner, der offensichtlich zu viel Respekt vor dem Meister hat und deshalb viel zu behutsam mit
den Gästen umgeht, statt sein Heil in Kampf und Einsatz zu suchen. Zwischen der 4. und der 14. Minute sorgt
Dorde Rakic mit einem lupenreinen Hattrick für eine 3:0-Führung für die Rot-Blauen und in der zweiten Hälfte
erhöht Red Bull locker auf 0:7, nachdem man sich im ersten Abschnitt offensiv zur Ruhe gesetzt, aber nicht eine
Chance für Steyr zugelassen hat. Jetzt kommt der SK Vorwärts gegen die zum Teil etwas sorglos agierende Salzburger
Abwehr zu der einen oder anderen Chance und am Ende soll es noch für den umjubelten Ehrentreffer des Traditionsclubs
reichen - recht spektakulär mittels eines indirekten Freistoßes erzielt, den Vogel in der Nachspielzeit aus dem Strafraum
an der gesamten Salzburger Mannschaft vorbei unter die Latte setzt und damit den Schlußpunkt der Partie setzt, die
unmittelbar danach abgepfiffen wird.
5700 Zuschauer dürfte man in Steyr selten beim Spiel begrüßen dürfen, heute allerdings ist die Zahl deutlich unter
den Erwartungen, war man doch davon augegangen, mit 6800 Besuchern 'ausverkauft' melden zu können.
Die Fans des SK Vorwärts haben eine aufwendige Choreographie vorbereitet, wie schon lange vor Anpfiff an den Bändern
zu erkennen ist, die vom Tribünendach in den Block gespannt sind. Die Aktion entpuppt sich schließlich als das Zeigen
einer offensichtlich für die Partie erstellten Blockfahne, auf der ein adlerähnlicher Vogel mit einem Vereinslogo von
Vorwärts Steyr in den Krallen zu sehen ist, dessen eigentliche Bedeutung allerdings mit ein paar Flammen aus Flügel und
Kopf angedeutet und mit dem begleitenden Spruch 'Lieber Phönix aus der Asche als Bullen aus der Retorte' exakt erläutert
wird, der wohl keiner Erklärung bedarf. Beim weiteren Support feuert man immer wieder sein Team lautstark an, verlegt sich
aber bei wachsendem Rückstand mehr in Richtung auf Spott gegen Salzburg und den roten Bullen, wobei unter anderem auf die
neueste Entwicklung eingegangen wird, indem man den Gästen ins Gebetbuch schreibt, daß sie nur ein "Vorort von Leipzig" seien.
Ein paar Salzburger Fans haben sich auch ins Stadion verirrt, haben aber bis auf ein paar Blockfahnen wenig zu bieten,
wobei auffällt, daß trotz des neugegründeten SV Austria Salzburg
auch bei RedBull-Fans teilweise weiter mit den Farben Violett und Weiß hantiert wird. Später gibt es noch eine eher unauffällige
Rauchaktion der Gäste und auch hier fällt auf, daß Rauch violetter Farbe verwendet wird.
Das Vorwärts-Stadion ist vereinseigen, was angesichts der Geschichte des Clubs mit seinem Finanzcrash einigermaßen überrascht.
Insgesamt verfügt es über zwei überdachte Tribünen und zwei offene Seiten, wobei die kleine Traverse hinter einem Tor in
verrottetem Zustand ist und folglich nicht für die Benutzung freigegeben wird. So bleibt die zweite Mini-Traverse auf der
Gegenseite für die, die nicht unter ein Dach wollen sowie für die Gästefans, die man vermutlich nicht gefragt hat. Auf drei Stufen
kann man sich hier breit machen. Die beiden Tribünen sind natürlich signifikant größer und teilen sich in einen Stehplatzbereich
hinter dem Tor auf, wo sich die aktiven Heimfans ausbreiten und ihre Choreographie zeigen, sowie eine Haupttribüne mit roten
Schalensitzen. Die wurde, wie ein Schild verkündet, 1986 errichtet und von Stadt und Fußballbund gefördert, stammt also aus der
Zeit, in der Steyr gerade auf dem Weg ganz nach oben und an den jähen Absturz noch nicht zu denken war.
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