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26.10.2013, Arena AufSchalke, Bundesliga |
Ins heutige Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und dem Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund - bzw. der Borussia Dortmund GmbH & Co. KgaA, welche im Spielbetrieb offiziell ja teilnimmt -
geht man mit recht unterschiedlichen Voraussetzungen, wobei die jüngsten Erfahrungen der beiden Rivalen
einen Bezug zu London haben. Daran erinnert man sich in Dortmund sicherlich gerne, wo es am vergangenen
Dienstag einen "Ausflug" in die britische Hauptstadt gegeben hat, bei dem man zum ersten Mal überhaupt mit
2:1 gegen den Arsenal FC gewinnen konnte und sich so eine gute Ausgangsposition für die Rückspiele der
Champions League Gruppenphase verschaffte. Die ist für die heutigen Gastgeber auch gar nicht so übel,
denn immerhin ist man in seiner Gruppe noch Tabellenzweiter hinter dem Chelsea FC, aber der ist
gleichzeitig mit dem BVB-Triumph in London in die Arena AufSchalke gekommen und hat die Blau-Weißen mit
3:0 verprügelt. In der Liga stehen die Schwarz-Gelben als Tabellenzweiter ebenfalls deutlich besser da
als der heutige Gastgeber, der in neun Spieltagen bereits acht Punkte auf die Borussia verloren hat, so daß
man wohl von einer Favoritenrolle der Dortmunder ausgehen kann. Andererseits konnte man das auch im Vorjahr,
und da hat es zwei 2:1-Siege für die Knappen gegeben, die nicht vergessen sind und von Borussia Dortmund
und seinem Anhang als Stachel im Fleisch verstanden und von den Schalkern als Beleg dafür angesehen
werden, daß es nicht immer die aktuelle sportliche Bilanz ist, die solch ein Derby entscheidet.
In den ersten Spielminuten begegnet man sich dann auch so halbwegs auf Augenhöhe und scheint damit
dem Schalker Manager Horst Heldt recht zu geben, der seinen Club vor Saisonbeginn öffentlich genau
so qualifiziert hatte, aber nach und nach verlieren die Königsblauen die Kontrolle über die Partie
und laufen ihren Gegenspielern zunehmend hinterher. So ist es bereits keine allzu große Überraschung
mehr, als BVB-Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang nach einer knappen Viertelstunde für das 0:1
sorgt. Danach spielt erst einmal nur der BVB, der in dieser Phase versäumt, die Führung auszubauen,
so daß man in der 30. Minute eine Schrecksekunde überstehen muß, als Schiedsrichter Knut Kircher
einen umstrittenen, aber sicher vertretbaren Elfmeter gegen die Gäste verhängt, den jedoch Schlußmann
Roman Weidenfeller parieren kann. Im zweiten Abschnitt ist es schließlich Nuri Sahin, der mit einem
Weitschuß das 2:0 markiert, gefolgt von der besten Phase der Schalker, die sich vom eingewechselten
Maximilian Meier mitreißen lassen, der nach nur zwei Minuten auf dem Feld im Nachsetzen den
Anschlußtreffer markiert und auch generell frischen Wind ins Spiel bringt. Allerdings hält der neue
Schwung nicht allzulange an, und schließlich besorgt mit "Kuba" Blaszczykowski auch auf BVB-Seite
ein gerade eingewechselter Spieler den Treffer zum 1:3. Spätestens damit ist die Partie entschieden,
jedenfalls ist danach kein allzugroßer Widerstand der Knappen gegen die Niederlage mehr erkennbar.
Zum Intro gibt es auf Schalker Seite eine Schalparade sowie die üblichen Utensilien Block-Trikot
und Block-Schal von Werbepartnern zu sehen, während der ultraorientierte BVB-Anhang eine Pyroshow
mit gelbem Rauch abliefert, über den man hätte sagen können, daß er schön anzusehen war, hätte man
sich nicht dummen und gefährlichen Begleitumständen (siehe Kommentar) selbst in die Suppe gespuckt.
Danach geht es erst einmal wieder in die Kabinen, da Kircher die Partie noch vor dem Anpfiff unterbricht.
Als es schließlich losgeht, ist aus dem Gästeblock recht durchgängig Support zu vernehmen, während
es bei den Heimfans, vor allem während der Zwei-Tore-Rückstände, immer wieder ziemlich leise wird,
was vom Auswärtsblock entsprechend hämisch kommentiert wird. Nach Schlußpfiff herrscht auf BVB-Seite
eitel Sonnenschein, und die Mannschaft kommt in die Fankurve, um mit ihren Anhängern zu feiern, was
angesichts der Vorfälle vor dem Spiel auch noch für Diskussionsstoff sorgen wird.
Kommentar
Eine Pyroaktion auf Gästeseite zum Intro hat bei den Revierderbies inzwischen eine gewisse Tradition - bei
den letzten vier Begegnungen von Dortmund und Schalke hat es stets auf Auswärtsseite im Block
gebrannt. So wie heute ist das freilich nie diskutiert worden, und das hat seinen Grund, denn die
Begleiterscheinungen der heutigen Aktion gehen über das Übliche weit hinaus und können selbst bei
Befürwortern des Einsatzes von Pyrotechnik kaum mehr als Entsetzen hervorrufen. Hier herrscht
üblicherweise der Konsens, daß Leuchtspurschüsse und Knallkörper nicht akzeptabel sind. Heute gibt es
beides, wobei die Schüsse mit Leuchtmunition eine besondere Qualität erreichen, weil mindestens ein solcher Schuß
auf der Westtribüne in einen vollbesetzten Block einschlägt. Dabei spielt auch keine Rolle, ob diese
Schüsse, wie der Großteil der Presse kolportiert, gezielt abgegeben wurden oder, wie man vor Ort eher den
Eindruck hat, völlig unkontrolliert irgendwo hingeschossen werden. Selbst wenn es sich wohl um einen
durchgeknallten oder vollgedröhnten Einzeltäter handelt, muß sich der Rest der beteiligten Anhänger (die
mit schwarzen Sturmhauben vermummt offensichtlich die Aktion von langer Hand vorbereitet haben) vorhalten
lassen, daß man zumindest in der Verantwortung steht, einem solchen Psychopathen die Waffe - und um
nichts anderes handelt es sich in diesem Fall - abzunehmen, wenn man ihn schon aus "Korpsgeist" nicht den
Ermittlungsbehörden übergeben mag. Am heutigen Tag hat man zum einen den Hardlinern Munition geliefert,
die jeden Einsatz von Pyrotechnik drastisch bestrafen wollen und zum anderen reichlich Gründe für einen
Einsatz der Polizei im Gästeblock geliefert, auch wenn es am Ende nicht dazu kommt, ebenso wie - durch
reines Glück - niemand ernsthaft verletzt wird. Hätte es einen solchen Einsatz freilich gegeben, der wie
gesagt völlig nachvollziebar gewesen wäre, hätte man sich vermutlich noch mit "Fußballfans sind keine
Verbrecher" als Opfer von Polizeiwillkür dargstellt, was dem Faß den Boden ausgeschlagen hätte und als
Groteske unfreiwilliger Selbstironie in die Derbygeschichte eingegangen wäre. Aber auch so ist über die
genannten Vorfälle, bei denen auch noch ein Teil der Plexiglas-Blockabtrennung aus dem Gästeblock in
einen darunterliegenden Zuschauerbereich geworfen worden sein soll, noch nicht das letzte Wort
gesprochen. DFB und Polizei ermitteln, und Borussia Dortmund hat drastische Strafen angekündigt, wenn die
Identität der Täter bekannt wird. Das öffentliche Standing von "Pyromanen" ist selbst in Kreisen, die
dem Einsatz von Pyrotechnik nicht generell ablehnend entgegen stehen, deutlich gesunken.
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